Diese 6 Technologien hat 'Per Anhalter durch die Galaxis' vorhergesagt


Achtung! Heute ist Towel Day, also Handtuchtag. An diesem wird weltweit an den Kultautor Douglas Adams erinnert. Der hat mit Per Anhalter durch die Galaxis nicht nur einen zeitlosen Beitrag zur Science-Fiction- und Nerd-Kultur geschaffen. Adams hat darin auch Technologien vorhergesagt, die heute Alltag sind. Mehr oder weniger jedenfalls.

Von Michael Förtsch

Es ist lange her. Vor 43 Jahren strahlte BBC Radio 4 die erste Folge von The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy aus. In dem schrägen Hörspiel entkommt der Brite Arthur Dent mit Hilfe seines außerirdischen Kumpels Ford Prefect nur knapp der Zerstörung der Erde. Denn diese wird von den grässlich bürokratischen Vogonen gesprengt, um Platz für eine neue Hyperraum-Express-Route zu schaffen.

Für Arthur beginnt damit ein aberwitziger Trip durch Raum und Zeit. Schon bald werden die interstellaren Anhalter nämlich von Arthurs Irgendwie-Beinahe-Freundin Trillian und Zaphod Beeblebrox, dem Präsidenten der Galaxies, aufgegabelt. Die beiden wissen zwar, dass die Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ 42 lautet. Nur kennen sie die Frage nicht. Nach ihr suchen sie.

Wenn es hier in der Gegend irgendwas Wichtigeres als mein Ego gibt, verlange ich, dass man es auf der Stelle verhaftet und erschießt.

Zaphod Beeblebrox, Per Anhalter durch die Galaxis

Nach dem Radiodebüt goss Douglas Adams die Geschichte von Arthur Dent in Romanform und spann sie zu einer vier Bücher umfassenden Romantrilogie in fünf Banden auf, die später von Eoin Colfer um einen weiteren Ableger ergänzt wurde. Die Bücher sind nicht nur unheimlich amüsant, verdammt albern und voller guter Zitate, sondern auch ziemlich scharfsinnig und vorausschauend. Denn der am 11. Mai 2001 verstorbene Autor war brillant darin, den Irrsinn des Alltags auszumachen, Absurdität mit bildlichen Metaphern zu fassen und sinnige wie schräge Technologien heraufzubeschwören.

Douglas Adams, ein echter Nerd

Tatsächlich war Douglas Adams ein richtiger Nerd. Angeblich war er der erste Brite, der einen Apple Mac nach Hause geliefert bekam. Er arbeitete an Computerspielen mit und spekulierte in Kolumnen und Fachartikeln über den Einfluss von Technologie auf unser Leben. Kurzum: Douglas war vom technologischen Fortschritt überzeugt. Er glaubte auch schon früh daran, dass Bücher, Musik und Filme irgendwann aus dem Internet geladen werden könnten.

Zahlreiche seiner Zukunftsvisionen schafften es auch in die Per-Anhalter-durch-die-Galaxis-Saga. Von den teils kruden, teils cleveren und teils fantastischen Apparaten und Gadgets waren viele seinerzeit undenkbar. Heute hingegen sind einige davon schon Realität.

E-Books

Ohne Zweifel ist der Reiseführer Per Anhalter durch die Galaxis , nach dem die Saga benannt ist, das wichtigste und auffälligste Stück Technologie der gleichnamigen Roman-Reihe. Wie es im Prolog des ersten Teils heißt, hat dieser „in den etwas lässigeren Zivilisationen am äußersten Ostrand der Galaxis“ schon die große Encyclopaedia Galactica als Nachschlagewerk abgelöst.

Bei dem Reiseführer handelt es sich jedoch nicht um ein gedrucktes Buch, sondern um einen Minicomputer – eine Mikro-Sub-Meson-Elektronik-Einheit. Das heißt: Hinter dem Buchdeckel, auf dem in freundlichen Lettern KEINE PANIK! steht, verbergen sich ein kleiner Bildschirm, zahlreiche flache Knöpfe und ein Lautsprecher, aus dem eine „ruhige Stimme“ erklingt.

Die Beschreibung des Reiseführers lässt heute sofort an die erste Generation des Kindle-E-Book-Readers denken. Ford Prefect selbst bezeichnet den Taschencomputer als „elektronisches Buch“, das etliche Lagerhallen füllen würde, wenn sein Inhalt auf tote Bäume gedruckt wäre.

Tatsächlich war Adams mit seiner Prophezeiung der Realität einen guten Schritt voraus. Erst 1998 erschien der erste E-Book-Reader, der klobige aber revolutionäre Rocket eBook (Kaufpreis in Deutschland seinerzeit: 675 Mark). Noch früher vorhergesagt hatte die Technik jedoch Stanley Kurbick, der in seinem Film 2001 bereits 1968 ein Tablet zeigte.

