OpenAI-Chef Sam Altman soll mit dem ehemaligen Apple-Designer Jony Ive ein KI-Gadget planen, durch das Künstliche Intelligenz zu einem steten Begleiter werden könnte. Genau an so einem Gerät arbeitet jedoch schon ein anderes Start-up.
Von Michael Förtsch
Bis vor einem Jahr war OpenAI nur wenigen ein Begriff. Dann kam ChatGPT. Es machte das einst als Forschungs- und Entwicklungs-Nonprofit gestartete Unternehmen zu einem der meistbeachteten Start-ups. Und mittlerweile auch zu einem der wertvollsten. In Berichten über einen möglichen Aktienverkauf wird OpenAI auf 80 bis 90 Milliarden US-Dollar bewertet. Das Unternehmen mit knapp über 500 Mitarbeitern wäre damit mehr wert als BMW mit einem Aktienwert von 61 Milliarden Euro, fast so wertvoll wie die Deutsche Telekom mit 97 Milliarden und ein Drittel so wertvoll wie Oracle, das mit 286 Milliarden Euro bewertet wird. Mit ChatGPT, dem Text-zu-Bild-Generator DALL-E und den Schnittstellen zu seinen KI-Modellen erzielt OpenAI derzeit jedoch keinen Gewinn. Stattdessen kostet das Unternehmen alleine seine Cloud-Infrastruktur über 700.000 US-Dollar pro Tag. Daher – oder vielleicht trotzdem – plant OpenAI nun angeblich ein eigenes KI-Gadget.
Laut The Information soll sich OpenAI-Chef Sam Altman mit dem einstigen Apple-Chef-Designer Jony Ive getroffen haben. Ive ist vor allem für das sogenannte Flat Design des iPhone-Betriebssystems iOS7 bekannt. Im Jahr 2019 verabschiedete er sich von Apple, um mit LoveFrom ein Designkollektiv zu gründen, dem neben ihm auch Architekten, Modegestalter und andere Kreative angehören. Seitdem hat Ive unter anderem eine Schriftart und einen rund 60.000 US-Dollar teuren Plattenspieler gestaltet. Nun soll er mit OpenAI über eine Kooperation beim Design eines „Hardware-Gerätes“ verhandeln, das sich vollends auf Künstliche Intelligenz stützen soll.
Altman und Ive sollen debattiert haben, wie „neue Hardware für das KI-Zeitalter aussehen könnte“. Welchen Zweck und welche Funktion das Gerät erfüllen soll, ist jedoch noch vollkommen unbekannt und offenbar noch nicht festgelegt. Allerdings dürfte die Zielsetzung wohl in Richtung eines allzeitpräsenten und ansprechbaren KI-Assistenten auf Basis von ChatGPT gehen. Und hier hätte OpenAI bereits Konkurrenz. Denn andere Ex-Apple-Angestellte arbeiten an genauso einem Gadget – mit Geld von Altman und der Technologie von OpenAI.
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Jetzt Mitglied werden!Im Jahr 2018 starteten der ehemalige Apple-Design-Direktor Imran Chaudhri, der bereits am ersten iPhone beteiligt war, und Bethany Bongiorno, die Ex-Apple-Direktorin für Software Engineering, das Unternehmen Humane. Erst in diesem Jahr machte die Firma öffentlich, woran sie eigentlich werkelt: ein Anstecker, der es „den Menschen ermöglichen soll, KI überallhin mitzunehmen“, so Chaudhri. Der Humane AI Pin erinnert etwas an die Kommunikatoren aus Star Trek Die Nächste Generation – und funktioniert auch so ähnlich. Nach einem kurzen Andrücken kann über ihn mit einer KI gesprochen werden, die Fragen beantwortet, Sitzungen „mitschreibt“ und mehr. Ebenso kann über einen eingebauten Projektor ein Bild in die Handfläche projiziert werden, durch das der Pin auch wie ein Smartphone genutzt werden kann.
Microsoft, LG Technology, Volvo, aber auch Sam Altman als Privatperson haben in Humane investiert. Darüber hinaus soll Humane Technologie von OpenAI nutzen. Denn beide Unternehmen sind eine Partnerschaft eingegangen, wie im März dieses Jahres berichtet wurde. Ob es sich bei der Technik konkret um Sprachmodelle wie GPT-4 oder um die von OpenAI entwickelten Sprach- und Bilderkennungsfähigkeiten handelt, ist noch unklar. Denn auf Basis welcher KI-Modelle der AI Pin von Humane eigentlich funktionieren soll, darüber schweigt sich das Unternehmen bislang aus.
Dadurch könnte sich OpenAI in Zukunft selbst Konkurrenz machen. Und auch bereits etablierte KI-Assistenten dürften durch aktuelle Durchbrüche bei generativer KI wieder an Fahrt gewinnen. Beispielsweise Alexa, wie einige Experten mutmaßen. Amazon hat gerade erst angekündigt, bis zu vier Milliarden US-Dollar in den OpenAI-Konurrenten Anthropic zu investieren, der am KI-Chatbot Claude arbeitet. Im Gegenzug soll Amazon einen privilegierten Zugriff auf die Technologie von Anthropic bekommen. Beispielsweise um damit den sprachlich bislang eher rudimentären Heimassistenten Alexa aufzuwerten und zu einem echten Gesprächspartner zu machen.
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