Die Schweiz hat nun eine Hyperloop-Teststrecke – im Mini-Format

Auch in der Schweiz wird an einem Hyperloop gearbeitet. Und nun hat das Team hinter dem Swisspod-Projekt eine erste Teststrecke aufgebaut. Auf der soll die Technik für den Vakuumröhren-Zug erprobt werden. Vor fast 50 Jahren hatte ein Schweizer bereits eine ähnliche Idee.

Von Michael Förtsch

Rund um die Welt arbeiten zahlreiche Start-ups und Initiativen daran, das von Elon Musk populär gemachte Hyperloop-Konzept in ein echtes Transportmittel zu verwandeln. Auch in der Schweiz. Dort will das Unternehmen Swisspod einen Röhrenzug entwerfen, der in Zukunft die Großstädte der Schweiz und der Europäischen Union verbinden könnte. Einen großen Vorteil soll dabei das Antriebssystem darstellen, das in Zusammenarbeit mit der technischen Universität École Polytechnique Fédérale de Lausanne und dem Technologielabor Distributed Electrical Systems Laboratory entwickelt wird. Denn das soll das Konzept der Eidgenossen günstiger machen als die Systeme des Vorreiters Virgin Hyperloop, der bereits eine lebensgroße Kapsel mit Passagieren durch eine Röhre geschickt hat.

Die Kapseln des nahe Los Angeles entwickelten Virgin Hyperloop haben kein eigenes Antriebssystem. Stattdessen werden sie mit mit flach am Boden ausgelegten Linearmotoren über eine Trasse gezogen. Die Entwickler von Swisspod wählten hingegen ein anderes Konzept und drehen die Antriebslogik um. Hier soll ein LIMITLESS getaufter und eigens entwickelter Linearmotor die Kapsel über die Gleise ziehen, der in den Boden des Pods verbaut ist. Der Vorteil: Dadurch wird der Bau der Röhren ungleich günstiger und auch die Wartung von diesen, da sie weit weniger Technik enthalten würden.

Schon bald soll der Antrieb getestet werden. Denn auf dem Campus der ETH Lausanne in Ecublens hat das Swisspod-Team nun eine ringförmige Versuchsanlage im Format 1:6 aufgebaut, die auch von der Schweizer Regierung mitfinanziert wurde. Die 140 Meter lange Mini-Trasse soll zahlreiche Versuchsbedingungen, hohe Geschwindigkeiten und Langzeitfahrten von Kapsel-Prototypen erlauben. Das soll zeigen, ob und wie gut die Technik wirklich funktioniert. „Wir werden in neun Monaten wissen, wie wir unsere Technologie implementieren können, um den Hyperloop in vier bis fünf Jahren auf den Markt zu bringen“, sagt Denis Tudor, Leiter und Co-Gründer von Swisspod.

Eine alte Idee?

Die Herangehensweise an den Antrieb der Hyperloop-Kapseln von Swisspod ist nicht komplett neu oder einzigartig. Auch bei Hyperloop TT ist der eigentliche Motor nicht in der Strecke, sondern in den Kapseln integriert. Dafür setzen die Entwickler auf ein Magnetschwebe-System namens Inductrack. Ebenso will das spanische Start-up Zeleros die Strecken so passiv wie möglich halten. Bei seiner Herangehensweise sollen die Kapseln nur über einen kurzen Röhrenabschnitt von Linearmotoren in Fahrt gebracht werden. Danach soll ein riesiger Kompressor die Pods antreiben. Der soll die Restluft in den Röhren vorne einsaugen und nach hinten durchblasen. Ganz ähnlich wie bei einem Flugzeugtriebwerk.

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Das Start-up Swisspod ging aus dem Universitätsteam EPFLoop der ETH Lausanne hervor, das an den Hyperloop Pod Competitions von Elon Musks Raketenfirma SpaceX teilgenommen hatte. Im Jahr 2018 belegte es beim Geschwindigkeitswettbewerb den dritten Platz. Gefördert wird das Swisspod-Team auch von einem Projekt namens Swissmetro, dessen Anhänger seit Jahren für das gleichnamige Verkehrssystem von Rodolphe Nieth warben. Der Ingenieur hatte damit bereits im Jahr 1974 ein Hyperloop-artiges Zugsystem entwickelt. Er wollte die Schweiz mit Röhren untertunneln, in denen der Druck auf zehn Prozent der natürlichen Atmosphäre abgesenkt werden sollte. Dadurch sollte es TransRapid-gleichen Magnetschwebezügen mit bis zu 100 Sitzplätzen möglich werden, Geschwindigkeiten von bis zu 500 Kilometern pro Stunde zu erreichen. Eine Fahrt von Genf nach Lausanne oder von Basel nach Zürich sollte nur zwölf Minuten dauern.

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Teaser-Bild: Swisspod

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