Mobilität nach dem Shutdown: Wie leere Straßen einem die Augen öffnen können

Das Verkehrschaos in den Städten macht eine Pause. Aber wie geht es nach Corona weiter? Zurück zu Staus, vollen U-Bahnen und zugeparkten Radwegen? In seiner neuesten freifahrt-Kolumne plädiert Sebastian Hofer dafür, den Shutdown für einen Neuanfang zu nutzen. Und er wundert sich über die Volatilität mancher großer E-Scooter-Anbieter.

Eine Kolumne von Sebastian Hofer

Ist es nicht fantastisch, wie leer und leise es aktuell auf unseren Straßen zugeht? Ist es sehr naiv, zu hoffen, dass es so bleibt? Oder sollte ich mich vielmehr emotional auf diesen altbekannten Zustand einstellen, wenn ich mit meinem Fahrrad keine Schlangenlinien mehr auf der linken Spur machen kann? Jedenfalls ohne aggressiv angehupt zu werden. Ich fühle Freiheit – auch wenn man das bei all der sonstigen Unfreiheit ja gerade kaum laut schreiben darf. Doch genau darum geht es doch schließlich bei Mikromobilität: um Freiheit.

Ich weiß natürlich nicht, was jeder Einzelne von euch gerade in den emotionalen und faktischen Fokus nimmt. Für alle Mobilitätswende-Aktivist:innen und Greta-Thunberg-Pilger:innen da draußen ist das hier jedoch ein lange nicht mehr dagewesener transformativer Moment. Strukturen brechen auf und wollen in der Post-Corona Zeit wieder neu zusammengefügt oder neu geschaffen werden. Natürlich ist die aktuelle Lage auch ein gefundenes Fressen für so manche Interessenspolitik. Denn die Weichen, die wir im Anschluss stellen werden, folgen keinem Automatismus. Interessenverbände der Automobilindustrie versuchen bereits zaghaft, das Auto als Quarantänemobil zu positionieren oder die Gunst der Stunde zu nutzen, um die CO2-Emissionsziele zu lockern. Zudem nutzen Populisten aller Couleur die Angst und Unwissenheit, um das Momentum des Klimaschutzes zu bremsen.

Wissenschaftler:innen und Expert:innen auf der anderen Seite rufen nun in offenen Briefen an die Regierungen, zum Beispiel in England aber auch hierzulande dazu auf, unverzüglich pandemietaugliche Infrastruktur für den Fuß- und Radverkehr deutschlandweit zu ermöglichen – wohl auch, weil Bus und Bahn vorerst zu riskant erscheinen. So schreibt Changing Cities e.V., eine der führenden Initiativen, welche von Heinrich Strößenreuther gegründet wurde und aus dem Radentscheid in Berlin hervorgegangen ist: „Das Auto als individuelle Lösung stellt keine Alternative dar. Würden nach der Lockerung der Kontaktbeschränkungen alle ihre Wege im Pkw erledigen, käme niemand voran. Das Ergebnis wären unendlich lange Staus. Fortbewegung mit dem Rad und zu Fuß ist – wie vom Gesundheitsministerium empfohlen – die einzig wirklich pandemieresiliente Mobilität. Vor allem für Pendler:innen müssen alternative Lösungen zum Pkw zur Verfügung stehen, sonst droht ein Verkehrskollaps in den Städten.“

Christian Scheler, Verkehrsplaner und Mobilitätsvisionär vom Planungsbüro ARGUS Stadt und Verkehr erinnert dazu in Folge 18 meines Podcasts außerdem daran, „dass wenn bereits 20 bis 30 Prozent der täglichen Pendler leicht verschoben ins Büro fahren würden, wir unsere Stauprobleme in den Griff bekämen, da das vor allem ein Problem der Gleichzeitigkeit ist“. Wenn man das dann auch noch mit einem Home-Office-Tag pro Woche kombiniere, was sich jetzt ja als absolut gangbar und produktiv herausstellt, „hätten wir hier ein starkes Instrument für das Spitzenstundenmanagement des Autoverkehrs zur Hand“. Flatten the Curve , nur eben mit Autos.


Hier könnt ihr die gerade erschienene Folge 18 des Freifahrt-Podcasts mit Christian Scheler vom Planungsbüro ARGUS anhören.

