Ein US-Start-up will den Klimawandel mit Gen-modifizierten Bäumen bekämpfen

Im Kampf gegen den Klimawandel ist es notwendig, nicht nur CO2-Emissionen einzudämmen. Es muss auch bereits ausgestoßenes Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre gezogen werden. Viele Start-ups setzen dabei auf Technologie. Ein US-Unternehmen will hingegen Gen-modifizierte Bäume einsetzen.

Von Michael Förtsch

Die Folgen des Klimawandels werden spürbar. Immer öfter sind Flächenbrände, schwere Unwetter und ausgedehnte Hitzeperioden zu verzeichnen. Nicht alle sind direkt auf die Erderwärmung zurückzuführen – aber die erhöhte Frequenz, in der sie auftreten, ist laut Wissenschaftlern ein Symptom der klimatischen Veränderungen. Um den Klimawandel zu bremsen, muss vor allem die Menge von Treibhausgasen in der Atmosphäre reduziert werden. Sowohl, indem ihr Ausstoß reduziert wird als auch in dem bereits freigesetzte Treibhausgase wieder einfangen werden. Darunter insbesondere Kohlestoffdioxid. Forschungseinrichtungen und Unternehmen arbeiten daran, Technologien zu entwickeln, die das ermöglichen.

Das Schweizer Unternehmen Climeworks, zum Beipspiel, betreibt bereits jetzt mehrere Anlagen, die mit Lüfter- und Filterkombinationen aktiv CO2 aus der Luft holen. Andere Unternehmen arbeiten an künstlichen Bäumen, die mit Materialien arbeiten, die CO2 binden. Diese Methoden sind nicht ohne Kritik. Insbesondere, da es ganz natürliche CO2-Filter gibt: natürliche Bäume, die während des Prozesses der Photosynthese das Kohlestoffdioxid aus der Luft ziehen und dauerhaft binden. Daher existieren zahlreiche Projekte und Initiativen, die zum Ziel haben, Millionen von Bäumen zu pflanzen. Jedoch dauert es lange, bis ein Baum heranwächst und zu einem effektiven CO2-Filter wird. Für dieses Problem will das Start-up Living Carbon aus San Francisco nun eine Lösung gefunden haben.

Die Unternehmensgründer Maddie Hall und Patrick Mellor behaupten, eine Pappelart genetisch so modifiziert zu haben, dass diese schneller wächst und gleichzeitig mehr CO2 absorbiert. Konkret seien dafür genetische Marker angepasst worden, die zu einer beschleunigten Photosynthese führen, mittels derer durch Lichtenergie, Wasser und Kohlenstoffdioxid die zur Entwicklung notwendigen Biomoleküle produziert werden. Nach Angaben von Living Carbon habe die Wachstumsrate in einzelnen Fällen über mehrere Monate hinweg um rund 50 Prozent gesteigert werden können und damit die effektive Rate der CO2-Absorbtion.

Was mit dem Holz tun?

Die Wachstumsrate übersetzt sich nicht gänzlich in die CO2-Absorbtionsfähigkeit. Jedoch sollen die Bäume durchschnittlich bis zu 27 Prozent mehr Kohlendioxid einfangen als ihre unmodifizierten Artgenossen. Das Prozedere soll momentan noch eher einen Machbarkeitsbeweis als ein Produkt darstellen. Dennoch plant das Unternehmen bereits, bis 2023 über vier Millionen der Gen-Pappeln zu pflanzen. Erste Bäume wachsen bereits jetzt testweise auf den Böden von aufgegebenen Bergbaueinrichtungen.

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Die 2019 gegründete Firma hat sich vorgenommen, sowohl Setzlinge der Bäume zu veräußern als auch CO2-Zertifikate im Emissionshandel zu verkaufen, die die geplanten Pflanzaktionen einbringen sollen. Die Living-Carbon-Gründer geben an, dass sie außerdem hoffen, mit den Bäumen unattraktives Brachland aufzubereiten und dadurch aufzuwerten. Etwa indem die Bäume gelöste Schadstoffe wie Schwermetalle aus kontaminierten Böden ziehen und mit ihren schnell wachsenden Wurzeln einer Bodenerosion entgegenwirken.

Nicht alle sind von den Plänen von Living Carbon überzeugt. Einige Naturforscher fürchten, dass eine solch modifizierte Baumart durchaus zu einer invasiven Spezies in einem Ökosystem werden könnte, in der sie nicht heimisch ist. Ebenso ist unklar, ob die genetische Modifikation möglicherweise noch unentdeckte negative Beiwirkungen hat. Fraglich ist auch, wie gut das Holz der Bäume weiter verwertet werden könnte – etwa im Hausbau oder zur Produktion von Möbelstücken. Denn das CO2 bleibt schließlich nur so lange gebunden, wie der Baum nicht stirbt, sich zersetzt oder verbrannt wird.

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