Wikis und Wikipedia

Mit dem Reiseführer sagte Douglas Adams aber nicht nur eine Technologie, sondern auch eine Kulturtechnik vorher. Denn geschrieben werden all die Einträge für das elektronische Buch, das unregelmäßig über Sub-Etha-Welle aktualisiert wird, nicht nur von den Redakteuren der großen Verlage von Ursa Minor – sondern auch von „irgendwelchen vorbeikommenden Fremden“, wie es in Das Leben, das Universum und der ganze Rest steht.

Die stolpern in die Verlagsbüros, schreiben irgendwelche Texte zu irgendwas, das sie gesehen oder erlebt haben, korrigieren Einträge, die sie beinahe das Leben gekostet hätten und verschwinden wieder. Das ist den Redakteuren ganz recht, die ihre ohnehin ausgedehnten Mittagspausen dadurch verlängern können.

Der elektronische Reisebegleiter ist also nichts weniger als ein Crowdsourcing-Projekt. Ganz so eben wie die Wikipedia, die, genau wie der Reiseführer, so ziemlich alle großen Nachschlagewerke verdrängte. Deren Vorgänger Nupedia startete 1999, noch vor dem Tod von Douglas Adams. Er bekam also noch mit, dass seine visionäre Idee Realität wurde.

Recht behalten sollte er auch, was die schwankende Qualität von Crowdsourcing-Projekten angeht. Etliche Einträge im Reiseführer seien „sehr zweifelhaft oder zumindest wahnsinnig ungenau“, schrieb er damals im Roman. Mal abgesehen von den Tipps, wo man sich als Anhalter im bekannten Universum gut amüsieren und betrinken kann. Da sei der Reiseführer unschlagbar und sehr präzise.

Übrigens: Unmittelbar inspiriert von der Roman-Serie sind das Internet-Lexikon h2g2 und das heute leider vergessene Project Galactic Guide, an dem seinerzeit viele Wissenschaftler, Journalisten und Autoren mitwirkten.

Biometrische Ausweise

Wer ständig durchs Universum torkelt, der muss sich irgendwann auch ausweisen, dachte sich Douglas Adams. Dadurch kam er auf die die Idee des Ident-i-Fix. Das ist eine kleine Karte, die alle wichtigen Informationen über den Träger enthält und dadurch das wiederholte biometrische Scannen, Entschlüsseln von DNA und Abgleichen von Familiendaten über interstellare Funkwellen überflüssig macht. Sie kann genutzt werden, um immer und überall, die eigene Identität zu belegen. So beschreibt er es jedenfalls in Einmal Rupert und zurück.

Im Grunde ist der Ident-i-Fix damit wohl nicht weniger als ein biometrischer Reisepass oder eine digitale Smart-ID-Karte, wie sie in Estland ausgegeben wird, wo so ziemlich jeder wichtige Dienst mit der Karte und einem Online-Konto genutzt werden kann.

Universalübersetzer

„Der Babelfisch ist klein, gelb und blutegelartig und wahrscheinlich das Eigentümlichste, was es im ganzen Universum gibt“, heißt es in Per Anhalter durch die Galaxis . Denn: Er lebt von unbewussten Denkfrequenzen, die er seiner Umgebung entzieht und als „telepathische Matrix“ ausscheidet. „Der praktische Nutzeffekt der Sache ist“, heißt es im Roman weiter, „dass man mit einem Babelfisch im Ohr augenblicklich alles versteht, was einem in irgendeiner Sprache gesagt wird.“

Das kleine Tierchen ist also ein kyberorganischer Universalübersetzer – und inspirierte schon Generationen von Technologieentwicklern. Mit einigem Erfolg, wie es scheint.

Bereits seit einigen Jahren kann Google Translate gesprochene Sätze zielsicher zwischen einigen wichtigen Sprachen hin und her übersetzen. Mittlerweile geht das über den Google Assistant auf dem Smartphone sogar simultan. Der eine Gesprächsteilnehmer bekommt die Übersetzung per Smart-Kopfhörern ins Ohr geflüstert – und das wohl bald sogar in der Stimme des Menschen, mit dem er sich unterhält. Der andere bekommt den Text übersetzt auf dem Bildschirm angezeigt.

Der Skype Translater wiederum kann bereits in acht Sprachen bei Videoanrufen vermitteln – simultan. Und Gadgets wie der Ili Wearable Translator oder die Vasco-Translator-Geräte helfen Touristen und Geschäftsleuten bei Reisen und Verhandlungen mit schnellen Einwegübersetzungen. Nun reicht das alles noch nicht an den Komfort eines Babelfischs heran. Doch auch daran wird gearbeitet.

