Gebäude aus dem 3D-Drucker sind bereits seit Jahren keine Zukunftsvisionen mehr. Es werden bereits ganze Siedlungen mit der Roboter- und Spritztechnik errichtet. Nun wird auch in Deutschland das erste Haus im 3D-Betondruckverfahren errichtet.
Von Michael Förtsch
Erst im vergangenen Jahr wurde in Dubai das bis dato mit 640 Quadratmetern größte 3D-Druck-Haus der Welt fertig gestellt. In Mexiko entsteht sogar eine ganze Siedlung im 3D-Druck-Verfahren. Und in Belgien wurde im Juli das erste zweistöckige 3D-Druck-Gebäude Europas errichtet. Jetzt wird auch in Deutschland das erste 3D-Druck-Wohnhaus der Republik gebaut – und zwar im nordrhein-westfälischen Beckum. Es soll über zwei Stockwerke hinweg rund 160 Quadratmeter an Wohnfläche bieten und wurde nach einem aufwendigen Verfahren und einer Materialprüfung an der Technischen Universität München genehmigt.
Gebaut wird das Haus vom Schalungs- und Gerüstspezialisten PERI, der sich dabei an Projekten in anderen Ländern orientiert. Auf einem vorgefertigten Fundament werden von einem 3D-Drucker mit einer Düse Schicht für Schicht hohle Wände nach oben gezogen, die später mit Isoliermasse ausgefüllt werden. Jede Druckschicht ist dabei rund zwei Zentimeter dick und besteht aus einem schnell härtenden Spezialbeton namens i.tech 3D, der von Heidelberg Cement entwickelt wurde. Der verwendete 3D-Drucker ist ein BOD2 vom dänischen Hersteller COBOD und besteht aus einem Rahmen, an dem sich der Druckkopf über mehrere Achsen frei bewegen kann. Dazu kommen sechs Träger, an denen das Gerüst selbstständig mit Elektromotoren nach oben und unten gleitet.
Der Druck verläuft weitestgehend automatisch. Es braucht lediglich zwei Mitarbeiter, die den Drucker beaufsichtigen und bei etwaigen Problemen eingreifen – wie etwa einer verstopften Leitung oder dem Ausfall von Sensoren und Kameras. Bislang soll aber alles reibungslos verlaufen sein. In fünf Minuten soll sich ein Quadratmeter Wand fertigstellen lassen. Während des Druckvorgangs können zudem Bauarbeiter im Rohdruck arbeiten und beispielsweise in den feuchten Beton Metallverstärkungen einsetzen oder bereits Rohre, Kabel und Anschlüsse verlegen, ohne dem Roboter-Drucker in die Quere zu kommen. Eine typische Bauarbeitertruppe wird nur für den Einzug der Zwischendecke und der Dachkonstruktion benötigt.
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Das 3D-Druck-Haus in Beckum gilt für das nordrhein-westfälische Bauministerium als Pilotprojekt und wird mit 200.000 Euro gefördert. Es soll zeigen, dass die Technik nicht nur funktioniert, sondern auch im Rahmen der bestehenden Bauvorschriften umsetzbar ist. „Dieses Pilotprojekt beweist, dass unser Land eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung innovativer Bauprozesse übernommen hat“, sagt Ministerin Ina Scharrenbach. Weitere Projekte sollen bereits angedacht sein. Und auch von PERI heißt es, dass zukünftige „Wohnhaus-Druckprojekte in Deutschland bereits in der Vorbereitung“ wären.
Trotz des schnellen Drucks soll das Haus erst im März 2021 vollkommen fertig sein. Danach soll es zunächst als Musterhaus dienen – und weitere ähnliche Häuser möglich machen. Die sollen sich optisch von konventionellen Gebäuden abheben. Schon das jetzige 3D-Druck-Haus hat beispielsweise sowohl innen als auch außen abgerundete Ecken und durch die ungeglätteten Druckschichten eine „geriffelte“ Wandstruktur.
Teaser-Bild: PERI