Wie ein Elfmeter ohne Torwart

Die Autos sind von der Straße und die ersten temporären Pop-Up-Fahrradspuren sind in Berlin oder New York City – dem Vorbild von Bogota folgend – Realität geworden. Weltweit gibt es weitere Beispiele von Vilnius über Auckland bis nach Oakland. „Angesichts des verringerten Autoverkehrs werden wir eine Reihe von Straßen absperren, damit Radfahrer und Fußgänger dort Platz haben, sich bewegen können und sicher an die frische Luft kommen“ , kommentierte etwa die Bürgermeisterin von Oakland, Libby Schaaf, letzte Woche die 120 Kilometer für Mikromobilität gewonnenen Straßenraum.

Geht doch, möchte man jubeln! Doch hier muss ich direkt an Max Goldt und seinen schönen Titel Der Zauber des seitlich daran Vorbeigehens denken. Schön wäre es doch, wenn wir durch die jetzige Situation feststellten, dass der tatsächliche Zauber, welcher durch das Schlendern vorbei an Schaufenstern in autofreien Quartieren entsteht (wie vor kurzem in Hamburg getestet), mitgenommen werden könnte als Zielbild für die Zukunft. Mich beschleicht jedoch die Befürchtung, dass hier – im eigentlichen Sinne von Herrn Goldt – die Gefahr lauert, dass „ruhiges und friedliches Desinteresse“ von Verkehrsminister Scheuer & Co. dazu führen könnte, dass sie an diesem Elfmeter vorbeigehen und nach Corona Dienst nach Vorschrift Einzug erhält. Oder noch schlimmer, wenn sogenannten Experten gefolgt und erstmal die Mehrwertsteuer für neue Autos ausgesetzt wird. Autohäuser werden ja bereits durch Aufhebung der sonst gültigen 800 Quadratmeter Regelung bei der Wiederöffnung des Einzelhandels bevorzugt.

Was ist eigentlich systemrelevante Mobilität?

Besonders unfair bei den mobilitätsspezifischen Einschränkungen durch COVID-19 ist jedoch, dass der Teil der Bevölkerung mit höherem Einkommen einen eigenen PKW besitzt und häufig Jobs hat, welche Home Office ermöglichen. Jener Teil mit geringerem Einkommen wiederum ist angewiesen auf den ÖPNV. Häufig also genau die Personen, welche wir jetzt als systemrelevant bezeichnen. Gut, dass der ÖPNV trotz stark reduzierter Nachfrage um bis zu 90 Prozent vielerorts das Angebot wenig bis gar nicht eingeschränkt hat. Dies bestätigen verschiedene Quellen (Transit, Visual Capitalist und Citymapper) anhand ihrer Nutzeraktivität, welche ein gutes Indiz für die Nutzung des ÖPNV und von Sharing-Diensten ist.

Was ist denn nun aber die pandemietaugliche Alternative für jene, die den ÖPNV meiden wollen? Sozusagen die systemrelevante Mobilität für systemrelevante Personen? Die amerikanische National Association of City Transportation Officials, kurz: NACTO, hat ein Toolkit herausgegeben mit Empfehlungen, wie Städte mit COVID-19 umgehen können. Erstaunlicherweise zielt ein Großteil davon auf Fahrrad- und Fußverkehr ab. Ich wage an dieser Stelle mal die Behauptung, dass Mikromobilität ein hohes Maß an Resilienz mitbringt, da sie naturgemäß hervorragend die Lücken füllen kann, welche der ÖPNV offen lässt und sich zudem schneller und flexibler an neue Lücken anpassen kann. Genau darum geht es mal abgesehen von der Widerstandsfähigkeit bei Resilienz nämlich: um die Zukunftsfähigkeit gegenüber unvorhergesehenen Ereignissen und die Kunst, leichtfüßig und souverän mit solch einem Wandel wie der Coronakrise umzugehen.

Professor Stephan Rammler, Techniksoziologe und Zukunftsforscher aus Berlin, spricht in diesem Kontext in unserem neuen gemeinsamen Podcast Resilient Futures auch von einem Reallabor, welches wir als Gesellschaft jetzt durchlaufen. Ein Element davon ist nun, zu lernen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen, was gerade auf unseren Straßen und in unseren Köpfen passiert.

Müssen die selbst ernannten Retter der urbanen Mobilität nun selbst gerettet werden?

