Der Corona-Shutdown hat für einen Einbruch der CO2-Emissionen gesorgt


Die Corona-Pandemie für einen massiven Rückgang beim Flug- und Straßenverkehr gesorgt. Auch zahlreiche Fabriken waren stillgelegt. Das alles hat zu einem Einbruch der globalen CO2-Emissionen geführt. Dennoch ist das gemessene Tief kein Grund zu allzu großer Freude.

Von Michael Förtsch

Über mehrere Wochen waren die Straßen in vielen Städten und sogar Weltmetropolen wie New York City, London und Shanghai wie leergefegt. Der Grund waren Ausgangseinschränkungen, die die Regierungen infolge der Corona-Pandemie veranlasst haben. Zahlreiche Unternehmen schickten ihre Mitarbeiter ins Home Office oder fuhren ihren Betrieb ganz oder teilweise herunter. Bei Autobauern wie Daimler, BMW oder General Motors und bei Elektronikriesen wie Foxconn, Samsung und LQ standen Bänder still. Flug- und Schiffsreisen wurden storniert, Restaurants und Clubs wurden geschlossen. Das hat in vielen Städten und Regionen zu einem sicht- und spürbaren Rückgang an Schadstoffemissionen geführt. Nun haben 13 internationale Klimaforscher die weltweiten Auswirkungen untersucht und dafür Daten aus 69 Ländern, 50 US-Bundesstaaten und 30 chinesischen Provinzen ausgewertet.

Laut der Studie, die im Wissenschaftsmagazin Nature Climate Change veröffentlicht wurde, gingen die globalen Kohlenstoffdioxid-Emissionen bis Anfang April um bis zu 17 Prozent gegenüber den gewohnten Tageswerten zurück. 2019 lagen diese bei 100 Megatonnen. In Deutschland war sogar ein Rückgang um bis zu 26 Prozent zu verzeichnen. Am stärksten fiel die Emissionsreduktion beim internationalen Flugverkehr aus. Hier wurde pro Tag bis zu 60 Prozent weniger CO2 emittiert als sonst. Beim Straßen- und Schiffsverkehr sei etappenweise eine Verringerung um die Hälfte zu verzeichnen gewesen. Der CO2-Ausstoß der Industrie ging immerhin um bis zu 19 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg infolge von Home Office sowie Kurzarbeit und der plötzlichen Arbeitslosigkeit vieler Menschen der CO2-Ausstoß der Privathaushalte – jedoch nur um bis zu drei Prozent.

Laut dem Wissenschaftlerteam sind die ermittelten Einbrüche „drastische Veränderungen“, „extrem“ und „äußerst bemerkenswert“. Einen derartigen Rückgang habe es seit mindestens 60 Jahren nicht mehr gegeben. Trotzdem müssten diese Reduzierungen in ein Verhältnis gesetzt werden. Denn selbst auf dem ermittelten Tiefststand sei weltweit immer noch so viel CO2 ausgestoßen worden, wie im Durchschnitt des Jahres 2006. Außerdem habe die globale Emission von Kohlenstoffdioxid in den vergangenen Wochen wieder zu genommen. Grund seien die Lockerungen von Ausgangsbeschränkungen. Trotzdem lagen die Gesamtemissionen bis Ende April weltweit immerhin noch um 14 Prozentpunkte unter dem Durchschnitt.

Keine Hoffnung fürs Klima

Hoffnungen, dass der Rückgang bei den Kohlenstoffdioxid-Emissionen einen merklichen Einfluss auf den Klimawandel haben könnte, müssen die Forscher zerstreuen. Denn die Einsparung an Emissionen sei eben nur temporär gewesen und entspreche dem, was sonst in zwei Wochen an CO2 in die Atmosphäre entlassen wird. Das Phänomen sei „eindeutig beispiellos“, aber letztlich ohne große Wirkung. Bei einer Erholung der Wirtschaft und einer Normalisierung des Verkehrs dürfte der Ausstoß bald wieder sichtlich in die Nähe des Vor-Pandemie-Zeitraums steigen. In China sei das jetzt schon zu beobachten. Dadurch dürfte sich der Gesamtrückgang der Emissionen auf das Jahr 2020 gerechnet wohl bei lediglich vier Prozent einpegeln.

