Das Überschallflugzeug XB-1 wird erst 2022 abheben

Seit mehreren Jahren arbeitet Boom Technology an einem modernen Überschallflugzeug. Eigentlich hätte dessen Prototyp in diesem Jahr seinen ersten Flug erleben sollen. Laut den Entwicklern ist die Technik bereit. Abheben wird der Flieger trotzdem mit ziemlicher Sicherheit erst im neuen Jahr.

Von Michael Förtsch

Es hat nicht geklappt – bisher. Ende des Jahres 2020 hatte das US-Start-up Boom Technology angekündigt, dass es 2021 Luftfahrtgeschichte schreiben würde. Zum ersten Mal hätte das XB-1 oder auch Baby Boom getaufte Flugzeug des Unternehmens abheben sollen, an dem ein Team aus Ingenieuren in Denver, Colorado bereits seit mehreren Jahren arbeitet. Es ist ein Prototyp, der als sogenannter Überschall-Demonstrator beweisen soll, dass mit moderner Technologie ökonomisch sinnvolle und umweltfreundliche Überschallpassagierflugzeuge machbar sind. Nachdem Passagiere vor 18 Jahren mit der Concorde das letzte Mal mit Überschallgeschwindigkeit reisten, solle nun eine neue Ära der Überschallflüge anbrechen. Das ist zumindest der Plan der von Blake Scholl gegründeten Firma.

Wie WIRED aktuell berichtet, sei die Technik des XB-1-Prototypes verbaut und grundsätzlich für einen ersten Flug bereit. Die von General Electric Aviation gelieferten J85s-Triebwerke seien in einem Probelauf in Betrieb genommen worden. Das Flugzeug wurde auch schon betankt. „Und wir sind nur einige Wochen davon entfernt, die Triebwerke laufen zu lassen“, zitiert WIRED Blake Scholl. „Es gibt nur zwei Orte auf der Welt, an denen man ein ziviles Überschallflugzeug sehen kann: in einem Museum und genau hier.“ Dass das 21 Meter lange Flugzeug tatsächlich fliegt, soll es nun voraussichtlich im kommenden Jahr beweisen. Wobei das Start-up noch keinen konkreten Termin festsetzen will. Tatsächlich liegt Boom Technology mit seinem Zeitplan nun schon mehrere Jahre zurück. Ursprünglich sollte die XB-1 schon 2017 in die Luft gehen.

Hebt die Maschine irgendwann ab, soll sie vom Testflughafen Mojave Air & Space Port in der Mojave Wüste starten und bis zu Mach 1,3 erreichen – also 1.605 Kilometer pro Stunde –, wobei die theoretische Höchstgeschwindigkeit deutlich höher liege. Einen Überschallknall soll es geben, aber das Ziel der Entwickler ist es, dass dieser aufgrund der Hüllenkonstruktion kaum hörbar sein wird. Bei den geplanten Flügen soll die Maschine mit einigen Sensoren und beobachtet von Kameras und Radar zahlreiche Daten erfassen, die Aufschluss darüber geben, wie gut das von Boom Technology erdachte Flugzeugdesign bei Überschall funktioniert. Denn die Overture, das erste kommerzielle Passagierflugzeug des Unternehmens für 55 bis 75 Passagiere, soll im Grundsatz eine vergrößerte Fassung der XB-1 darstellen.

Ein Konkurrent hat bereits aufgegeben

Boom Technology hofft, dass der Passagierflieger Overture bereits in vier Jahren erstmals abheben könnte und mit von Rolls-Royce entwickelten Triebwerken bis zu Mach 2,2 – also 2.716 Kilometer pro Stunde – erreicht. Ein Flug von New York nach London würde nur dreieinhalb statt sieben Stunden dauern. Betrieben werden soll das Flugzeug mit weniger klima- und umweltschädlichem Bio-Kerosin. Frühstens 2029 soll Modelle für den kommerziellen Einsatz aufsteigen. Mehrere Fluggesellschaften wie Japan Airlines haben bereits Exemplare des Überschallfliegers vorbestellt, dessen konkrete Ausgestaltung und Entwicklung aber erst beginnen kann, wenn die XB-1 ihre ersten Flüge hinter sich hat.

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Trotz der zahlreichen Verzögerungen und nicht eingehaltenen Ankündigungen zählt Boom Technology zu den aussichtsreichsten Kandidaten, wenn es darum geht, einen neuen Überschallpassagierflieger zu bauen. Die Luftfahrfirma plant sogar schon eine Fabrik am Flughafen Greensboro Triad International in North Carolina, wie Flight Global berichtet. Boom ist mit seinen Ambitionen keineswegs alleine. Unter anderem arbeiten das 2018 von ehemaligen Tesla-Entwicklern gegründete Start-up Hermeus, das 2019 gestartete Exosonic und das seit 2014 existierende Spike Aerospace an neuen Überschallflugzeugen für den Passagiertransport. Das schon 2004 gegründete Unternehmen Aerion gab hingegen im Mai 2021 aufgrund von finanziellen Engpässen auf.

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Teaser-Bild: Boom Technology

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