Bezogen auf die Landschaft der Sharing-Anbieter sehen wir derzeit, wie unterschiedlich diese mit dem Rückgang der Nachfrage umgehen. Praktisch jeder Anbieter versucht gerade, das Mögliche zu tun. Mein Gast Augustin Friedel, der Stratege für neue Mobilitätsangebote bei Volkswagen aus Folge 03, hat zur Nachverfolgung der Corona-Aktivitäten vieler Anbieter, welche von selbstreinigenden Griffen bis zu Freiminuten für medizinisches Personal reichen, eine gute Übersicht zusammengestellt, die täglich aktualisiert wird.


Hier könnt ihr Folge 03 des Freifahrt-Podcasts mit Augustin Friedel von Volkswagen nachhören, die im November 2019 erschienen ist.

Valerian Seither, ein weiterer Podcast-Gast und CEO des Elektro-Moped-Sharing Anbieters Emmy aus Folge 06 sagt zu der aktuellen Situation: „Wir bieten das an, was in diesen Zeiten ganz besonders wichtig ist: kontaktlose, individuelle Mobilität. Gerade in solchen Zeiten, in denen das ö ffentliche Leben in diesem Ausmaß eingeschränkt ist, wollen wir als zuverlässiger Bestandteil der innerstädtischen Mobilität zur Verfügung stehen. Auch wir haben mit drastischen Umsatzrückgängen zu kämpfen, haben uns daher um die Erschließung von neuen Umsatzquellen bspw. durch Langzeitvermietung bemüht, aber mussten ebenso auf der Kostenseite ordentlich einsparen. Mit den Maßnahmen konnten wir nun aber das Schlimmste abfedern und weiter unseren Service anbieten.“


Hier könnt ihr Folge 06 des Freifahrt-Podcasts mit Valerian Seither, Co-Founder und CEO von Emmy, nachhören, die im Dezember 2019 erschienen ist.

Wenn man den Aufschwung an Fahrradmobilität und Pop-Up-Bikelanes und das Engagement einer vergleichsweise kleinen Firma wie Emmy sieht, erscheint es widersprüchlich, dass ausgerechnet die großen E-Scooter Sharing Anbieter wie Lime, VOI, Bird & Co. als selbst ernannte Retter der Urbanen Zukunft als erstes die Straßen räumen. Bis auf TIER, welche vermutlich wegen der austauschbaren Akkus geringere Betriebskosten haben, verweilen fast überall in Europa die E-Scooter in den Lagerhallen. Sie könnten doch stattdessen ihre Flotten in den Dienst der Allgemeinheit stellen? Ist das nun der Beweis dafür, dass sich der Vorwurf bewahrheitet, es handele sich um Spielzeuge für Touristen und nicht um ein ernstzunehmendes Transportmittel?

Tatsächlich hat VOI nach eigener Aussage Städten und ÖPNV-Verbünden eine subventionierte Ersatzmobilität angeboten. Jedoch scheint bis auf Vilnius kaum eine Stadt solch eine Zusammenarbeit anzunehmen, geschweige denn anzufragen. Beim Bike-Sharing sieht das anders aus. Hier bietet Nextbike, der Betreiber der Sharing-Systeme in 15 Städten, in finanzieller Zusammenarbeit mit Städten und ÖPNV 30 Minuten kostenlose Fahrt an. Nach Aussage der Pressesprecherin Mareike Rauchhaus sei „die Nachfrage nach dem Lockdown um 25 Prozent gefallen, dann jedoch schnell wieder auf das Vorjahresniveau gestiegen. Die 10.000 kostenlosen Fahrten beim Metropolrad Rhein-Ruhr System waren nach drei Wochen verbraucht und zudem verzeichnen wir viele Neuregistrierungen.“

Lieber langweilig, dafür partnerschaftlich

Dass Städte und ÖPNV so zögerlich sind, liegt meiner Einschätzung nach zum einen daran, dass das es bei Ersatzmobilität für den ÖPNV primär um den Weg zur Arbeit geht und Pendelfahrten üblicherweise nicht in der Innenstadt beginnen, wo Sharing-Fahrräder und E-Scooter häufig oder sogar ausschließlich angeboten werden. Als Ersatz für U- oder S-Bahn kommen sie für viele daher einfach nicht in Frage. Auf der anderen Seite genießen E-Scooter-Sharing-Anbieter immer noch nicht das Vertrauen, welches sich die (stationären) Bike-Sharing-Anbieter inzwischen aufgebaut haben – und so kristallisiert sich im Überlebenskampf der E-Scooter-Verleiher gerade heraus, wie schwer es sein kann, ohne die Städte als Partner zu überleben.

