Das Zurück-in-die-Zukunft-Auto kommt als moderner Elektrosportwagen zurück

Der DeLorean DMC-12 ist das einzige Auto, das der US-Autobauer DeLorean Motor Company je gefertigt hat. Insgesamt rollten rund 9.000 Exemplare vom Band. Durch sein eigenwilliges Design und seinen Auftritt als Zeitmaschine in der Zurück-in-die-Zukunft-Trilogie wurde der DeLorean DMC-12 zum Kultfahrzeug. In diesem Jahr soll eine moderne Neuinterpretation als E-Auto enthüllt werden.

Von Michael Förtsch

Die Geschichte des DeLorean DMC-12 und seines Schöpfers ist abenteuerlich. John DeLorean war einst ein gefeierter Ingenieur und Manager. Er hat in den 1960ern unter anderem Kultfahrzeuge wie den Pontiac GTO und den Pontiac Firebird auf die Straßen gebracht. Im Jahr 1969 wurde er zum Chef von Chevrolet und später zum Vizepräsidenten der PKW- und LKW-Fertigung von General Motors. Aber zu Beginn der 1970er kündigte er, um 1975 die DeLorean Motor Company zu gründen. Mit dieser wollte er, wie er versprach, einen sportlichen PKW bauen, der sowohl sicher, ethisch als auch ökologisch ausgerichtet ist – und trotzdem mit einer Corvette oder einem Porsche 911 konkurrieren kann.

Für die Gestaltung verpflichtete DeLorean den legendären Designer Giorgetto Giugiaro. Der baute für die markante Optik auf dem Konzept des Medici II und einem Entwurf auf, den er einst für den Porsche 928 entwickelt hatte. Ebenso legte DeLorean fest, die Außenhaut des Wagen aus rostfreiem Edelstahl zu fertigen, der nicht lackiert werden soll. Für den Unterbau wurde auf Fieberglas gesetzt. Gebaut wurde der DMC-12 nicht in den USA, sondern in Dunmurry in Nordirland. Das Werk sollte die hohe Arbeitslosigkeit der Region senken und wurde fast vollständig von der britischen Regierung finanziert, die hoffte, dadurch den Einfluss der Terrorgruppe IRA zu beschneiden.

Von 1981 bis 1982 wurden rund 9.000 Fahrzeuge hergestellt. Diese wurden von der Fachpresse und ihren Käufern sehr gemischt aufgenommen. Viel Lob gab es für das mutige Design. Viel Kritik erntete hingegen die Fertigungsqualität. Die Hubmechanismen der opulenten Flügeltüren und die Klimaanlage versagten oft. Die Motorkühlung und die Zentralverriegelung waren unzuverlässig und vieles mehr. Dazu war der Wagen mit 25.000 US-Dollar doppelt so teuer wie einst geplant. Die Nachfrage nach dem DMC-12 brach daher schnell ein. Genauso wie bei anderen Fahrzeugen von US-Marken. Deren Absatz hatte sich von 1978 bis 1982 halbiert.

Ein Jahr nach dem Produktionsstart stand die DeLorean Motor Company bereits am Abgrund. John DeLorean wollte sich daher auf ein Geschäft mit einem verurteilten Drogendealer einlassen und wurde prompt verhaftet. Denn der Drogendealer war ein Informant der US-Behörde Drug Enforcement Administration – der jedoch auch das Leben von DeLorean und seiner Familie bedroht haben soll. Später wurde DeLorean daher freigesprochen. Die DeLorean Motor Company konnte er nicht retten – sie wurde 1983 aufgelöst.

