Die Initiative Breakthrough Listen will intelligentes außerirdisches Leben im Weltall finden. Dafür lauscht sie mit Radioteleskopen nach Signalen im Kosmos. Jetzt hat die Initiative zwei Petabyte an Rohdaten freigegeben. Dadurch kann jeder bei der Analyse mithelfen.
Von Michael Förtsch
Hinter dem 2015 gestarteten Breakthrough-Listen-Projekt steht der russische Milliardär Juri Borissowitsch Milner, der einst das Tech-Unternehmen Mail.Ru mitgegründet hat. Aber auch Forscher wie Stephen Hawking, Frank Drake und Geoffrey Marcy haben die private Initiative unterstützt, die mit dem Green-Bank-Observatorium, dem Automated Planet Finder und dem Parkes-Observatorium die Milchstraße nach möglichen Funksignalen von intelligenten außerirdischen Lebewesen abhorcht. Ganz ähnliche Bemühungen verfolgen das bereits in den 1980er-Jahren gegründete SETI-Institut und das seit 2012 bestehende Berkeley SETI Research Center.
„Das ist die bislang größte Veröffentlichung von SETI-Daten in der Geschichte“, sagte Breakthrough-Listen-Chefwissenschaftler Andrew Siemion. Die jetzt freigegeben Daten stammen aus dem Funkspektrum zwischen 1 und 12 Gigahertz und wurden aus dem von Sternen am dichtesten abgedeckten Bereich im galaktischen Zentrum der Milchstraße abgefangen. Genau dort könnten, argumentiert Siemion, möglicherweise fortgeschrittene Zivilisationen existieren, die sich beispielsweise die Energie eines supermassiven Schwarzen Loches zu Nutze machen, um „ihre Existenz zu signalisieren“.
Mithelfen durch SETI@Home
Bereits im vergangenen Jahr hatte Breakthrough Listen einen ersten, aber kleineren Datensatz veröffentlicht. Die Auswertung all der Daten ist nun allerdings die eigentliche Herausforderung bei der Suche nach möglichen Signalen anderer Zivilisationen. Die Initiative hofft dabei unter anderem auf Unterstützung von Entwicklern von Künstlicher Intelligenz, die Wege finden könnten, die Datenberge schnell und ohne allzu große menschliche Mitwirkung abzuarbeiten, Ausschläge ausfindig zu machen und automatisch mit bekannten astrophysikalischen Phänomen abzugleichen.
Ein Teil der Daten kann schon jetzt über das Crowdsourcing-Forschungsprojekt SETI@Home der Universität von Kalifornien geladen und analysiert werden. Das Projekt der University of California, Berkeley, existiert bereits seit 1999. Dabei werden große Datenblöcke in kleine Einzelteile aufgespalten, die dann auf den heimischen Rechner geladen und auf auffällige Ausschläge hin untersucht werden, die vom kosmischen Hintergrundrauschen abweichen. Entsprechende Funde werden dann an die Wissenschaftler weitergeleitet, die diese anschließend händisch überprüfen.
Die SETI-Forscher hoffen aber nicht alleine auf mögliche Hinweise auf außerirdisches Leben. Die riesigen Datenmengen könnten auch bekannte ebenso wie noch vollkommen unbekannte kosmische Phänomene aufzeigen. Darunter könnten beispielsweise sogenannte Pulsare sein, schnell rotierende Neutronensterne, die wiederkehrende Signale ins All ausstrahlen. Letztlich ginge es darum, sagt Breakthrough-Listen-Mitarbeiter Matt Lebofsky, „etwas Neues und Interessantes “ in dem Funk- und Weltraumrauschen zu finden.
Einfach heruntergeladen werden können die Daten nicht. Wer jedoch bei der Analyse abseits von SETI@Home helfen will, kann sie bei der Initiative direkt anfragen.
Teaser-Bild: Getty Images / Yuga Kurita