Eine Resilienz- und aktuell auch eine Überlebensstrategie für Sharing-Anbieter ist also offenbar auch, sich im Mobilitäts-Ökosystem, in dem man sich tummelt, umsichtig zu verhalten. Die kommunikative Einbahnstraße, solch ein Angebot – in Form von Hunderten, über Nacht aufgestellten E-Scooter – einfach in Städten zu platzieren, bewährt sich nicht. Deshalb müssen jetzt vor allem Lime und Bird, die ähnlich wie Uber dem Prinzip „lieber um Vergebung als um Erlaubnis fragen“ huldigen, auf die harte Tour lernen, was Partnerschaft auf Augenhöhe bedeutet. Die neoliberale Natur von amerikanischen Unternehmen zeigt ihre fiese Fratze zudem bei den eigenen Mitarbeiter:innen: Bird hat gerade mit einer Sprachnachricht über 400 Mitarbeiter:innen entlassen, die das Unternehmen für Bird-Gründer Travis VanderZanden auf der Straße aufgebaut haben.

Unternehmerische Entscheidungen sind dieser Tage sicherlich keine leichten, jedoch frage ich mich schon, welche Rolle das Geschäftsmodell und das Auftreten der Unternehmen bei dem schnellen Verschwinden von der Straße spielt. Was sagt uns das über das extrem schnelle Venture-Capital-getriebene Geschäft der großen Anbieter? Und was über die vermeintlich uncooleren Bike-Sharing-Anbieter wie Nextbike oder Citi Bike in New York, deren Nutzerzahlen stabil blieben oder sogar gewachsen sind? Sean Flood, der CEO von Gotcha aus den USA, einem Anbieter für multimodale Flotten, bringt es in diesem Interview auf den Punkt: „Ich glaube, es liegt an der Idee des Blitz-Scalings und daran, wie man ein Unternehmen aufbaut. Meiner Meinung nach lässt sich die Welt der Apps nicht auf die Welt der physischen Güter übertragen. (…) [Geteilte Mobilität] ist ein langfristiges Spiel, bei dem es darum geht, der Partner der Wahl zu werden. Und der einzige Weg, das zu erreichen, ist mit einer partnerschaftlichen Einstellung. Man kann eine Kommune nicht zwingen, das zu tun, was man will. Die Menschen, die das probiert haben, lernen eine sehr teure Lektion.“

Stadtentwicklung als co-kreativer Prozess

Was aber heißt das alles für die Mobilitätswelt der Zukunft? Werden neue Mobilitätsanbieter in der Krise untergehen, Pop-Up-Fahrradspuren verschwinden und werden wir auf ein Angebot wie vor zehn Jahren zurückgeworfen, welches stärker geprägt sein wird durch den privaten PKW als „Quarantänemobil“? Ausschließlich gepaart mit der „Seuchenschleuder“ ÖPNV? Meine Antwort lautet entschieden: Nein! Ich hoffe sehr, dass die Gewinner dieser Krise nicht nur die Hersteller von Toilettenpapier sind, sondern vor allem Treiber der Mobilitätswende, die schon seit Jahren für eine Neuverteilung des Straßenraums kämpfen und gerade ebenfalls die Gunst der Stunde nutzen, um eine Petition durchzusetzen [Empfehlung des Autors: Bitte sofort unterschreiben!]

Das letzte Wort gebe ich heute dem Mobilitätsvisionär Christian Scheler. Denn aus seiner Sicht ist jetzt die richtige Gelegenheit, „Stadtentwicklung in Zukunft integriert zu denken und als kooperatives Planungsverfahren zu gestalten. Idealerweise auch mit Bürger:innen in einem co-kreativen Prozess. Das ist erstmal eine Phrase und nicht ganz einfach. Da müssen wir uns als Planer:innen ein neues Handwerkszeug zulegen, um mit dieser Komplexität umgehen zu lernen.“

In diesem Sinne: gute Fahrt und lasst die Haare wehen!

Die bisherigen Kolumnen von Sebastian könnt ihr hier nachlesen.