Ikone der Popkultur

Dass der DeLorean DMC-12 nicht einfach in Vergessenheit geriet, das ist insbesondere der 1985 gestarteten Filmtrilogie Zurück in die Zukunft zu verdanken. In der baut der verrückte wie geniale Wissenschaftler Emmett Brown aus einem DMC-12 eine Zeitmaschine, die den jungen Marty McFly in die Vergangenheit und Zukunft schickt. Ursprünglich war dafür ein ganz anderes Vehikel vorgesehen: ein Kühlschrank. Jedoch fürchteten Regisseur Robert Zemeckis und Produzent Steven Spielberg, dass diese Idee dazu führen könnte, dass sich Kinder in Kühlschranken einschließen. Dazu machte eine fahr- und flugtaugliche Zeitmaschine die Umsetzung und Erzählung des Filmgeschehens schlichtweg einfacher.

Der DeLorean ist durch Zurück in die Zukunft zur echten Popkultur-Ikone erwachsen und hat immer wieder in Videospielen wie Forza Horizon 5 und Rocket League, zahlreichen Musikvideos und Filmen wie Ready Player One einen Gastauftritt. Originalmodelle sind heute rar. Von den rund 9.000 Exemplaren sind noch rund 6.500 auf den Straßen. Das macht den DMC-12 so obskur, mythisch wie auch begehrt. Daher soll der DeLorean auf die Straße zurückkehren – oder zumindest eine moderne Interpretation des Klassikers. Das kündigte die 1995 vom britischen Ingenieur Stephen Wynne neugegründete DeLorean Motor Company an, die bislang vor allem Ersatzteile für, Reparaturen und Restaurierungen von Original-DMC-12-Modellen anbietet.

Laut InsideEVs fasste Stephen Wynne erstmals 1997 Pläne, DMC-12-Replika anzufertigen, diese aber aufgegeben, da essentielle Bauteile wie der ursprünglich verwendete Motor nicht mehr hergestellt wurden. Dank der heute sichtbaren Entwicklung von zuverlässigen und reichweitenstarken Elektroautos habe er nun seine Pläne für eine neue Fahrzeugserie wiederbelebt: Es soll einen neuen DeLorean geben. Der soll dem Original in Form und Stil nachempfunden sein, aber auch moderne Einflüsse aufweisen. Der aktuelle Name für das Auto lautet DeLorean EVolved. An der Umsetzung soll Italdesign mitwirken, das Designunternehmen, das einst vom DMC-12-Designer Giorgetto Giugiaro gegründet wurde.

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Frühstens 2023 auf den Straßen

Wie die DeLorean Motor Company angekündigt hat, soll der DeLorean EVolved in diesem Jahr enthüllt werden. Ein erstes Teaser-Video verrät nicht viel. Die ersten Exemplare könnten aber frühstens 2023 auf den Straßen sein. Gefertigt werden sollen die Wagen, das berichtet TheRealDeal, wohl in einer Fabrikanlage in San Antonio. Die Verantwortung dafür soll Joost de Vries tragen, der bis August 2021 für den US-amerikanisch-chinesischen E-Autobauer Karma Automotive gearbeitet hat. Nach Recherchen von AutoEvolution könnte die DeLorean Motor Company jedoch noch einen zweiten Wagen vorstellen. Nämlich einen exakten Nachbau des DMC-12, der von der sogenannten Classic-DeLorean-Abteilung der kleinen Automobilfirma verantwortet werde, die direkt dem Gründer Stephen Wynne untersteht. Auch dieser Wagen dürfte wohl voll-elektrisch fahren.

Wie ein neuer DeLorean ausschauen könnte, darüber haben in den vergangenen Jahren zahlreiche unabhängige Designer und Autofans spekuliert – und in Teilen spektakuläre Entwürfe geliefert. Für viel Aufsehen sorgten unter anderem 3D-Render-Bilder des Designers Angel Guerra, der unter anderem an der Entwicklung des elektrischen Supersportlers Rimac Concept 2 mitwirkte. Einen weiteren Entwurf lieferte der indische Designer Onkar H., der sich einen modernen DeLorean als spartanischen Supersportler ausmalt, bei dem sich statt den Flügeltüren die Windschutzscheibe samt Dach anheben.

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Titel-Bild: Angel Guerra

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