Rennen mit autonomen Drohnen: Der neue Wettbewerb der Bundesagentur für Sprunginnovationen

Vollautonome Drohnen, die selbst bei schlechtem Wetter sicher fliegen können: Danach sucht die Bundesagentur für Sprunginnovationen, kurz: SPRIND, in einem Innovationswettbewerb. Bis zum Finale im Herbst 2024 haben die ausgewählten Teams Zeit, ihr Fluggerät zu entwickeln. Dabei werden sie mit bis zu 150.000 Euro unterstützt. Bewerbungen sind noch möglich.

Von Wolfgang Kerler

Mit ihrem gerade gestarteten „SPRIND Funke“-Innovationswettbewerb unter dem Motto „Fully Autonomous Flight“ will die staatliche Agentur die Entwicklung von vollautonomen Drohnen fördern. Sie sieht darin Potential für Logistik und Mobilität gerade auf dem Land und angesichts der ohnehin schon fehlenden Fachkräfte. Auch für Rettungseinsätze oder für die Landwirtschaft könnten bessere Drohnen interessant sein.

Teams aus ganz Europa und weiteren NATO-Mitgliedstaaten können sich noch bis zum 14. Januar 2024 bewerben, um nicht nur bis zu 150.000 Euro Zuschuss, Beratung und Vernetzung mit Experten zu bekommen, sondern auch beim finalen Rennen dabei zu sein. Das soll im Herbst 2024 auf dem Fliegerhorst Erding, in der Nähe von München stattfinden. Wer sich bewerben will, findet hier alle Infos.

Weil sich Drohnen – anders als die sonst von der SPRIND geförderten Projekte aus Bereichen wie Kernfusion, DNA-Origami oder Analogcomputer – zunächst einmal nicht nach einer Sprunginnovation anhören, wollten wir von Jano Costard, dem zuständigen Challenge Officer, wissen, wieso sich die Agentur diesem Thema widmet.

1E9: Die SPRIND kümmert sich, wie der Name schon sagt, um Sprunginnovationen. Drohnen gibt es aber schon eine ganze Weile, auch autonome Drohnen. Wieso habt ihr das Thema trotzdem aufgegriffen?

Jano Costard: Drohnen sind tatsächlich nichts Neues und auch unsere Ferienflieger fliegen einen Großteil der Zeit mit Autopilot. Diese autonomen Fähigkeiten beschränken sich aber auf günstige Bedingungen, wie gute Sicht, und werden eng von Menschen überwacht. Ein vollständig autonomer Flug ohne enge menschliche Überwachung, unter widrigen Bedingungen, wie sie bei schlechten oder wechselnden Wetterbedingungen oder einem Teilausfall der Systeme auftreten, ist bislang nicht gelöst. Für den Einsatz autonomer Systeme ist der sichere Betrieb auch unter unvorhergesehenen Bedingungen aber essentiell. Deshalb unterstützen wir die Entwicklung dieser Fähigkeiten.

Welche gesellschaftlichen Probleme könnten mit autonomen Drohnen gelöst werden?

Jano Costard: Autonome Fluggeräte eröffnen den Menschen eine ganz neue Dimension. Auch wenn wir gelegentlich ins Flugzeug steigen oder Luftfracht den schnellen Transport über weite Strecken ermöglicht, ist unser Leben doch bestimmt durch unsere Aktivitäten auf der Erdoberfläche. Autonome Fluggeräte ergänzen die dritte Dimension auf eine bisher nicht dagewesene Art und Weise. Das betrifft nicht nur den Personenverkehr und die Logistik, sondern auch bisher nicht erreichte zeitlich und räumlich hochaufgelöste Daten aus der Landwirtschaft oder zum Schutz von Ökosystemen.

Das Finale eures Wettbewerbs wird ein Drohnen-Rennen sein. Heißt das, es geht nur um Geschwindigkeit? Oder wünscht ihr euch auch andere Qualitäten?

Jano Costard: Das Rennen wird so anspruchsvoll sein, dass jedes Team, das seine Drohne ins Ziel bringt, ein Sieger ist. Um das zu schaffen, werden die Teams verschiedene Qualitäten demonstrieren müssen, wie die Fähigkeit zur Navigation, situational awareness oder Kommunikation und Abstimmung zwischen unterschiedlichen Drohnen eines Systems. Wer das erfolgreich demonstriert, hat viel erreicht, sollte sich aber von der Konkurrenz nicht abhängen lassen.

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Besonders seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine ist der militärische Einsatz von Drohnen – auch von Drohnen, die eigentlich für zivile Zwecke entwickelt wurden – wieder in den Fokus gerückt. Die SPRIND soll sich nur um zivile Anwendungsfälle kümmern. Lässt sich das bei autonomen Drohnen überhaupt trennen? Wie geht ihr mit dem Dual-Use-Charakter der Drohnen um?

Jano Costard: Der Parcours und die darin zu bewältigenden Aufgaben sind durch zivile Anwendungsfälle motiviert und die stehen für uns im Vordergrund. Eine Übertragung dieser Fähigkeiten, etwa in den Bereich Blaulicht, für Feuerwehr oder THW, sind genauso denkbar. Die weitere Entwicklung für militärische Zwecke wird durch SPRIND hier nicht finanziert.

Titelbild: Wolfgang Kerler mit DALL-E 3

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