Nicht nur Microsoft, sondern auch Oracle will TikTok haben

Die US-Regierung will einen Verkauf des US-Geschäftes von TikTok an einen US-Konzern erzwingen. Microsoft hat bereits bestätigt, in Gesprächen über eine Übernahme des Social-Media-Aufsteigers zu sein. Nun soll auch Oracle interessiert sein.

Von Michael Förtsch

Es ist vor allem US-Präsident Donald Trump, der Druck auf die Video-App TikTok macht. Hinter der steht das chinesische Unternehmen ByteDance, das einst mit einer rein chinesischen Fassung des Dienstes namens Douyin gestartet war. 2017 hatte das Unternehmen dann den chinesisch-amerikanischen Entwickler der Social-Media-App musical.ly übernommen und diese später mit Douyin zu TikTok verschmolzen. TikTok zählt weltweit mittlerweile über 800 Millionen Nutzer – viele davon in Nordamerika und allein 100 Millionen in den USA.

Da TikTok aus China gelenkt wird, ist die App nicht unumstritten. Insbesondere die Moderationsrichtlinien sorgten in den vergangenen Monaten für Kritik. Auch steht die Übernahme von musical.ly rückwirkend auf dem Prüfstand. Denn das Geschäft wurde offenbar nicht vom Committee on Foreign Investment in the United States für unbedenklich erklärt. Das Komitee bewertet Geschäfte und insbesondere Übernahmen in den USA unter dem Gesichtspunkt der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten und verhinderte in den vergangenen Jahren schon mehrere Übernahmen von US-Unternehmen durch chinesische Firmen.

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Laut einem Dekret von Donald Trump soll sich ByteDance nun binnen drei Monaten von allen Daten von Nutzern in den Vereinigten Staaten trennen oder sie vernichten. Außerdem wurde dem chinesischen Konzern untersagt, Eigentum in den USA zu besitzen oder zu unterhalten, das für den Betrieb von TikTok genutzt wird – gemeint sind Rechenzentren und Büros. Die einzige Option, TikTok in den USA zu retten, ist daher ein Verkauf an einen US-Konzern. Interessenten gibt es einige.

Auch Oracle will TikTok

Als erster bestätigte Microsoft-Chef Satya Nadella, dass Gespräche mit dem TikTok-Unternehmen stattfinden, nicht nur das US-Geschäft, sondern gleich auch das für Kanada, Australien und Neuseeland zu übernehmen. Microsoft hält zwar Anteile an Facebook und ist Eigner des Berufsnetzwerkes LinkedIn, aber steht im Social-Network-Markt sonst weit hinten an. Jedoch warnte Microsoft-Gründer Bill Gates davor, TikTok zu übernehmen. In einem Gespräch mit WIRED sagte er, eine Übernahme könnte zwar zu mehr Wettbewerb auf dem Markt führen. Langfristig würde sich das Geschäft aber wohl als „vergifteter Kelch“ erweisen, der Microsoft eher schaden als nützen könne.

Auch Twitter soll sich interessiert gezeigt haben, das Teilgeschäft von TikTok von ByteDance zu übernehmen. Das hatte zumindest das Wall Street Journal von zwei anonymen Quellen erfahren. Denen zufolge sollten schon Gespräche zwischen den beiden Unternehmen stattfinden – wobei es Zweifel daran gäbe, ob Twitter die Übernahme finanziell überhaupt stemmen könnte. Laut der Financial Times soll es nun auch noch einen dritten Interessenten geben, um das Geschäft von TikTok zu kaufen: das vom Milliardär Larry Ellison gegründete Tech-Unternehmen Oracle.

Oracle ist bisher eher für seinen Datenbank-, Server- und Cloud-Betrieb bekannt – ebenso wie für den Browser Opera. Mit dem Unterhalt eines Social Networks hat die Firma also bislang nahezu keine Erfahrung. Dennoch sollen schon erste Gespräche mit ByteDance laufen. Auch bei Oracle ist fraglich, ob das Unternehmen den Kauf und den Betrieb finanziell so einfach allein tragen könnte. Daher soll das Tech-Unternehmen mehrere Investoren mit an Bord holen, die die Finanzierung unterstützen.

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