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Sehr cool. Auf das Thema habe ich gewartet. Wenn Anthropologen einer Transhumanistischen Zivilisation im Jahre 2620 den Anfang des 21. Jahrhunderts studieren, dann werden diese Forscher erkennen, dass unsere Gesellschaften die Könige der Flächenversiegelung waren (Wir sagen bewusst nicht Autobahnen). Diese Transhumanistischen Anthropologen in der Zukunft werden auch historisch nachweisen können, dass es der Messiahs Kanye West war, der uns aufklären konnte, nicht mehr in Boxen und auf versiegelten Untergründen leben zu müssen. Stattdessen fingen wir an die kreativen Formen der Milliarden an Jahren der Natur und unseres Universums zu nutzen zu lernen. Jede Stadt bekam ein Yeezy Campus und löste somit die Städte als Zidadellen des Beton und Stahls, der naturfeindlichen Flächenversiegelung ab.

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Ich dachte erst, dieser Satz wäre aus einer deiner Zukünfte-erträumenden Sessions gekommen… Aber dann google ich nach Yeezy Campus – und sieh an:

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Oh, das ging ja schneller als gedacht und erfunden. :joy: :joy: :joy:

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Omg ich bin bereits ein Anhänger. Und stehe in der Mitte des Prozesses :slight_smile:

:heartpulse: Kanye

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Freut mich, dass Du darauf gewartet hast :pray:
Stell Dir vor, diese Forscher entdecken Deinen Beitrag hier? Dann werden sie sich bestimmt verbeugen!

Diese Initiative von Kanye war mir noch nicht bekannt. Ist er also so eine Art kopfnickender Osho?

Ich finde die Antwort „flow“ jedoch wenig überzeugend als Alternative zu der kritisierten „Box“. Schließlich sind die Boxen, in Form von Gebäuden doch ein großartiger Fortschritt in Sachen Unabhängigkeit vom Wetter - oder wollen wir jetzt eingestehen, dass das eher ein Problem ist?
Wie steht es mit der Notwendigkeit on räumlicher Resonanz, die wir brauchen um uns heimisch und geborgen zu fühlen? Oder habe ich sein Konzept der Box, oder dann der Anti-Box nicht verstanden?

Und warum muss man mit so einem militärisch aussehenden Gefährt durch die Wüste fahren?

Fragen über Fragen… Die Sache mit der Landversiegelung will ich damit aber gar nicht relativieren im Übrigen.

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Und noch was - für alle, die schon in ein, zwei Folgen reingehört haben: Würde mich freuen, wenn ihr euch kurz Zeit für 8 Fragen in dieser kleinen Umfrage nehmt, damit ich etwas lernen kann über meinen Podcast und über euch als Zuhörer:innen

Danke! :pray:

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Bei einer Bio-digitalen Fusion geht es einfach darum vor der Natur keine Angst mehr zu haben, diese nicht bekämpfen zu wollen, zu kontrollieren und vernichten zu müssen. Es geht um die Auflösung einer falschen Dichotomie zwischen Natur und das was wir designen. Es geht um die Integration von Natur und Biologie direkt in unsere Designvorstellungen. Und nicht mehr nur um 7 kleine mickrige Bäume im Abstand von 5 Metern an die Straßenseite pflanzen, nach dem Motto, so, jetzt haben wir unsere Pflicht für Begrünung erfüllt und wenn zu viele Insekten in unserer Nähe sind dann werden die chemisch getilgt. Das ist einfach nur emotional und intellektuell Impotent. Und mit dem Thema was du angesprochen hast, die Wiedergewinnung von Flächen, plus, eine völlige Neuorientierung was urbanes Design eigentlich alles sein kann, lässt sich eine neue Dimensionalität von Design mit fließenden Übergängen zur Natur ermöglichen. Der Lotus Effekt ist ja nur ein bekanntes Beispiel wie genial Natur ist. Der Witz ist doch, dass es ein Kanye West ist, der uns sowas aufzeigen muss. Wo sind denn die wirklichen Visionäre unseres Jahrhunderts in Europa und in Deutschland, die sich ganz andere Realitäten vorstellen können und gegen den Strom schwimmen? Und zwar Realitäten in denen die jetzigen Probleme allesamt nicht-existent sind, weil sie bereits durch visionäres Design gelöst wurden. Wenn wir aus dem schnell-und-billig-Bauen Modus rauskommen und der Versuchung widerstehen können mit Bakterien angereichertes Beton einzusetzen, was sich bei Rissen immer wieder selbst schließt (also eine fehlorientierte Bio-digitale Fusion die auf der alten Weltanschauung der Flächenversiegelung beruht), dann sollten andere Welten auch möglich sein. Cheers buddy! :relaxed:

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Ja!
Es ist ja so, dass der Mensch in seiner Kulturgeschichte aus Natur Landschaft gemacht hat. In dem Wort steckt das Verb „schaffen“. Der Mensch hat sich diese Landschaft also kreiert. Da hat mich mal Klaus K. Loenhart, Architekt und Professor an der TU Graz drauf hingewiesen. Und er hat Recht.

