Im vergangenen Jahr hat sich Facebook in Meta umbenannt. Denn das Unternehmen sieht seine Zukunft im Metaverse. Wie nun jedoch der ehemalige Politiker und jetzige Meta-Mitarbeiter Nick Clegg erklärt, wolle die Firma von Mark Zuckerberg kein eigenes Metaverse bauen – aber dennoch viel mitbestimmen.
Von Michael Förtsch
Es war eine Ankündigung, die ebenso viel Staunen wie Spott und Skepsis nach sich zog. Im Oktober letzten Jahres kündigte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg an, dass Facebook von nun an Meta heißt. Denn das Unternehmen sei nun eine Firma, die ihre Zukunft im sogenannten Metaverse sieht – also der mehrheitlich immer noch hypothetischen Vision einer digitalen Parallelwelt, die von Nutzern mitgestaltet werden kann. Das Metaverse sei „die nächste Plattform der sozialen Interaktion“, sagte Zuckerberg. In der aufwendigen Präsentation spielte Meta zahlreiche Szenen ein, wie das Metaverse nach dem Verständnis von Zuckerberg und seinen Mitarbeitern aussehen könnte. Aber nun kommt heraus, dass Meta das Metaverse gar nicht selbst bauen will. Das sagt zumindest Nick Clegg, ehemaliger stellvertretender Premierminister von Großbritannien und jetziger Chef von Metas Abteilung für Global Affairs .
In einem langen Essay schreibt Clegg, dass „es kein von Meta betriebenes Metaversum geben [wird], so wie es heute kein ‚Microsoft-Internet‘ oder ‚Google-Internet‘ gibt“. Was sich Meta unter dem Begriff des Metaversum vorstelle, so die Metapher des durchaus umstrittenen Ex-Politikers, sei eher wie eine Steppdecke, die aus mehreren Stoffteilen zusammengenäht sei. Wie schon das World Wide Web würde also auch das Metaverse nicht aus einer digitalen Parallelwelt bestehen, sondern vielen, die unterschiedliche Besitzer und Betreiber haben – und zwischen denen die Nutzer einfach hin- und hersurfen können.
Diese Aussagen stehen dem Eindruck entgegen, den die Präsentation von Ende 2021 bei vielen hinterlassen hat. Denn die Ankündigungen und Beschreibungen von Zuckerberg wurden dahingehend interpretiert, dass Meta sein eigenes und mehr oder minder geschlossenes virtuelles Universum als Arbeits-, Freizeit, Gesellschafts- und Erfahrungswelt konstruieren wolle. Dazu bewirbt Meta mit Aufwand bereits seine VR-Welt Horizon Worlds , die als technologischer Ausgangspunkt der Metaverse-Pläne interpretiert wird.
Wer regelt das Metaverse?
In seinem Text nennt Nick Clegg andere Firmen als Pioniere, die „bereits für das Metaverse entwickeln“. Darunter Roblox, Fortnite-Macher Epic Games, Niantic und Emblematic. „Beim Metaversum geht es nicht nur um die losgelösten Welten der VR, in denen wir Headsets aufsetzen, die uns aus unserer Umgebung in der physischen Welt herausnehmen und an einen neuen Ort bringen“, so der Meta-Mitarbeiter. „VR ist das eine Ende eines Spektrums. Es reicht von der Verwendung von Avataren oder dem Zugriff auf Metaverse-Räume auf eurem Telefon über AR-Brillen, die computergenerierte Bilder auf die Welt um uns herum projizieren, bis hin zu Mixed-Reality-Erfahrungen, die sowohl physische als auch virtuelle Umgebungen miteinander verbinden.“
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Jetzt Mitglied werden!Laut Nick Clegg wolle Meta also nicht das Metaverse bauen, sondern ein Teil dessen werden – und darin eingebunden sein. Auf welche Weise genau, das bleibt offen. Aber dennoch will das Unternehmen von Mark Zuckerberg offenbar mitreden, was die Regeln im Metaverseum betrifft. Denn: „Natürlich wird das Metaversum wie das Internet ein vernetztes System sein, das über nationale Grenzen hinausgeht. Daher wird es ein Netz öffentlicher und privater Standards, Normen und Regeln geben müssen, damit es über die Grenzen der einzelnen Länder hinweg funktionieren kann“, schreibt Clegg.
Wer jedoch an der Schaffung dieser Regeln mitwirken und deren Einhaltung durchsetzen soll, das sagt der Meta-Mitarbeiter nicht. Die Regeln haben aber auch noch Zeit, wenn es nach Meta geht. „Viele dieser [Metaverse-]Produkte werden erst in zehn bis 15 Jahren, wenn nicht sogar noch länger, vollständig realisiert sein“, so der ehemalige Politiker.
Der Text von Nick Clegg sorgt durchaus für Irritation und Debatten. Denn er lässt die Vision von Meta für das Metaverse in den Augen vieler eher noch unklarer erscheinen als sowieso schon. „[Der Text] hat uns mehr denn je verwirrt“, schreibt beispielsweise Matt Wille von Input. „Clegg erzählt eine andere Geschichte darüber, was wir von Metas Metaverse erwarten können.“ Und laut Victor Tangermann von Futurism zeige das Essay vor allem, dass „Meta keine Ahnung [hat], wie seine eigene Vision des Metaverse tatsächlich aussieht“.
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