Dieses Auto soll 50 Jahre halten

Der Ingenieur Günther Schuh entwickelte bereits den StreetScooter und den e.Go. Jetzt will er ein neues Auto bauen. Beim sogenannten Space handelt es sich um ein langes SUV, das bis zu 50 Jahre auf den Straßen fahren könnte. Ein modulares Baukastensystem soll es so leicht wart- und aufrüstbar machen wie kein anderes Auto.

Von Michael Förtsch

Rund sieben Jahre fährt der durchschnittliche Autofahrer in Deutschland sein Fahrzeug, bevor er auf einen anderen Wagen wechselt. Und ein Auto lässt sich etwa 14 Jahre lang ohne allzu große Probleme nutzen, wenn die Wartung stimmt. Das Fahrzeug-Start-up e.Volution aus Aachen will jedoch demonstrieren, dass da noch mehr geht – und zwar auch der Umwelt zuliebe. Hinter dem Unternehmen steht Günther Schuh, der bereits mehrfach versuchte, die Mobilitätskultur in Deutschland umzukrempeln. Denn der Ingenieur stand bereits hinter dem E-Lieferwagenunternehmen StreetScooter und dem E-Autobauer e.Go.

Laut Günther Schuh könnte ein Fahrzeug mit der richtigen Konstruktion bis zu einem halben Jahrhundert auf der Straße verbringen. Dieses Fahrzeug gibt es schon, sagt er. Denn der Gründer habe es mit seinem Team gebaut. Das Auto nennt sich Space Evolution und gleicht mit seiner verengten Karosserie, dem hohen Radstand und einer Länge von fast fünf Metern einem gestreckten Geländewagen. Angetrieben werden soll der Wagen in der Zukunft durch einen Elektro-Wasserstoff-Hybridantrieb, der 380 Pferdestärken liefern soll.

Dadurch soll sich der Space Evolution sowohl an Ladesäulen als auch an Wasserstofftankstellen auftanken lassen. Letzteres soll so schnell gehen wie bei einem klassischen Verbrennerfahrzeug. Batterie- und Wasserstofftank sollen 450 Kilometer an Reichweite garantieren. Derzeit setzt das Team aber noch auf eine Batterie und einen Zweizylinder-Autogas-Motor, wie Golem berichtet. Denn noch fehle die Infrastruktur für einen sinnvollen Einsatz von Wasserstoff und Brennstoffzelle.

Lange Haltbarkeit dank Modularität

Was das Auto des RWTH-Professors aus Aachen wirklich besonders machen soll, ist jedoch das Reparatur- und Wartungssystem. Der Space würde das erste „echte Circular-Economy-Fahrzeug“ der Welt werden. Dieser Wagen – und weitere Projekte wie ein Meta getaufter Shuttle-Bus und ein drittes Fahrzeug, das noch enthüllt werden soll – sollen auf einem einfachen Open-Source-Ansatz basieren, das Open System Car Architecture Research genannt wird, kurz OSCAR. Dessen Grundgedanke: Statt vieler unterschiedlicher Steuersysteme soll ein zentrales, modular aufgebautes und einheitliches Computersystem als Schnittstelle für alles im Wagen genutzt werden.

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Auch die Teile des Chassis und der Karosserie sollen sich ohne große Hürden austauschen lassen. Alle fünf Jahre könnte der Space Evolution in eine Re-Assembly-Fabrik gebracht werden, wo verschlissene Teile durch neue oder auch modernisierte Bauelemente ersetzt werden. Durch neue Rechen- und Sensoreinheiten, Batterien und Software-Updates soll der Wagen stets auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben, selbst wenn er bereits vor 25 Jahren gefertigt wurde.

Durch die zahlreichen Standardteile soll das Auto nicht nur leicht wartbar, sondern auch günstig in Herstellung und Unterhalt sein. Außerdem soll der Wertverlust, den es sonst bei Fahrzeugen gibt, deutlich geringer ausfallen. Hat das Auto sein Lebensende erreicht, wird es nicht einfach verschrottet. Stattdessen soll der Space demontiert und noch nutzbare Teile weiterverwendet werden.

Der Space soll keine Zukunftsvision bleiben, sondern möglichst bald gebaut werden. Bereits ab Mitte 2023 soll er sich vorbestellen lassen. 2025 sollen dann die ersten 1.000 Fahrzeug als Kleinserie produziert werden. Kaufen lässt er sich aber vorerst nicht, sondern lediglich für 1.000 Euro pro Monat abonnieren. Hierbei sollen jedoch Wartung, Versicherung und auch Winterreifen enthalten sein. Für den Shuttle-Bus Meta soll es ein ähnliches Angebot geben, das sich jedoch an Firmen richtet.

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