Wir haben aus der Natur etwas gemacht das wir technisch kontrollieren, unterwerfen können…insofern ist Kreation da negativ besetzt, finde ich.
In „idyllischer“ Weise haben wir aus Natur Umwelt gemacht, die wir dann vielleicht schützen wollen. Dabei sollte es doch aber Mitwelt heißen! Die Welt ist nicht dichotomisch außerhalb von uns, um uns. Wir sind ein Teil von ihr… mit ihr.

Ich würde sagen Loenhart ist so ein Visionär mit seinem Büro. Er hat z.B. den österreichischen Pavillon auf der Expo in Mailand entworfen. Da hat man einen Wald gepflanzt und ihn mit technischen Interventionen zu mehr Evapotranspiration gebracht. Die Ventilatoren waren im Wald sichtbar. Es war ein Miteinander aus Natur und Technik. Nicht zerstörerisch, sondern schaffend! Der Wald hatte eine extreme Performanz an Sauerstoffproduktion. Und die künstlich motivierte Verdunstung war ein willkommener frischer Nebel für die Besucher im heißen Mailand. Solche Projekte zeigen, dass eine Verschränkung von Natur und Technik wunderschöne sinnliche Vorteile haben kann. Und dann ist so eine Landschaft eine äußerst positiv besetzte Kreation. :slight_smile:

Mit solcher Architekur und Schaffung von Lebensraum könnten wir Menschen vllt. noch trotz Klimawandel länger auf Erden wandeln?! Aber dazu brauchts noch mehr Visionäre und entsprechende Raumplanung!

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@barbara.mutzbauer Wow, sehr geniales Beispiel. :star_struck: Da bekomme ich bei dem Video Gänsehaut. Ich kannte das Architektenbüro nicht. Somit tausend Dank für den Hinweis. Aber da könnte die Reise wirklich hingehen. :exploding_head: Das macht Lust auf einen versöhnenden Einklang mit der Natur. Jetzt ist der Faktor Zeit von kollabierenden Systemen unsere größte Herausforderung, und eine zivilisatorische Bildungsinitiative, die diesen transformativen Prozess beschleunigen muss.

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Gute Frage… ich denke mir immer "wer das fragt müsste das doch in Teilen selbst beantworten können, sonst bleibt es bei der hohlen Forderung. Damit will ich die Richtigkeit der Forderung nicht kleinreden :wink:

Ich finde den Gedanken der Bio-digitalen Fusion spannend. Ich kann mir vorstellen, dass das Design, welches wir heute haben halt ein Zwischenzustand ist. Im Sinne, dass Designer halt begonnen haben mit einem gewissen Konzept im Kopf und wir inzwischen halt durch solche klugen Köpfe Nanotechnologie entdeckt haben und folglich weitere Technologien in dieser Art entstehen werden. Andersherum würde das ja bedeuten, dass man von Beginn an all das hätte berücksichtigen müssen, oder verstehe ich Dich da falsch?

Ja, da gebe ich Dir Recht - ich denke jedoch auch hier, dass das ein normaler Prozess des Menschen ist, dass man sich erstmal etwas aneignet und auch manchmal unterwirft, um dann gestalterisch tätig sein zu können - bis man merkt, dass dies/das eventuell nicht so umsichtig war?

Das genannte Beispiel gefällt mir auch super! Kennt ihr Green City Solutions?

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Ich hatte in Mailand auch Gänsehaut :smiley:. Weil der Nebel so angenehm war.

Ja Bildung und auch Selbstreflexion, Erkenntnis. Letzteres ist leider kein Anreiz für Investoren.
Es muss daher auch (nicht nur) politisch motiviert werden, damit die Ökonomie die Ökologie nicht nur als Deko nutzt, sondern wirtschaftliche Anreize erhält, die Betonwüsten gegen City-Land-Scapes zu tauschen.

