Die bei Rechten beliebte Social-Media-Plattform Parler bereitet sich auf eine Rückkehr vor. Hilfe kommt dabei derzeit aus Russland – und womöglich von einem US-amerikanischen Hoster, der schon andere umstrittene Seiten unterstützt.
Von Michael Förtsch
Nachdem am 6. Januar ein Mob aus Trump-Anhängern und rechten Extremisten das Kapitol in Washington DC gestürmt hatte, wurde nicht nur Donald Trump von Twitter und anderen Plattformen gesperrt. Außerdem kündigte der zu Amazon gehörende Hosting-Dienstleister AWS der als Twitter-Alternative aufgebauten Social-Media-Plattform Parler, die schon vorher aus den App-Stores von Google und Apple geflogen war. Denn bei Parler war der Sturm auf das Kapitol propagiert und abgesprochen worden. Zudem hatten viele der Trump-Anhänger dort auch Videos und Bildern gepostet, die sie beim Einbruch in das Parlamentsgebäude zeigten – und die von einer Computerwissenschaftlerin kurz vor dem Abschalten des Dienstes archiviert worden waren.
Mehrere Tage war Parler danach komplett offline. Erst Mitte Januar meldete sich der Gründer der Twitter-Alternative John Matze mit den Worten „Hallo, Welt. Ist das Ding an?“ auf einer provisorischen Website zurück. Seitdem kamen mehrere Meldungen von rechten Influencern wie Sean Hannity und Parler-Mitverantwortlichen wie Amy Peikoff dazu, in denen eine baldige Rückkehr von Parler angekündigt wird. „Unsere Rückkehr ist dank harter Arbeit und Beharrlichkeit trotz aller Widrigkeiten unvermeidlich“, schreibt Matze. „Trotz der Drohungen und Belästigungen hat kein einziger Parler-Mitarbeiter gekündigt. Wir werden als Team vertrauter und stärker.“
Tatsächlich soll das Social Network wohl bereits Ende des Monats seinen Dienst wieder aufnehmen. Offenbar mit Hilfe aus Russland, wie unter anderem die New York Times und Reuters berichten. Die IP-Adresse von der Parler nun erreichbar sei, soll zu einer Firma namens DDoS Guard gehören. Die bietet eigenen Angaben zufolge vor allem Dienste, um den Traffic einer Website umzuleiten und vor digitalen Attacken wie eben DDoS-Angriffen zu schützen. Geleitet wird das Unternehmen von zwei russischen Unternehmern aus Rostow am Don.
Parler-Nutzer könnten abgelauscht werden
Laut der New York Times sei es daher vorstellbar, dass sämtliche Daten, die Parler-Nutzer generieren, von DDoS Guard mitgeschrieben werden – und dann dem russischen Staat zugänglich gemacht werden. Laut dem Center for European Policy Analysis sind zahlreiche Internet-Dienste in Russland unter dem Überwachungsdekret SORM zu einem derartigen Vorgehen verpflichtet. Dadurch könnten vor allem prominentere Parler-Nutzer leicht zum Gegenstand von Ausspähung durch russische Dienste werden.
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Jetzt Mitglied werden!DDoS Guard bestätigte das sogar selbst implizit. Gegenüber CNN äußerste das Unternehmen, dass es „keine Kundeninformationen oder andere Daten an die Behörden weitergibt, außer in den Fällen, in denen das ausdrücklich vom Gesetz vorgeschrieben ist“. Zwischenzeitlich äußerte sich auch Parler-Manager Jeffrey Wernick dazu. Er bezeichnet die Besorgnis als „überzogen“, sagte aber gleichzeitig, dass DDoS Guard nur eine temporäre Website für Parler stelle. Letzteres wird von DDoS Guard selbst bestritten. Der Dienste hoste nicht die Website, sondern sorge nur für deren digitalen Schutz.
Dadurch könnte der derzeitige Hoster von Parler verschleiert werden. Mutmaßlich könnte es sich dabei um die Firma Epik aus Seattle handeln. Dort hat Parler derzeit schon seine Domain registriert. Außerdem äußerte Jeffrey Wernick, dass „eine amerikanische Firma unsere Präferenz [für das Hosting der Seite]“ ist. Epik hostet bereits andere umstrittene oder sogar offen rechtsextreme Inhalte. Darunter das rechte Social Network Gab und die Neo-Nazi-Plattform The Daily Stormer.
Aber selbst, wenn Parler gegen Ende des Monats wieder online sein sollte, dürfte es das Social Network schwer haben. Schließlich wurde es auch aus dem AppStore von Apple und dem Play Store von Google geworfen. Jedoch schloß zumindest Apple eine theoretische Rückkehr in den AppStore nicht aus – falls Parler die Inhalte seiner Plattform stärker kontrolliere. „Wenn sie ihre Moderation in den Griff bekommen, werden sie wieder dabei sein“, sagte Tim Cook in einem Interview mit dem TV-Sender Fox News . „Wir haben Regeln und Vorschriften und wir bitten einfach darum, dass die Leute sich daran halten.“