Das E-Auto-Start-up Lucid Motors gilt als einer der wenigen ernstzunehmenden Tesla-Herausforderer. Nun wurde der Preis für dessen erstes Fahrzeug enthüllt. Der Lucid Air soll ab 77.400 US-Dollar zu haben sein – und ab 2021 ausgeliefert werden. Dabei hatte das Unternehmen ursprünglich ganz andere Pläne.
Von Michael Förtsch
In den vergangenen Wochen hat das in Newark, Kalifornien beheimatete Lucid Motors mehrfach versucht, zu beweisen, dass es mit Tesla, Rimac und traditionellen Fahrzeugherstellern mithalten kann. Unter anderem hat Lucid-Chef Peter Rawlinson die angekündigte Elektrolimousine Lucid Air die Viertelmeile fahren lassen. Dafür brauchte sie nur 9,9 Sekunden. Schneller als ein 1.500 PS starker Bugatti Chiron. Bei einem weiteren Test schaffte ein Air die Strecke sogar in 9,245 Sekunden. Damit schlägt der Wagen sowohl Sportler wie den Dodge Challenger SRT Demon, Koenigsegg Jesko und Porsche Taycan Turbo S – und auch das Tesla Model S in der Performance-Fassung. Bei einer Runde auf dem Laguna Seca Raceway lag der Air nur weniger als vier Sekunden hinter der Bestzeit, die ein McLaren Senna aufgestellt hat.
Unklar war bislang aber, wann genau der Lucid Air nun auf den Markt kommen wird und zu welchem Preis. Doch wie das E-Auto-Start-up jetzt angekündigt hat, wird der Lucid Air in der Basis-Ausstattung ab 77.400 US-Dollar zu haben sein. Damit ist das „günstigste“ Modell weniger als halb so teuer wie die High-End-Variante – und nah am Preis des Tesla Model S. Die Basis-Fassung soll 480 PS und eine Reichweite von knapp über 640 Kilometern bieten. Daneben gibt es ein Air Touring genanntes Modell für 95.000 US-Dollar, das mit 620 PS und ebenfalls 640 Kilometern an Reichweite aufwartet. Ein Grand-Touring-Modell soll für 139.000 Dollar 800 PS bieten und ganze 832 Kilometer weit kommen. Die limitierte Air Dream Edition soll ganze 1.080 PS und eine Reichweite von 810 Kilometern aufweisen.
Mittlerweile können die Wagen gegen eine Anzahlung von 300 Euro für das Basismodell und 900 Euro für den Air Touring und Air Grand Touring auch in Deutschland vorbestellt werden. Ausgeliefert werden sollen die beiden hochpreisigen Varianten zwischen Sommer und Winter 2021. Das Basismodell soll im Frühjahr 2022 vom Band rollen. Die Dream Edition, die in Europa derzeit nicht vorbestellt werden kann, könnte bereits im Frühjahr 2021 an die ersten Käufer gehen.
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Jetzt Mitglied werden!Einst wollte Lucid nur Batterien und Antriebsstränge bauen
Gegründet wurde Lucid Motors bereits 2007 – und zwar vom ehemaligen Tesla-Manager Bernard Tse und dem IT-Unternehmer Sam Weng. Anfangs forschte das Unternehmen unter dem Namen Atieva an Batterie- und Antriebstechnologie für Elektrofahrzeuge anderer Hersteller. Nach einigen Jahren schwenkte das Start-up aber um, und beschloss, mit der eigenen Technik selbst Fahrzeuge zu konzipieren und zu bauen. Als Machbarkeitsstudie diente ein Edna getaufter Kleintransporter, der in verschiedenen Rennen sowohl ein Tesla Model S P90D, einen Ferrari 458 Speciale als auch einen Nissan GT-R abhängen konnte.
2014 kündigte Atieva dann erstmals an, mit dem Atvus an einer luxuriöse Elektrolimousine zu arbeiten. Die sollte sich ursprünglich stark am Design europäischer Wagen orientieren und beispielsweise Elemente wie teilverkleidete Radkästen vom Citroën CX übernehmen. Gebaut werden sollte der Wagenbeim chinesischen Fabrikanten Dayang Motorcycle – und zwar ab 2018. Im Jahr 2016 benannte sich Atieva in Lucid Motors um und kündigte den zwischenzeitlich umgestalteten Atvus als Lucid Air neu an.
Finanziert wurde Lucid Motors unter anderem vom chinesischen Milliardär Jia Yueting, der selbst noch das in die Krise geratene Faraday Future gegründet hat und auch mit seinem Unternehmen LeEco ein Elektroauto geplant hatte. Im September 2018 stieg zudem der Public Investment Fund von Saudi-Arabien mit einer Milliarde US-Dollar bei Lucid Motors ein, wodurch unter anderem der Bau einer eigenen Fabrik in Casa Grande begonnen werden konnte, die in diesem Jahr fertiggestellt und in Betrieb genommen werden soll.
Teaser-Bild: Lucid Motors