Der Erfinder der Oculus Rift hat eine VR-Brille gebaut, die ihren Nutzer töten kann

Vor zehn Jahren hat Palmer Luckey mit der Entwicklung der VR-Brille Oculus Rift das Interesse an Virtual Reality neu entfacht. Heute ist er der Leiter eines Rüstungsunternehmens, das Drohnen und Überwachungssoftware entwickelt. Nun hat er eine Virtual-Reality-Brille gebaut, die ihren Träger umbringt, wenn er in einem Spiel stirbt.

Von Michael Förtsch

Der Manga Sword Art Online sind ein Phänomen. Der japanische Zeichner Reki Kawahara hatte die mittlerweile auch als Anime-Serie umgesetzte Geschichte im Jahr 2002 als Web-Comic begonnen und damit eine düstere wie aber auch faszinierende Welt geschaffen. In der ist die Virtual-Reality-Technologie im Jahr 2022 schon einen ganzen Sprung weiter. Ausgeklügelte Helme namens NerveGear erlauben es, virtuelle Welten mit allen Sinnen zu erfahren. Eine davon ist das Online-Rollenspiel namens Sword Art Online, das in einer aufwendigen Fantasy-Kulisse angesiedelt ist. Wie aber Spieler erschreckt feststellen müssen, können sie sich plötzlich nicht mehr aus dem Videospiel ausklinken – sie hängen in der Virtual-Reality-Welt fest. Wie ihnen Akihiko Kayaba, der Schöpfer von Sword Art Online, eröffnet, ist das kein Fehler. Es ist ein sadistisches Experiment.

Die Spieler sollen sich durch 100 Etagen eines stählernen Schlosses kämpfen, um ihre Freiheit zurückzubekommen. Wer im Spiel stirbt oder versucht, seinen VR-Helm zu entfernen, wird auch in der Realität sterben – durch einen Mikrowellenimpuls, der das Gehirn ausschaltet. Und so einige tun das. Wie Palmer Luckey in einem Beitrag auf seinem Blog schreibt, hat ihn diese Geschichte einst sehr inspiriert. Denn Lucky ist einer der Entwickler der ersten Oculus-Rift-VR-Brille und Gründer der Firma Oculus VR, die er 2014 an Facebook – heute Meta – verkaufte. Heute leitet er das 2017 gegründete Anduril Industries, ein Rüstungs- und Technologieunternehmen, das KI-Grenzüberwachungssysteme und sowohl bewaffnetet als auch unbewaffnete Drohnen entwickelt.

Nun hat er die Technologien beider seiner Unternehmen für eine eher fragwürdige Erfindung zusammengebracht. Und zwar für eine eigene Fassung des NerveGear, das seinen Träger wirklich töten kann. „Die Idee, das reale Leben mit dem virtuellen Avatar zu verknüpfen, hat mich schon immer fasziniert“, schreibt Lucky. „Man erhöht den Einsatz sofort auf ein Höchstmaß und zwingt die Menschen dazu, ihre Interaktion mit der virtuellen Welt und den Spielern darin grundlegend zu überdenken. Aufgepumpte Grafiken lassen ein Spiel vielleicht realer erscheinen, aber nur die Androhung ernsthafter Konsequenzen kann ein Spiel für die Spieler und alle anderen Personen im Spiel wirklich echt machen.“

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Ein tödliches Kunstwerk?

Für seinen Killer-VR-Helm hat Lucky eine der gerade erst erschienen Oculus Quest 3 genutzt und mit drei Explosivladungen versehen, die auf die Stirn des Spielers gerichtet sind. Die sollen mit einem Fotosensor verbunden sein, der der erkennen kann, wenn die Bildschirme in der Brille beispielsweise rot blinken – das Signal für das Ableben des Spielers. Wenn diese Game-Over-Animation startet, würden „die Sprengladungen gezündet und das Gehirn des Spielers zerstört“, so Lucky, der gerne auch noch ein System entwickeln würde, das das Abnehmen des Headsets verhindert.

Selbst benutzen würde er das Headset nicht, sagt der Oculus-Erfinder. Er traue sich nicht, die Brille aufzusetzen. Denn es gäbe noch viele mögliche Fehler, die versehentlich die Sprengladungen auslösen könnten, die von einem Projekt seiner Firma Anduril stammen. Auch wolle Lucky generell nicht unbedingt, dass jemand mit einer solch tödlichen Waffe auf dem Kopf spielt. Es sei ein Projekt, das aus einer Faszination entstand und ein Kunstwerk, „das zum Nachdenken über unerforschte Wege im Spieldesign anregen soll“. Dennoch glaubt Lucky, dass irgendjemand irgendwann durchaus so eine VR-Brille bauen und auch benutzen wird. „[Meine tödliche VR-Brille] ist, soweit ich weiß, das erste nicht-fiktionale VR-Gerät, das den Benutzer tatsächlich töten kann“, schreibt er. „Aber es wird nicht das letzte sein.“

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Ich fand den Manga und das Anime sehr gut gelungen und auch die Spiele können einen für mehrere Stunden in den Ban ziehen. So ein „echtes“ NerveGear würde ich mir aber wohl eher nicht aufsetzen :slight_smile:

Aber sollte Luckey das Medicuboid aus der Serie umsetzen, so glaube ich könnte das bestimmt viele Menschen das Leben erleichtern. Auf jeden fall eine komisch verrückte Idee das NerveGear umzusetzen :smiley:

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Oh ja, das stimmt. Die Idee hat mit an Lock In von John Scalzi erinnert. https://en.wikipedia.org/wiki/Lock_In

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