Das Start-up Waverly Labs hatte bereits Kopfhörer mit dem Namen Pilot entwickelt, die über je ein Smartphone als Zwischenstelle zahlreiche Sprachen ohne große Verzögerung direkt ins eigene Ohr übersetzten. Mit dem Ambassador soll nun der Nachfolger kommen. Hier sollen zwei Konversationspartner mit Kopfhörer im Ohr über ein einziges Smartphone als Vermittler natürliche Gespräche in ihrer eigenen Muttersprache führen können.

Sprach- und Heimassistenten

Millionen von Menschen sprechen bereits regelmäßig mit Computern. Sie sagen Siri, wann sie geweckt werden wollen, lassen von Alexa einen neuen Türvorleger bestellen oder befehlen dem Google Assistant, dass er das Licht ausschalten und die Temperatur hochdrehen muss. Dabei verstehen die KI-Assistenten oft schon recht genau, was der Benutzer will und antworten auch immer öfter mit sinnvollen Informationen.

Als Douglas Adams Per Anhalter durch die Galaxis schrieb, war das noch pure Zukunftsmusik – und, zugegeben, irgendwie ist es das auch heute noch.

Denn verglichen mit Eddie, dem Bordcomputer des Raumschiffs Herz aus Gold , oder Marvin, dem übellaunigen Roboter, sind diese digitalen Systeme nur eine simple Spielerei. Eddie ist intelligent, versteht jedes Wort und komplexeste Sätze. Er ist immer gut gelaunt, berechnet unverzüglich Flugbahnen und ist auch mal für lässigen Smalltalk zu haben. Marvin sagt selbst, er habe „das Gehirn von der Größe eines Planeten“. Er wurde gebaut, um schwierigste Denkaufgaben zu bewältigen. Doch er weiß, dass er nie wirklich gefordert sein wird. Genau das stürzt ihn in eine tiefe Depression.

Ob es in kommenden Jahrzehnten clevere KI-Assistenten mit einer eigenen Persönlichkeit geben wird, die Konversationen mit echtem Mehrwert führen können, ist fraglich. Doch die Entwicklung verläuft rasant. Zumindest können wir auf Assistenten hoffen, deren Sprache natürlicher und überzeugender wird, wie beispielsweise Google Duplex verspricht. Oder auch, dass sie auf Basis von Erfahrungen eigene Entscheidungen im Smart Home treffen können, die nicht gleich mit dem Kopf schütteln lassen.

Jahrelang hatte man auf Knöpfe drücken und an Skalenrädern drehen müssen; als dann die Technik immer rafinierter wurde, machte man die Regler berührungsempfindlich – man brauchte die Schalterelemente nur noch mit den Fingern anzutippen.

Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis

Touchscreens und Gestenerkennung

Wo wären wir heute nur ohne Touchscreens? Smartphones und Tablets wären jedenfalls schwerlich vorstellbar. Auch bei Ticket- und Fast-Food-Bestelltautomaten sind berührungsempfindliche Displays nicht mehr wegzudenken. Und geht’s nach den Vordenkern der Automobilbranche, werden wir in den PKW der Zukunft glatte Glasoberflächen streicheln, statt Tasten, Schalter und Drehräder zu bedienen. Auch das hatte Douglas Adams vorhergesehen.

Wenn Arthur und seine Freude dem Schiffscomputer Eddie nicht gerade sagen, was er tun soll, können sie das über eine moderne Steuerkonsole tun. Wie sich der raumfahrende Brite erinnert, „brauchte [man] die Schalterelemente nur noch mit den Fingern anzutippen“, um eine Reaktion auszulösen. Auch verschiedenste Regler, die das Schiff Herz aus Gold gezielt durch das All schleudern, waren demnach „berührungsempfindlich“.

Erste Touchscreens gab es zwar seit den 1970ern, zum Beispiel beim Magnavox Plato IV Student Terminal oder später beim HP-150-Computer. Doch bis sie in der Breite der Bevölkerung ankamen, dauerte esJahrzehnte.

Natürlich sind die Touch-Kontrollen nicht die einzige Möglichkeit, um mit dem Schiff zu interagieren. Auch mit Gesten können einige Systeme kontrolliert werden. Ganz ähnlich wie heute bei der gefloppten Xbox-Bewegungssteuerung Kinect. Dass sich damit Computer, anders als in Filmen wie Minority Report , nicht gerade sonderlich präzise und zuverlässig steuern lassen, hat Adams auch schon geahnt. Um einen Kanal auf dem Fernseher des Raumschiffes zu ändern, müsse man in dessen Richtung winken und dann „hoffen, dass etwas passiert“. Manchmal klappe das. Oft aber auch nicht.

Teaserbild: Getty Images / Dan Callister

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Happy Towel Day!

‘Ein Handtuch ist so ungefähr das Nützlichste, was der interstellare Anhalter besitzen kann.’ – Douglas Adams

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