Erst hatte sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg hinter Donald Trump gestellt und abgelehnt, Beiträge ähnlich Twitter auf den Wahrheitsgehalt prüfen zu lassen. Nun jedoch hat sein Social Network mehrere Werbeanzeigen des Trump-Wahlkampfteams gelöscht – wegen eines Verstoßes gegen die Richtlinie zu „organisiertem Hass“.
Von Michael Förtsch
Als Donald Trump harsche Kritik an den großen Social-Media-Plattformen loswurde, da stand Facebook-Chef Mark Zuckerberg hinter ihm. Anders als Twitter, dass „möglicherweise irreführende“ Beiträge von Politikern und inzwischen auch vom US-Präsidenten selbst kennzeichnet, wolle Facebook die Botschaften nicht einordnen oder gerade rücken – das sei nicht die Aufgabe des Unternehmens. Zumindest hatte Zuckerberg das so erst kürzlich in einem Interview mit dem TV-Sender FOX News erklärt. Das hatte ihm harsche Kritik eingebracht, auch von den eigenen Angestellten – via Meetings und einem offenen Brief –, woraufhin Zuckerberg zurückruderte. Zumindest wolle Facebook nun doch prüfen, „ob es Änderungen gibt, die wir vornehmen sollten“ und wie Entscheidungsprozesse transparenter gestaltet werden könnten, hatte Zuckerberg in einem Post geschrieben.
Nun hat Facebook tatsächlich eine erste Entscheidung getroffen, die Trump verärgern dürfte. Es wurde zwar keine seiner oft in ihrem Wahrheitsgehalt zweifelhaften Äußerungen gelöscht, aber eine Anzeigenserie seines Wahlkampfteams, das dafür sorgen will, dass er im Weißen Haus bleibt. Denn die zeigte mehrfach ein umgedrehtes rotes Dreieck, ein Symbol, das politische Gefangene in NS-Konzentrationslagern tragen mussten. Das Trump-Team nutzte den sogenannten Winkel, um vor vermeintlich „gefährlichen Mobs und linksradikalen Gruppen“ zu warnen, die für Krawalle und „absoluten Wahnsinn“ verantwortlich wären. Damit hat das sogenannte Team Trump, wie Facebook ausführt, gegen das Verbot von „organisiertem Hass“ verstoßen.
Donald Trump selbst hatte in den vergangenen Wochen mehrfach angeblich linksradikale Gruppen und die Antifa für gewaltsame Ausschreitungen verantwortlich gemacht, die sich am Rande der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt zeigten, die durch den Tod von George Floyd ausgelöst worden waren. Hinweise oder Belege, dass dem tatsächlich so ist, existieren nicht. Stattdessen wurden mehrere bewaffnete Rechtsextreme festgenommen und gewaltsame Angriffe rund um die Demonstrationen zu Mitgliedern der White-Supremacy-Bewegungen zurückverfolgt.
Ein falsches CNN-Video
Bevor die insgesamt 88 Trump-Werbeanzeigen gelöscht wurden, waren sie dennoch schon weit verbreitet. Alleine die Anzeigen auf Donald Trumps eigenem Facebook-Kanal sollen fast eine Million Mal und auf dem Kanal von Mike Pence rund 500.000 Mal abgerufen worden sein, berichtet die Washington Post . Die US-Zeitung war es übrigens auch, die Facebook mit einer Presseanfrage über den historischen Kontext des roten Winkels informiert und auf die Anzeigen aufmerksam gemacht hat.
Twitter hingegen hat erneut einen Tweet von Donald Trump mit einem Warnhinweis versehen. Solche waren im Mai auch der Auslöser des Vorgehens des US-Präsidenten gegen Social-Media-Plattformen. Im neuesten Fall hat Trump ein Video geteilt, in dem ein dunkelhäutiges Kind vor einem Kind mit weißer Hautfarbe wegläuft. Über das Video sind das CNN-Logo und ein Textband in Nachrichtensenderanmutung gelegt. Darauf zu lesen: „Entsetztes Kleinkind flüchtet vor rassistischstem Baby“ und dann „Rassistisches Baby wahrscheinlich Trump-Wähler“. Dann folgen der Schriftzug „Was wirklich passiert ist“ und Aufnahmen, die zeigen, dass die Kinder miteinander spielen und sich zuvor innig umarmt haben.
Twitter kennzeichnete das Video als „Manipulierten Medieninhalt“. Schließlich hatte CNN diesen Beitrag so nie veröffentlicht, ganz im Gegenteil. Bereits September 2019 strahlte CNN eine Kurzmeldung unter dem Titel „Internet verliebt sich in zwei umarmende Kleinkinder“ aus, in der die Geschichte hinter dem Viral Video erklärt wird. Daher verweist Twitter unter dem Tweet von Trump auf einer Übersichtsseite, in der der Ursprung des Videos aufgeklärt und die Manipulation aufgearbeitet wird. Prominent aufgeführt ist dabei auch der CNN-Videobericht, der nun mit einem Artikel erweitert wurde.
Teaser-Bild: Facebook