Facebook wurde in den vergangenen Jahren immer wieder aufgrund von Datenschutzverfehlungen kritisiert. Nun schaltet das Unternehmen eines seiner kontroversen Features ab. Menschen sollen nicht länger automatisch an ihrem Gesicht erkannt werden. Die mit diesem Dienst verknüpften Daten sollen gelöscht werden.
Von Michael Förtsch
Das Social-Media- und Werbe-Unternehmen Facebook hat seinen Namen in Meta geändert. Dem gesellschaftlichen und politischen Druck, der zunehmenden Skepsis der Nutzer und den damit verbundenen Problemen entkommt die Firma von Mark Zuckerberg dadurch aber nicht. Daher hat Meta für seine Social-Media-Plattform Facebook nun einen radikalischen Schritt angekündigt, um ein Problemfeld komplett zu streichen, das Datenschützer immer wieder kritisiert haben: Auf der Plattform soll der Gesichtserkennungsdienst für die Nutzerschaft komplett abgeschaltet werden.
Wie Jerome Pesenti, die stellvertretende Leiterin für die KI-Forschung bei Facebook, in einem Blogbeitrag erklärt, soll das kontroverse Face-Recognition-System in den kommenden Wochen nach und nach heruntergefahren werden. Auch Nutzer, die der Gesichtserkennung explizit zugestimmt haben, sollen nicht länger in Fotos und Videos erkannt und markiert werden. Mit der Abschaltung sollen auch die entsprechenden Musterdaten von mehr als einer Milliarde Menschen gelöscht werden, die die Erkennung möglich machen.
Die Option zur Gesichtserkennung sei laut Meta von vielen Nutzern geschätzt und genutzt worden – und würde Menschen mit Sehbeeinträchtigungen die Teilnahme an Facebook und anderen Meta-Plattformen erleichtern. Aber „es gibt viele Bedenken hinsichtlich der Nutzung der Gesichtserkennungstechnologie in der Gesellschaft“, schreibt Pesenti. „Angesichts der anhaltenden Ungewissheit halten wir es für angemessen, den Einsatz der Gesichtserkennung auf eine begrenzte Anzahl von Anwendungsfällen zu beschränken.“
Forschung soll weitergehen
Komplett verabschieden will sich Meta von der Gesichtserkennung nicht. Es könne hinsichtlich der Bestätigung der Identität eines Menschen, zur Verhinderung von Betrug und Identitätsdiebstahl ein mächtiges Werkzeug sein. Zumindest wenn der Datenschutz und die Kontrolle gewährleistet sind. Daher wolle das Unternehmen dahingehend weiterarbeiten – und externe Experten und Berater hinzuziehen. Als konkrete Einsatzgebiete nennt Pesenti das Reaktivieren eines gesperrten oder gehackten Kontos. Oder auch den Einsatz als ID-Verfahren bei der Nutzung von Finanzprodukten. „Das sind Optionen, bei denen die Gesichtserkennung sowohl für die Menschen im Großen und Ganzen wertvoll als auch gesellschaftlich akzeptabel ist“, so die KI-Entwicklerin.
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Jetzt Mitglied werden!Laut Jerome Pesenti sei der Schritt von Facebook ein „Teil einer firmenweiten Bewegung [bei Meta], die Nutzung von Gesichtserkennung in unseren Produkten zu limitieren.“ Ganz ähnliche Schritte dürften also auch bei Instagram anstehen und Forschungen in diesem Bereich zukünftig zurückgefahren werden. „Jede neue Technologie kann sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen, und wir wollen das richtige Gleichgewicht finden“, so Pesenti. „Im Fall der Gesichtserkennung muss ihre langfristige Rolle in der Gesellschaft offen diskutiert werden, und zwar unter denjenigen, die am meisten davon betroffen sein werden.“
Teaser-Bild: Getty Images
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