Die USA und Russland wetteifern darum, den ersten Spielfilm im Weltraum zu drehen. Nun hat Russland angekündigt, bereits im Oktober sein Filmteam zur Internationalen Raumstation zu schicken.
Von Michael Förtsch
Es sah danach aus, als würde Tom Cruise der erste Schauspieler werden, der einen Science-Fiction-Film im Weltall dreht. Wie im Mai 2020 berichtet wurde, wird der Top-Gun- und Mission-Impossible-Star nämlich die Hauptrolle im neuen Projekt von Edge-of-Tomorrow-Regisseur Doug Liman übernehmen. Und das soll auf der Internationalen Raumstation gedreht werden. Die Planung stand angeblich schon und auch der ehemalige NASA-Chef Jim Bridenstine hatte gesagt, er sei begeistert „mit Tom Cruise an einem Film auf der Raumstation zu arbeiten“. Aber dann kam es anders. Der vom Start-up Axiom „bis Ende 2021“ geplante Start der Axiom Mission 1 wurde zunächst auf Februar 2021 gesetzt – dann hat das Filmteam seine Pläne plötzlich um „ein bis zwei Jahre“ und damit seinen Flug aufgeschoben.
Für den russischen Regisseur Klim Shipenko ist das ein Glücksfall. Denn der soll, wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos kürzlich angekündigt hat, im kommenden Monat gemeinsam mit der Schauspielerin Yuliya Peresild zur Internationalen Raumstation starten – und dort mit The Challenge den ersten Spielfilm im All drehen. Der Regisseur als auch die Schauspielerin hätten ihre Sicherheits- und Gesundheitstests bestanden und seien bereit für den Start, wurde von der Behörde mitgeteilt.
Die beispielsweise aus Red Sniper bekannte Yuliya Peresild soll in The Challenge eine Ärztin spielen, die zur Internationalen Raumstation gesendet wird, um das Leben eines verwundeten Kosmonauten zu retten. Der 2017 mit dem Raumfahrt-Thriller Salyut-7 international bekannt gewordene Regisseur Klim Shipenko sagte auf einer Pressekonferenz, er wolle die außergewöhnliche Kulisse und die Schwerelosigkeit bei der Produktion so gut als möglich nutzen und Szenen zeigen, die selbst mit guten Special Effects nur schwer zu erreichen wären.
Nicht der erste Film mit Aufnahmen aus dem All
Peresild und Shipenko haben abseits von Sicherheits- und Gesundheitstests auch ein spezielles Training absolviert. Unter anderem haben sie mehrere Parabelflüge durchgeführt, um die Dreharbeiten in der Schwerelosigkeit zu üben. „In den ersten zwei Sekunden ist es beängstigend“, sagte Yulia Peresild auf einer Pressekonferenz in Moskau. „Aber danach ist es wundervoll.“
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Jetzt Mitglied werden!Der Start der Filmmission soll am 5. Oktober mit einer Soyuz-Kapsel erfolgen. Mit an Bord wird neben dem Filmduo auch der erfahrene Kosmonaut Anton Shkaplerov sein, der ebenso eine Rolle in der Produktion übernehmen wird. Nach dem Andocken sollen Peresild und Shipenko insgesamt zehn Tage an Bord der ISS verbringen – und danach zur Erde zurückkehren. Der Dreh soll nahezu vollständig in russischen Segment der Raumstation erfolgen.
Sollten der Start und Dreh wie geplant verlaufen, wäre das ein Meilenstein der Filmgeschichte. Allerdings wäre The Challange nicht der erste Film, der Filmmaterial aus dem All enthält. Schon im Jahre 1983 hatte der russische Regisseur Aleksandr Surin in seinen Film Vozvraschenie s orbiti – oder Rückkehr aus dem Orbit – mehrere Szenen eingesetzt, die von Kosmonauten auf der Raumstation Salyut 7 und in einer Soyuz T-9 gedreht worden waren. Der Videospielentwickler Richard Garriott, der 2008 als Tourist zur ISS flog, hat zudem mit Apogee of Fear einen Satire-Thriller-Kurzfilm auf der Internationalen Raumstation gedreht, bei dem der Astronaut Michael Fincke und die Kosmonauten Juri Walentinowitsch Lontschakow und Gregory Chamitoff mitgewirkt haben.
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