Ein US-Start-up will künstliche Organe und Pizza aus dem Weltraum abwerfen

Das Unternehmen Inversion Space entwickelt kleine Raumkapseln, die im Erdorbit als Warenlager funktionieren sollen. In wenigen Minuten sollen sich dadurch beispielsweise Organe, Proben und Pizza auf die Erde liefern lassen.

Von Michael Förtsch

Der Zugang zum Weltraum wird zunehmend leichter und günstiger. Vor allem dank wiederverwendbaren Raketenstufen, effektiveren Raketenmotoren und bereits etablierten Launch Service Providern wie SpaceX und Rocket Lab – oder auch noch jungen Start-ups wie Isar Aerospace, Orbex und Astra. Transportiert werden mit den Raketen dieser Unternehmen insbesondere Satelliten, die Internet in alle Ecken der Erde bringen, ein weltumspannendes Internet-of-Things-Netzwerk ermöglichen sollen und es erlauben, die Auswirkungen des Klimawandels zu studieren oder auch frühzeitig Waldbrände und andere Katastrophen zu erkennen. Ein Start-up aus Los Angeles will den Zugang zum All aber noch auf ganz andere Weise nutzen: Es will den Erdorbit zum Warenlager machen.

Das erst 2021 gegründete Unternehmen Inversion Space arbeitet an 45 Zentimeter bis 1,2 Meter kleinen Raumkapseln, die ganz ähnlich wie jetzt schon Satelliten in der Umlaufbahn der Erde geparkt werden sollen. Außerdem könnten sie an Raumstationen andocken. Allerdings sollen sie von dort aus nicht unseren Planeten beobachten oder wissenschaftliche Daten sammeln, sondern einfach warten – und zwar darauf, dass die Rückkehr zur Erde angeordnet wird. Dann soll sich eine Kapsel mit kleinen Navigationsdüsen aus dem Orbit hinaus und auf eine vorberechnete Bahn zur Erdoberfläche machen.

Mit Überschallgeschwindigkeit soll sie durch die Atmosphäre rauschen und dann mit einem Fallschirm möglichst sacht am Bestimmungsort aufsetzen. Wozu das alles? Geht es nach den beiden Gründern Justin Fiaschetti und Austin Briggs, wäre es die ideale Möglichkeit, um alle möglichen Dinge in kurzer Zeit rund um die Erde zu zuzustellen. Wie sie in einem Gespräch mit The New York Times anführen, könnten in den kleinen Kapseln in Zukunft beispielsweise künstliche Organe eingelagert werden, die nahe dem Krankenhaus abgeworfen werden, wo sie gerade akut gebraucht werden.

Auf dem gleichen Weg könnte auch eine authentische New York Pizza in wenigen Minuten nach San Francisco geliefert werden. Die Kapseln könnten Soldaten auf dem Schlachtfeld mit Munition versorgen oder die Resultate von Experimenten auf einer Raumstation sicher auf die Erde bringen. Zahlreiche der kleinen Kanister könnten irgendwann die Erde umkreisen – und das, laut den Gründern, bis zu fünf Jahre am Stück.

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10 Millionen für das Weltraumlager

Für was es einen orbitalen Lieferservice nun dringend braucht, da scheinen sich die Gründer selbst noch nicht so sicher. Aber dass diese Dienstleistung in Zukunft zahlreiche Kunden finden könnte, davon gehen sie aus. Denn „du kannst all diese coolen Dinge [im Weltall] tun“, sagte Fiaschetti dem Los Angeles Business Journal. „Aber du musst deine Sachen auch zurück [zur Erde] bringen.“ Zumindest Investoren konnte Inversion Space bereits von der Geschäftsidee überzeugen. Bekannte Risikokapitalgeber wie Y Combinator, Embedded Ventures and Funders Club sollen zusammen mit anderen bereits zehn Millionen US-Dollar in das kleine Team investiert haben.

Justin Fiaschetti und Austin Briggs zufolge sei ihre Technik schon fast bereit. Denn bei der Konstruktion der Kapseln können sie auf etablierte Prozesse und Konstruktionsprinzipien aus der Raumfahrt zurückgreifen. Und das eigens entwickelte Fallschirmsystem wird schon mit einem 50-Zentimeter-Model erprobt. Im kommenden Jahr soll der erste Prototyp der Ray getauften 1,2-Meter-Kapsel fertig sein. Zwei Jahre darauf soll die Vier-Meter-Kapsel Arc bereitstehen.

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Titelbild: Inversion Space

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