FTX-Prozess: Sam Bankman-Fried schuldig in allen Anklagepunkten

Vor einem Jahr ist FTX zusammengebrochen. Der Gründer der damals drittgrößten Kryptobörse musste sich daher wegen Anlagebetrugs vor Gericht verantworten. Eine Jury in New York sprach Sam Bankman-Fried jetzt in allen Anklagepunkten schuldig.

Von Michael Förtsch

Im November 2022 brach die Kryptobörse FTX zusammen. Das zuvor auf mehrere Milliarden bewertete Unternehmen und der eng mit ihm verbundene Hedgefonds Alameda Research steckten in tiefen finanziellen Schwierigkeiten, wie geleakte Dokumente zeigten. „FTX geht es gut“, hatte FTX-Gründer Sam Bankman-Fried damals noch auf Twitter behauptet. „Die Vermögenswerte sind sicher.“ Doch verunsicherte Kunden wollten ihr Geld von der Börse abziehen – und FTX konnte nicht zahlen. Denn das Unternehmen hatte die Kundeneinlagen an Alameda Research „verliehen“, das damit riskante Geschäfte am Kryptomarkt machte. Der Hedgefonds hatte sich dabei massiv verzockt. Mehr als acht Milliarden Dollar fehlten – aber nicht nur wegen der riskanten Geschäfte.

Die Pleite von FTX und die Art und Weise, wie sie zustande kam, gilt schon jetzt als einer der größten Finanzskandale in der US-Geschichte. Entsprechend groß war in den vergangenen Wochen die Aufmerksamkeit für den Prozess gegen den FTX-Gründer Sam Bankman-Fried in New York. Mehrere ehemalige FTX-Mitarbeiter und frühere Freunde hatten den Unternehmer und ehemaligen Multimilliardär über insgesamt 15 Verhandlungstagen schwer belastet. Sie berichteten von einem geheimen Mechanismus im FTX-System, der es Alameda Research ermöglichte, unbegrenzt Geld von FTX zu leihen. Der Mitbegründer von FTX, Gary Wang, sagte aus, dass Bankman-Fried absichtlich über die finanzielle Situation von FTX gelogen habe.

Ebenso wurde Bankman-Fried vorgeworfen, einflussreiche Entscheidungsträger wie den Premierminister der Bahamas mit Gefälligkeiten bestochen zu haben. Hunderte Millionen Dollar sollen zudem in Luxusimmobilien, Investitionen in Start-ups und Großspenden an Parteien geflossen sein. Laut Staatsanwalt Nicolas Roos war FTX „auf Betrug aufgebaut“. „Sam Bankman-Fried hat mehrere Warnungen über die Situation bei Alameda erhalten“, sagte Roos. „Jedes Mal entschied er sich, das Loch noch tiefer zu graben.“ Die Firma und ihre Manager hätten wissentlich und planmäßig die Einlagen ihrer Kunden veruntreut. Caroline Ellison, Gary Wang und Nishad Singh, drei der engsten Vertrauten des oft nur SBF genannten FTX-Gründers, hatten sich bereits vor dem Prozess in New York schuldig bekannt.

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Schulding in allen Punkten

Sam Bankman-Fried bestritt alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe. In seiner Aussage räumte er nur ein, „Fehler gemacht“ zu haben. Er habe die FTX-Kunden weder bestehlen noch betrügen wollen. „Der größte Fehler, den ich gemacht habe, war, dass ich mich nicht um das Risikomanagement bei FTX gekümmert habe“, sagte der FTX-Gründer. Auch Mark Cohen, der Anwalt von Bankman-Fried, argumentierte, der Krypto-Unternehmer habe nicht kriminell gehandelt, sondern sei schlicht überfordert gewesen und habe „kapitale Fehler“ gemacht. „Sam Bankman-Fried war wohl jahrelang der am schlechtesten gekleidete CEO eines Konzerns und hatte auch den schlechtesten Haarschnitt“, sagte Cohen in seinem Schlussplädoyer. „Aber das ist kein Verbrechen. Und die Fehlentscheidungen, die er bei FTX getroffen hat, sind auch kein Verbrechen“.

Die Argumente von Sam Bankman-Fried und seinem Anwalt haben die Geschworenen nicht überzeugt. Weniger als fünf Stunden haben die zwölf Geschworenen am Donnerstagabend beraten und Sam Bankman-Fried in allen Anklagepunkten für schuldig befunden. Dem FTX-Gründer droht nun eine Haftstrafe zwischen 20 und 110 Jahren. Der richterliche Urteilsspruch durch Richter Lewis Kaplan und damit die Festlegung des Strafmaßes sollen am 28. März nächsten Jahres erfolgen.

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