Das Facebook- und Instagram-Unternehmen Meta hat einen ChatGPT-ähnlichen Dienst gestartet und seine neuen Sprachmodelle der LLaMA-Reihe veröffentlicht. Wenn es nach Mark Zuckerberg geht, wird Künstliche Intelligenz bald in alle Dienste des Unternehmens integriert sein und Meta in einem Atemzug mit OpenAI und Google genannt werden, wenn es um KI geht.
Von Michael Förtsch
Das Facebook-Unternehmen Meta will im Rennen um die beste Künstliche Intelligenz ganz vorne mitmischen. Dabei verfolgt das Unternehmen nach dem Willen seines Gründers Mark Zuckerberg eine andere Strategie als die Konkurrenz von OpenAI, Google, Anthropic und anderen KI-Firmen. Denn während diese ihre Spitzen-KI-Modelle lediglich als Dienstleistung anbieten, veröffentlicht Meta seine Sprachmodelle der LLaMA-Reihe bereits seit vergangenem Jahr als weitgehend frei nutzbare, anpassbare und veränderbare Software. Das ermöglichte eine Vielzahl von Open-Source-Projekten von einzelnen Nutzern, Vereinen und Gruppen sowie getunte und spezialisierte Modelle wie Alpaca, LeoLM, Hermes und Vicuna. Nun hat Meta die dritte Version von LLaMA freigegeben und auch einen ChatGPT-Konkurrenten gestartet.
Bereits im vergangenen September hatte das Facebook- und Instagram-Unternehmen den sogenannten Meta AI Assistant vorgestellt. Wie nun angekündigt wurde, soll der Chatbot in alle wichtigen Meta-Produkte integriert werden: Er soll über die Suchfunktion von Instagram, Facebook, WhatsApp und dem Facebook Messenger aufgerufen werden können. Ebenso sei er schon jetzt in den Facebook-Feed eingebettet, wo er als Kommentator beispielsweise Fragen beantwortet, wenn Menschen nicht schnell genug reagieren – die Antworten sind zuweilen jedoch bizarr.
Darüber hinaus hat Meta mit Meta.ai eine eigene Website für den Chatbot gestartet, die von ChatGPT und der Suchmaschine Perplexity inspiriert ist. Diese kann Suchergebnisse von Google und Bing heranziehen und ist mit einem eigenen Bildgenerator verbunden. Der Dienst kann ohne Meta-Account genutzt werden, ist aber derzeit noch nicht für Nutzer in der EU verfügbar. Er soll jedoch im Laufe des Jahres nach und nach in verschiedenen Ländern verfügbar gemacht werden.
„Ich glaube nicht, dass viele Menschen heute wirklich an Meta denken, wenn sie an die wichtigsten KI-Assistenten denken, die sie heute verwenden“, sagte Mark Zuckerberg gegenüber The Verge. „Aber ich denke, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir uns [mit unserem KI-Assistenten Meta AI] wirklich vielen Menschen vorstellen. Und ich erwarte, dass es ein wichtiges Produkt wird.“
Hinter dem Dienst steht das neue Modell LLaMA 3, das in Einzeltests vergleichbare Modelle sichtbar schlagen soll. Insbesondere in Disziplinen wie Mathematik und der Generierung von Programmiercode sei es anderen überlegen. Laut Mark Zuckerberg will Meta „den intelligentesten KI-Assistenten zur Verfügung stellen, den Menschen auf der ganzen Welt frei nutzen können“. Denn anders als bei ChatGPT, Claude oder Pi sei bei Meta kein Abonnement nötig, um das aktuelle Spitzenmodell des Unternehmens zu nutzen. Und: „Mit LLaMA 3 haben wir das eigentlich schon erreicht“, so Zuckerberg.
Wo kommen die Daten her?
Bereits am gestrigen Abend hat Meta zwei kleinere Versionen – mit 8 Milliarden und 70 Milliarden Parametern – des aktuellen LLaMA-3-Modells auch für die Open-Source-Community veröffentlicht. Die Anzahl der Parameter oder Datenpunkte bestimmt die Komplexität der Modelle und ihre Fähigkeit, Informationen aus Trainingsdaten aufzunehmen und zu verarbeiten. Die ersten Anwender sind voll des Lobes für die Modelle. Sie verfügen über eine erstaunliches Fachwissen, können sehr zielgerichtet nutzbaren Computercode generieren und komplexe Aufgaben bewältigen. Ebenso halluziniere LLaMA 3 deutlich seltener als seine Vorgänger und lehne kaum eine Antwort auf eine Anfrage ab.
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Jetzt Mitglied werden!Das Modell ist über Projekte wie Ollama und LMStudio nutzbar, die die Nutzung von Sprachmodellen auf dem heimischen Computer ermöglichen. LLaMA 3 soll auch als Service über verschiedene Cloud-Anbieter angeboten werden. Ob und wann die größte Version von LLaMA 3 mit 400 Milliarden Datenpunkten, die derzeit noch trainiert wird, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, ist noch offen. Zuckerberg deutete jedoch an, dass er glaube, dass „wir in der Lage sein werden, es als Open Source zu veröffentlichen“. Er selbst sehe darin weder einen Nachteil für Meta noch ein Risiko.
Laut Meta war die Anzahl der Trainingsdaten für LLaMA 3 siebenmal größer als für LLaMA 2. Fünf Prozent der Daten wären nicht englischsprachiger Natur gewesen. Die Praxis, wie und womit solche Modelle trainiert werden, hatte in letzter Zeit zu Kontroversen und Klagen geführt. Wie die New York Times publik machte, nutzte OpenAI für das Training von GPT-4 und dem derzeit in Entwicklung befindlichen GPT-5 unter anderem transkribierte YouTube-Videos.
Die KI-Abteilung von Meta soll fast daran verzweifelt sein, genügend Trainingsdaten für LLaMA 3 zu sammeln, und diskutierte sogar den Kauf des Verlags Simon & Schuster, um dessen Buchkatalog als Dataset nutzen zu können. Viele urheberrechtlich geschützte Daten wären ohne Lizenz, Genehmigung oder Vergütung verwendet worden. Meta selbst macht keine genauen Angaben zu den Trainingsdaten, sondern lässt lediglich verlauten, dass „öffentliche“ Internetdaten und synthetische Daten – also KI-generierte Inhalte – für das Training verwendet wurden.
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