Würden hingegen einige der Ausgangs- und Reisebeschränkungen erneut in Kraft treten oder in einigen Ländern bestehen bleiben, könnte ein Gesamtrückgang um bis zu sieben Prozent erreicht werden. Um eine dauerhafte Einsparung von Kohlenstoffdioxid und damit eine Bremsung des Klimawandels zu ermöglichen, müssten, so die Wissenschaftler, aber grundlegende Strukturänderungen im Transport- und Mobilitätssektor, der Energieerzeugung und der Industrie erfolgen. „Staatliche Maßnahmen und wirtschaftliche Anreize nach der Krise werden den globalen CO2-Emissionspfad wahrscheinlich für Jahrzehnte beeinflussen“, heißt es in der Studie.

Teaser-Bild: Jens Schlueter / Freier Fotograf

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Hi Michael,
sehr guter Beitrag!
Ich finde es schade, dass die Weltgemeinschaft bei der Klimathematik so die Augen zumacht…

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Das üble ist, dass nur Politik und Regierungen in dieser Problematik wirklich für Veränderung sorgen können indem sie die Spielregeln so setzen dass die Wachstumsmaschine Wirtschaft sich auch in die richtige Richtung bewegt.

Zu einer Lösungsfindung für derart große und komplexe Probleme habe ich schon lange keinen politischen Akteur oder Willen erkennen können.

Man hat adhoc den atomausstieg beschließen können (in Konsequenz akuter folgen des Fukushima Unfalls). Man konnte gerade überall radikal Vorgehen und die Wirtschaft in einen Schlaf versetzen. Aber man schafft es irgendwie nicht derart radikal vorzugehen wenn es um ein Gestalten einer neuen Wirtschaft geht.

Weiß nicht ob das am fehlen eines Plans oder Vision liegt, institutionell blockiert ist, oder tatsächlich einfach eine politische Führungsproblematik ist. Vielleicht täte man sich leichter würde man die Bevölkerung oder breitere Schichten mit in einen Konsensus Prozess einbeziehen. Dann müsste die Politik „nur“ für saubere aufklärungsarbeit auch was die Konsequenz eines neuen Handelns angeht sorgen.

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Gute Frage…

In kapitalistischen Systemen wird auf Steigerung des Kapital hingearbeitet. Und dafür wird zunächst Kapital zur Verfügung gestellt.
Die deutsche Fleischindustrie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch politische Weichenstellung mit Subventionen sozusagen aus zudem Nichts in den Wirtschafts-Olymp gefördert, um schon bald nicht mehr den inländischen tatsächlichen Hunger zu stillen, sondern Exportwaren für einen internationalen Markt profitable zu produzieren (z.B. beschrieben bei Nadine Filko, Clean Meat). Damit wurde just die Massentierhaltung gefördert die jetzt massgeblich CO2- Emissionen zu verantworten hat.

Politisch motivierte Subventionen in neue Technilogien und Industrien, die weniger CO2 ausstossen, sind notwendig. Die Tech-Ansätze gibt es ja.

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Ja, das ist echt übel, dass das Schicksal unserer Gesellschaft von so wenigen Menschen kontrolliert wird.
Wie bereits Barbara gesagt hat:

Leider steuern diese paar Menschen mit ihrem Kapital die Welt in eine negative Richtung. Wobei Kapitalismus sicherlich auch mit einer positiven Konnotation funktionieren würde.

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… ja, wenn man die Anreize schafft. Für Investoren attraktive Ideen sind ja nicht gottgegeben umweltschädigend, sie müssen nur ertragsversprechend sein. In dem Moment in dem Umweltschutz Ertrag bringt und nicht etwa als altruistische „Spende“ gesehen wird, setzt er sich durch. Dann könnte das Streben nach Kapitalsteigerung fördernde Effekte haben. Dazu müssen Forschung, Wirtschaft und Politik zusammenarbeiten.

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