Das 1E9_Update vom 26. August 2020 // Schlaue Affen entwickeln KI für saubere Energie – und für Social Media

Guten Mittag, liebe @Mitglieder von 1E9!

Sind wir vielleicht doch nur Affen, die von der Evolution dazu befähigt wurden, bestimmte Probleme ganz gut zu lösen, aber nicht so intelligent, wie wir meinen? Diese Frage wirft Joscha Bach im Interview mit @Krischan auf, das ich euch wärmsten empfehlen kann. Der Kognititionswissenschaftler, Informatiker und Philosoph erläutert darin, warum er davon ausgeht, dass die Menschheit nicht in ihrer jetzigen Form den Weltraum erobern wird, warum er Alan Turings Definition von Intelligenz für unvollständig hält und wie weit wir noch weg sind von einer echten Künstlichen Intelligenz. Über das Raubrittertum des Silicon Valleys und den KI-Textgenerator GPT-3, der sich mit Goethe unterhält, geht’s auch noch. Viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren!

Aber selbst, wenn wir nur gut evolvierte Affen sind, und obwohl es noch keine allgemeine KI gibt, so können wir mit unseren beschränkten Möglichkeiten doch erstaunliche Dinge vollbringen. Ein Beispiel dafür hat uns @lucas in einem spannenden Artikel über den Einsatz von KI zur Entwicklung von Fusionsreaktoren geliefert. Mithilfe eines Algorithmus, den das US-Kernfusions-Start-up TAE Technologies mit Google entwickelt hat, gelang es erstmals, einen Fusionsreaktor so zu konfigurieren, dass er – zumindest kurzzeitig – mehr Energie erzeugte als er verschlang. Ein echter Fortschritt auf dem Weg zu sauberem Strom.

Das Geheimnis von TikTok

KI spielt auch, relativ unbemerkt, die Hauptrolle in der Erfolgsgeschichte der Kurzvideo-App TikTok, die sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der größten sozialen Netzwerke entwickelt hat. @Michael erklärt, was Bytedance, der Konzern hinter TikTok, anders macht als Facebook oder YouTube. Noch besser als der Konkurrenz gelingt es der KI von Bytedance, den Hunderten Millionen von Menschen, die TikTok nutzen, genau das zu zeigen, was ihnen gefällt. Sollte das Amerika-Geschäft von TikTok auf Druck der US-Regierung an Microsoft, Oracle oder wen auch immer verkauft werden, wird die spannende Frage sein, ob die Bytedance-Technologie Teil des Deals wird.

Aber kommen wir von KI zu Robotern. Viele von euch erinnern sich vielleicht an den T-1000 aus Terminator 2. Er ist aus flüssigem Metall, weshalb er seine Form wandeln kann – und sogar durch enge Gitterstäbe kommt. An einem ähnlichen Roboter forschen jetzt das US-Militär und die Texas A&M University. Er soll aber nicht aus Metall, sondern aus speziellem Kunststoff bestehen. Eher an ein Videogame, an MechWarrior, erinnert dagegen die Entwicklung des Haushaltsgeräte-Herstellers Furrion, der sich offenbar neue Geschäftsfelder erschließen will. Furrion hat riesige Roboter alias Exoskelette entwickelt, die von Menschen bei Wettrennen gesteuert werden sollen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber das im Artikel eingebettete Video ist auf jeden Fall spektakulär.

Das Plastik-Problem der Ozeane ist… kompliziert

Wir haben uns schon öfter mit Ansätzen beschäftigt, wie man die Weltmeere vom Plastikmüll befreien könnte. Nun kam eine Studie zum Ergebnis, dass die Projekte, die das Plastik herausfischen wollen – zum Beispiel The Ocean Cleanup, wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein dürften. Die Autoren vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung empfehlen daher einen Fokus auf Ideen, wie man den Zufluss von zusätzlichem Plastik aus den stark verschmutzten Flüssen verhindern kann.

Das Plastikproblem ist zwar schwer lösbar, aber zumindest herrscht wohl weltweit Konsens darüber, dass es nicht allzu erstrebenswert ist, die Meere immer weiter zu vermüllen. Wir haben einen gemeinsamen Gegner – oder Störfaktor, wie @juliaschneider vielleicht formulieren würde. In der Corona-Krise scheint das nicht mehr der Fall zu sein. Manche sehen das Problem inzwischen eher in den staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, andere in der wachsenden Leichtsinnigkeit. Mit diesem Dilemma beschäftigt sich Julia in der neuesten Ausgabe ihrer Comic-Kolumne Die Corona Scribbles.

Fette und traurige Roboter

In unserem Sonntagsnewsletter This Week in Future, in dem wir für euch Interessantes von anderen Medien zusammenstellen, ging es in der aktuellen Ausgabe ebenfalls um KI – in Behörden (schwierig), für Deepfake-Werbespots (ganz gut) und für ganze Filme (dauert noch) – sowie um traurige und fette Roboter und um die Frage, ob Apple vielleicht der T-1000 unter den Tech-Konzernen ist. Wer den Newsletter noch nicht hat, einfach diesem Zirkel beitreten und abonnieren.

Ein dickes Dankeschön an unsere Patrons, sprich: an die Mitglieder, die unsere Arbeit auch finanziell unterstützen. Gerade in Corona-Zeiten hilft uns jeder zusätzliche Euro dabei, 1E9 für euch weiterzuentwickeln. Daher danke an alle, die schon zahlen, zum Beispiel an @l.springer @anon53252585 @tnuh @anon38468771 @rk1 und @anon7606206. Ihr seid super! Wer von den Gründungsmitgliedern aus unserer Testphase ebenfalls seinen Beitrag leisten will, kann das über unsere Patreon-Seite ebenfalls tun. Wichtig für alle, die schon einen 1E9-Account aus der Testphase haben: Dabei bitte dieselbe E-Mailadresse verwenden wie hier.

Das war’s von mir. Bei Fragen, Wünschen, Kritik, Anregungen, Lob – einfach diesen Newsletter auf unserer Plattform aufrufen und kommentieren oder mir direkt eine Nachricht schicken. Danke!

Bis dann
euer Wolfgang