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Sehr cool, danke :slight_smile: Mehr davon!!

Da ist richtig. Ich habe (leider ist mir gerade echt entfallen wo genau) kürzlich gelesen, dass kleine Kinder ihre Welt auch genauso entdecken, ja die Welt überhaupt verstehen und „sich darin“. Erlebnis und Erfahrung durch Zerstörung. Sie greifen sich Dinge und zerlegen sie erstmal, sie hauen sie auf den Boden und schauen was passiert. Das ist kein antrainiertes Verhalten, das ist total instinktiv. Insofern also normal, ja. Vor allem ist es ja auch effektiv, denn so lernen sie ja auch, was sich jeweils als Konsequenz ergibt und wie das Ding funktionierte und dann die anderen Dinge funktionieren werden.

Die Welt ist aber eben gar nicht so ein Ding. Denn es gibt nicht noch mehr davon. Die Welt sind wir auch selbst. Und daher würde ich hoffen, dass der Mensch sich schneller aus seiner „Infantilität“ herausentwickelt (bitte nicht falsch verstehen. Ich meine das echt nicht despektierlich gegen irgendjemand, nur auf die globalen Prozesse bezogen). Bevor das Ding ganz zerbrochen ist.

Vllt sind wir aber aber schon in unserer technologischen Präpupertät? Noch ein bisschen mehr Technologie und wir sind bald „aus dem gröbsten raus“? Ich hab die Hoffnung bald „gross zu werden“ bzw. ohne Vergleich formuliert, dass die Menschheit schon dabei ist sich aus der bisherigen Normalität heraus zu entwicklen. Und solche tollen Beispiele wie Green City Solutions zeugen davon. :seedling:

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Hey @sebastianhofer Da hast du recht. Ich hoffe bei solchen Forderungen ja insgeheim auch immer, dass alle hier im Forum dann Flashmob-mäßig auftauchen und rufen „Hier“, „hier“, „hier auch“. Ist somit eher eine Frage, die wir alle für uns selbst beantworten können. Und das soll jetzt kein ‚confirmation bias‘ sein, von wegen nur die coolen Visionäre tummeln sich auf 1e9. Aber hat ne gute die-Party-findet-in-der-Küche-statt Atmosphäre, die es einfacher macht, Ideen und Gedanken zu teilen. :v:

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Absolut, die Stimmung zu gestalten und aufzurufen hat ja auch einen Wert an sich! Vermutlich ist das ja auch der Nährboden, auf dem dann entwickelt wird…

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Yeezy! Haha. Aber ich hoffe auch wir stehen schon lange in der Mitte der Transformation. LED und Wald mit koexistenten Architekturen sind tatsächlich, die Bilder der Zeit. Pop-Up-Bikelanes haben etwas, synonym zur rückerobernden Natur, von der Rückeroberung des Stadtraumes. Allein die Erdgeschosszonen in denen sich öffentliches städtisches Leben abspielt, erweitern sich durch Warteschlangen aus den Läden in den Raum, es werden Tische und Stühle aufgestellt, wo vorher keine waren. Ich würde mir mehr solcher Annexionen auch nach dem Shutdown wünschen.

Was die Mikro-Mobilität angeht, möchte ich den üblichen Dienstleistern gerne mal https://swapfiets.de/ gegenüber stellen. Gefühlt ist das ein Konzept, das funktioniert und Leute animiert umzusteigen. Ich sehe in den letzten Wochen (und davor) mehr blaue Reifen rollen als e-scooter.

Mit dem aktuell reduzierten Verkehr und der neu gewonnenen Sicherheit, denke ich wird sich das Fahrrad als Mobilitätskonzept Nummer Eins für die Stadt nicht mehr wegdiskutieren lassen.

Das hat vielleicht auch Andi Scheuer schon erkannt: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-04/andreas-scheuer-verkehrsregeln-strafen-schutz-fahrradfahrer

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Swapfiets macht einen super Job! Keine Frage… Der Unterschied ist halt, dass sie ein Fahrzeug als 1zu1 Beziehung vermieten und man eben nicht on-demand draufspringt. Genau das ist aber für mich er einzige Use-Case für E-Scooter.

Schönes Bild übrigens, dass Pop-Up Bikelanes ne Art Rückeroberung der Natur für Dich sind…

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