Elon Musk will Twitter nun doch kaufen – und die Super-App X bauen

Elon Musk hat angekündigt, Twitter nun doch kaufen zu wollen. Zuvor hatte der Tesla- und SpaceX-Chef versucht, sich mit Verweis auf fehlende Informationen durch das Social-Media-Unternehmen von seinem Übernahmeangebot zurückzuziehen.

Von Michael Förtsch

Im April hat der Vorstand von Twitter öffentlich gemacht, mit Elon Musk die „Übereinkunft einer vollständigen Übernahme“ ausgearbeitet und abgeschlossen zu haben. Der Tesla-Chef würde das Unternehmen für 54,20 US-Dollar pro Twitter-Aktie und damit einen Gesamtbetrag von rund 44 Milliarden US-Dollar kaufen. Doch bereits wenig später ruderte Elon Musk zurück. Die Anwälte des Milliardärs verwiesen darauf, dass das Social-Media-Unternehmen unvollständige oder auch falsche Informationen geliefert habe. Unter anderem was die Zahl der realen Nutzer der Plattform betreffe – beziehungsweise die Zahl an Doppel- und Fake-Konten. Später stützte sich Musk auch auf die Aussagen eines Whistleblowers, der Twitter vorwarf, die Daten seiner Nutzer unzureichend geschützt zu haben.

Twitter reagierte umgehend auf den Rückzieher von Elon Musk und wollte die Übernahme mit Rechtsmitteln durchsetzen. Für den 17. Oktober ist die entsprechende Verhandlung anberaumt worden. Bereits im Vorfeld waren aus Gerichtsunterlagen verschiedene Konversationen von Elon Musk rund um den Twitter-Kauf öffentlich geworden. Darunter war der Rat von Ex-Twitter-Chef Jack Dorsey an Elon Musk, lieber ein eigenes Social Network zu gründen. Von Springer-Chef Mathias Döpfner kam hingegen der Vorschlag an den Milliardär, dass, falls er Twitter kaufe, der Bild-Konzern den Betrieb für Elon Musk übernehmen könnte.

Mit der zuerst von Bloomberg berichteten erneuten Kehrtwende von Musk könnten der Prozess und eine drohende Strafzahlung von rund einer Milliarde US-Dollar nun hinfällig sein. Der Milliardär wolle Twitter zu den ursprünglich vereinbarten Konditionen aufkaufen. Twitter bestätigte in einem kurzen Statement, dass ein erneuertes Angebot des US-Milliardärs eingegangen sei. Und es bestehe auch von Seite des Social-Media-Unternehmens die Absicht, die Übernahme wie einst vereinbart abzuwickeln.

Alles für X?

Da auch die Mehrheitsaktionäre von Twitter dem Kauf bereits zugestimmt haben, könnte die Übernahme in wenigen Wochen abgeschlossen werden. Unklar ist indes weiterhin, wie sich die bekannte Social-Media-Plattform unter dem neuen Eigner verändern dürfte. Jedoch hatte Musk mehrfach erklärt, dass Twitter für ihn „der Marktplatz [sei], auf dem Angelegenheiten, die essentiell für die Zukunft der Menschheit sind, debattiert“ werden. Daher wolle er, dass „freie Rede“ dort im Zentrum stehe. Viele Beobachter fürchten, dass dies bedeuten könnte, dass das oft kritisierte Moderationssystem von Twitter zusätzlich entschärft wird – und damit Hassrede, Propaganda, Belästigung und Desinformation angeheizt werden könnten.

Ebenso angedeutet wurde von Musk die Möglichkeit, Twitter von einer Werbefinanzierung wegzuführen und stärker auf ein Abo-Modell zu setzen, das mit Twitter Blue bereits in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland erprobt wird. Auch könnten Experimente mit Kryptowährungen und NFTs ausgedehnt werden, die unter dem ehemaligen Twitter-Chef Jack Dorsey begonnen haben. Unter anderem könnte die Funktion, anderen Nutzern Geld in Form von Kryptowährungen zu spenden, ausgebaut werden. Langfristig, das hat Musk unter anderem auf Twitter angekündigt, solle das Social Network zum Teil einer „Alles-App“ werden, die er X nennt.

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Die App X solle dem Vorbild von WeChat folgen, das in China zahlreiche Funktionen vereint. Mit WeChat kann kommuniziert, bezahlt, ein Taxi geordert, Essen bestellt, eine Stellenanzeige aufgegeben oder auch ein Termin bei einem Friseur und Arzt gebucht werden. Bürgerrechtsorganisationen befürchten, dass die App von der chinesischen Regierung als Spionagewerkzeug gegen die eigenen Bürger eingesetzt wird.

Bereits im Jahr 1999 hatte Musk zusammen mit einigen Partnern das Unternehmen X.com gegründet. Es war eine der ersten Online-Banken in den USA. Nur ein Jahr darauf fusionierte X.com mit dem Konkurrenten Confinity, das zu dieser Zeit bereits einen Dienst namens PayPal gestartet hatte. Der erfolgreiche Dienst sollte 2001 zum Namensgeber der Firma werden, die 2002 von eBay gekauft wurde und seit 2015 wieder als eigenständiges Unternehmen aktiv ist. 2017 kaufte Elon Musk die Domain x.com von PayPal zurück.

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