Das Münchner Start-up Sono Motors will das Solar-Elektroauto Sion fertigen. Doch mehrfach drohte das Projekt bereits zu scheitern. Zuletzt schrammte Sono Motors 2021 knapp an der Insolvenz vorbei. Nun droht dem Sion erneut das Aus – denn es fehlt das Geld für die Produktion.
Von Michael Förtsch
Noch Ende November bekräftigte Sono-Motors-Chef Jona Christians in einem Interview mit 1E9, dass der Produktionsstart des Sion „nun für das zweite Halbjahr 2023 beim finnischen Auftragsfertiger Valmet Automotive“ eingeplant sei. Gerade fänden noch Tests einer kleinen Flotte von Prototypen des Solar-Elektrofahrzeugs aus München statt, bevor die letzten Schritte für die Serienproduktion eingeleitet würden.
Doch jetzt hat Sono Motors in einer Pressemitteilung angekündigt, dass die Zukunft des Sion ungewiss ist. Denn das Unternehmen ist in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Verantwortlich für die Situation machen die Gründer die Lage auf den Finanzmärkten und insbesondere den allgemeinen Abschwung von Technologieunternehmen. Durch all das sei „die Finanzierung unseres Sion-Programms durch die Aufnahme von Eigenkapital zunehmend schwieriger geworden“, heißt es in einem Statement der beiden Gründer Jona Christians und Laurin Hahn.
Das für die Produktion benötigte Geld einzusammeln, dauere länger als erwartet. Es sei dem Unternehmen nicht gelungen, potentielle Investoren von dem Wagen und seinem Potential als „erstes erschwingliches Solar-Elektroauto der Welt“ zu überzeugen. Stattdessen sei dem Unternehmen geraten worden, auf das erst kürzlich gestartete Geschäft mit der in den letzten Jahren entwickelten Solar-Technologie zur Nachrüstung anderer Fahrzeuge zu setzen.
„Wir verstehen die Marktsituation und wären bereit, unser Geschäftsmodell im Interesse des langfristigen Unternehmenserfolgs zu restrukturieren“, erklären die Sono-Motors-Gründer in der Pressemitteilung. Das würde heißen: Sono beliefert in Zukunft nur noch andere Auto-, Bus- oder LKW-Hersteller mit Solarpanelen. Doch das Unternehmen wolle den Sion nicht einfach aufgeben, dessen Entwicklung vor nunmehr zehn Jahren mit dem Umbau eines Twingo begonnen hatte. Die „Finanzierungslücke teilweise […] schließen“, wie Sono Motors es formuliert, sollen daher die Fans des Elektroautos.
Die Fans sollen Zahlen
Mit der #SaveSion-Kampagne will Sono innerhalb von 50 Tagen 3.500 weitere Reservierungen für den Sion einfahren – wobei die Interessenten einen ermäßigten Kaufpreis von knapp 26.900 Euro komplett im Voraus zahlen müssten. Eine Summe von über 94 Millionen Euro soll so zusammenkommen. „Diese Anzahlungen sind nur im Falle des Erfolgs der Kampagne fällig“, so Sono Motors. Es wäre „eine letzte Chance“, das ambitionierte, aber auch aufgrund von zahlreichen Verzögerungen inzwischen häufig kritisierte Projekt zu retten. Eigentlich sollte der Wagen bereits seit 2019 auf den Straßen sein. Außerdem verdoppelte sich der einst angesetzte Preis seit der Ankündigung fast. Ursprünglich sollte der Sion 16.000 Euro kosten – plus 4.000 Euro für den Kauf der Batterie. Der derzeitige Preis liegt bei 29,900 Euro.
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Jetzt Mitglied werden!Wie die Gründer einräumen, „wäre es nicht das erste Mal, dass unsere Community eine wesentliche Rolle einnimmt, um den Sion auf den Weg in die Serie zu bringen“. Das Projekt wurde einst durch Crowdfunding-Kampagnen finanziert. Zudem hatte Sono Motors bereits im Dezember 2019 seine Community in einem Aufruf um finanzielle Hilfe gebeten, um die Fertigung des Sion finanzieren zu können. Insgesamt konnte sich das Team so damals über 53 Millionen Euro sichern. Dennoch wurde das Geld des Start-ups danach erneut knapp. Im November 2021 ging das Unternehmen daher als Sono Group an die US-Technologiebörse Nasdaq, konnte dadurch 135 Millionen US-Dollar erlösen und so knapp eine drohende Insolvenz abwenden.
Wie die Gründer in der Pressemitteilung erklären, wolle das Unternehmen den Sion streichen, wenn die #SaveSion-Kampagne nicht erfolgreich sei. Dann würde sich Sono Motors auf das aussichtsreichere Solargeschäft konzentrieren. „Wir denken, dass wir dank unserer derzeitigen und erwarteten Liquidität von rund 55 Millionen Euro sowie weiteren verfügbaren Ressourcen in der Lage wären, das Unternehmen erfolgreich rein auf das Solargeschäft neu auszurichten“, so die Gründer. „Dieses Mal geht es also nicht um die Zukunft von Sono Motors, sondern nur um die Zukunft des Sion.“
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