Die Artemis-1-Mission ist erfolgreich zum Mond gestartet – das soll sie erreichen

Nach langen Verzögerungen und mehrfachen Verschiebungen ist die Mondrakete SLS und damit die Artemis-1-Mission gestartet. Sie ist der erste Schritt zu einer Rückkehr zum Mond. Und der kostet die US-Raumfahrtbehörde NASA mehrere Milliarden mehr als ursprünglich geplant.

Von Michael Förtsch

Ganze fünf Jahre nach dem ursprünglich angesetzten Starttermin ist die Mondrakete Space Launch System – kurz SLS – erstmals abgehoben. Um 7:49 mitteleuropäischer Zeit startete die 98 Meter hohe Rakete von ihrer Plattform im Complex 39B am Kennedy Space Center in Florida. Der lift off erfolgte nicht ohne Probleme. Ein Wasserstoffleck wurde an einer Leitung der Oberstufe festgestellt und musste kurzfristig durch ein Einsatzteam behoben werden. Dann kam es zum Ausfall eines Radars der Bodenkontrolle. Grund war ein defekter Netzwerk-Switch. Hierdurch verschob sich der Start von der zuvor angesetzten Uhrzeit 7:04 Uhr auf 7:49 Uhr. Der Flug der SLS selbst verlief ohne größere Komplikationen und ist für die NASA ein großer Erfolg.

Rund zwei Stunden nach dem Start wurde die Orion-Kapsel an der Spitze des SLS vom sogenannten ICPS – der letzten Antriebsstufe – gelöst. Sie befindet sich nun angetrieben von einem europäischen Servicemodul auf der rund 26 Tage dauernden Rundreise zum Mond und zurück zur Erde. Dabei sollen das von der NASA gemeinsam mit der ESA entwickelte Raumfahrzeug und wichtige Systeme für die Rückkehr zum Mond erprobt werden. Menschen sind nicht an Bord der Kapsel. Jedoch befinden sich festgeschnallt auf den Sitzen im Inneren drei Strahlungsmesspuppen. Zwei davon sollen im Rahmen des MARE-Experiments des DLR feststellen, wie stark Menschen der kosmischen Strahlung – insbesondere Frauen – ausgesetzt werden und ob spezielle Schutzwesten gegen etwaige Schäden schützen können. Die dritte Puppe ist von der NASA selbst. Mit ihr sollen ähnliche Erkenntnisse gesammelt werden.

Neben der Orion-Kapsel wurden mit Artemis 1 auch mehrere Cubesat-Mini-Satelliten ins All gebracht, die im Erd- und Mondorbit ihre Arbeit verrichten sollen. LunIR von Lockheed Martin soll während eines Vorbeiflugs die Mondoberfläche untersuchen. Der von der Morehead State University konstruierte Lunar IceCube soll aus 100 Kilometern Höhe auf dem Mond nach Eis suchen. Und bei Omotenashi handelt es sich um eine Schuhkarton-große Mondsonde, die unabhängig von Orion den Mond erreichen soll. Im Orbit angekommen soll sich ein kleines Landemodul in der Form einer Thermosflasche lösen und unter Verwendung einer Bremsrakete und eines Airbags auf der Oberfläche aufsetzen. Der Near Earth Asteroid Scout wiederum ist ein Mini-Satellit, der mit einem 85 Quadratmeter großen Sonnensegel auf die Reise zum erdnahen Asteroiden 2020 GE geschickt wird.

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Ganz schön teuer

Verläuft alles nach Plan, wird die Orion-Kapsel drei Wochen in der Umlaufbahn des Mondes verbleiben und am 11. Dezember zur Erde zurückkehren. Bereits die nächste Artemis-Mission soll bemannt sein. Die derzeit für Mai 2024 angesetzte, aber realistisch wohl frühestens 2025 startende Mission soll vier Astronauten auf einen acht bis 21 Tage dauernden Rundflug um den Mond senden. Mit der Mission Artemis 3 soll dann erstmals seit 1972 wieder ein Mensch den Mond betreten – derzeit ist hierfür das Jahr 2025 angesetzt, realistisch erscheint vielen Experten jedoch frühestens 2026. Das Ziel des Artemis-Programms ist es, letztlich eine dauerhafte Präsenz auf dem Mond und in dessen Umlaufbahn aufzubauen – und so auch ein Sprungbrett in Richtung Mars einzurichten.

Bislang hatte das Artemis-Programm mit vielen Problemen zu kämpfen. Obwohl die NASA bei der Konstruktion des Orion-Raumschiffs und der Mondrakete SLS auf Plänen aufbauen konnte, die ursprünglich für das Constellation-Programm unter George W. Bush entwickelt wurden, kam es zu einer massiven Kostenexplosion. Das SLS befand sich seit rund zehn Jahren bei Boeing in der Entwicklung. Bereits seit 2005 arbeitet die NASA selbst an Orion. Mehrere Dutzend Milliarden soll diese Arbeit verschlungen haben. Dazu soll die Konstruktion einer einzigen SLS-Rakete rund 2,2 Milliarden US-Dollar kosten und ein einzelnes Orion-Raumschiff rund eine Milliarde. Systeme für die Bodenkontrolle und Vorbereitung einberechnet soll der Start von Artemis 1 rund 4,1 Milliarden US-Dollar gekostet haben. Ursprünglich hatte die NASA mit 500 Millionen US-Dollar kalkuliert.

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