Die Europäische Weltraumorganisation ESA hat im vergangenen Jahr einen experimentellen Mini-Satelliten ins All gebracht. Der ist etwas Besonderes, denn er ist mit modernster Computertechnik ausgestattet. Daher sucht die ESA nun nach Ideen, was sich damit alles machen lässt. Auch ihr könnt Einfälle beisteuern.
Von Michael Förtsch
Er ist gerade einmal so groß wie ein Schuhkarton, aber dennoch ein voll ausgestatteter Satellit. Ende 2019 wurde der ESA-Satellit OPS-SAT ins All geschossen. Er soll vor allem dazu dienen, herauszufinden, was mit schnelleren und besser ausgerüsteten Computern an Bord von selbst kleinen Satelliten machbar ist – und wie dadurch die Steuerung und Kontrolle von Satelliten verbessert werden kann. Ausgestattet ist OPS-SAT nämlich mit einem System mit einem modernen ARM-A9-Prozessor und einem Gigabyte an Arbeitsspeicher. Für einen Satelliten ist das enorm. Der Computer von OPS-SAT ist rund zehnmal leistungsfähiger alles andere, was die ESA im Orbit hat.
Bei der Konstruktion von Satelliten setzen Ingenieure und Ingenieurinnen sonst fast ausschließlich auf bewährte, aber damit oft in ihren Fähigkeiten begrenzte Computertechnik, die teils seit 20 Jahren genutzt wird. Denn keiner, erklärt die ESA selbst, wolle das Risiko eingehen, einen wertvollen Satelliten zu verlieren, um neue Verfahren, Technologien oder Systeme zu erproben. Der OPS-SAT hingegen ist bewusst günstig und robust konzipiert, so dass gut und gerne auch etwas schief gehen kann, wenn neue Software genutzt oder Experimente damit durchgeführt werden. Und ein Back-up-System erlaubt es dem Europäischen Raumflugkontrollzentrum in Darmstadt, den Satelliten quasi in den Werkzustand zurückzusetzen, wenn nichts mehr läuft.
Die sonstige Technik, die in dem „fliegenden Labor“, wie die ESA es nennt, steckt, ist weniger gewagt soll aber dennoch viel ermöglichen. Unter anderem verfügt der CubeSat über ein GPS-System, eine UHF-Antennenanlage, einen X-Band-Transmitter mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 Megabit pro Sekunde, einen optischen Laserempfänger und einer HD-Kamera mit einer Auflösung von 80 mal 80 Metern pro Pixel, deren erste Bilder von der Erde am 25. August veröffentlicht wurden. Die zeigen unter anderem die Insel Spitzbergen, die Oktoberrevolutions-Insel und einen Blick aus 515 Kilometern Höhe über die Erdkugel hinweg.
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Der OPS-SAT-Satellit soll jedoch nicht nur von der ESA selbst für Experimente genutzt werden, sondern möglichst vielen Menschen und Organisationen zu Verfügung stehen, die interessante Versuche vorschlagen. Über 100 Firmen aus 17 Ländern haben sich schon angemeldet, sagt die ESA. Unter anderem soll eine Software getestet werden, die es selbst mit einfachem Equipment möglich machen soll, Waldbrände aus dem All auszumachen und zu verfolgen. Auch soll eine KI-Software erprobt werden, die den Satelliten selbstständig und ohne menschliches Zutun eine vollständige Mission absolvieren lassen soll. Und auch ein „Hacker-sicherer“ Datentransfer mittels Laserlicht soll getestet werden.
Wie die ESA sagt, muss, wer OPS-SAT nutzen will, aber keineswegs ein großes Unternehmen sein. Auch kleine Start-ups, Universitäten, Computer-Clubs, Vereine, unabhängige Teams und sogar Einzelpersonen können sich melden, wenn sie eine gute Idee haben, was sich mit dem CubeSat und seiner Hard- und Software anstellen ließe – einfach über die Website. „OPS-SAT mag ziemlich klein sein“, erklärt die ESA in einem Video. „Aber er hat echt viel Potential, zu verändern, wie wir alle vom Weltall profitieren können.“
Teaser-Bild: ESA