Coronavirus stammt womöglich von chinesischen Wildtierfarmen

War es eine Fledermaus? Kam es aus einem Labor? Was den Ursprung des Coronavirus SARS-CoV-2 angeht, gibt es zwar noch keinen Konsens. Ein Forscher, der für die Weltgesundheitsorganisation WHO in China war, bringt nun aber etwas Licht ins Dunkel – mit neuen Erkenntnissen.

Von Adriano D’Adamo

Seit mehr als einem Jahr hat das Virus unsere Welt im Griff. Nach dem Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 hieß es, dass der Ursprung für das Virus auf einem Markt in der chinesischen Metropole Wuhan liegen könnte. Die World Health Organisation, kurz: WHO, teilte jedoch schon vor einigen Wochen bei einer Pressekonferenz mit, dass dem vermutlich nicht so ist.

Im Januar diesen Jahres reisten zehn Virologie- und Ökologie-Experten der World Health Organisation nach China, um den Ursprung des Coronavirus zu erforschen. Laut WHO ist das Virus, wie von vielen schon länger vermutet, von einem Tier auf den Menschen übergesprungen. Jedoch war dieses Tier wohl weder eine Fledermaus, noch befand es sich in Wuhan.

Wie ein Mitglied der WHO-Delegation nun dem amerikanischen Radiosender NPR mitteilte, könnte der Erreger auf einer der Wildtierfarmen im Süden Chinas zunächst von Fledermäusen auf andere Tiere übergegangen und dann schon dort auch zuerst bei Menschen aufgetreten sein. „Ich glaube, dass SARS-CoV-2 zuerst in Südchina in die Menschen eingedrungen ist. Danach sieht es aus“, sagte der Wissenschaftler laut NPR. In der Region im Süden Chinas, in der sich die Farmen befinden, stießen Virologen auch auf ein Virus bei Fledermäusen, das dem COVID-19-auslösendem Virus Sars-CoV-2 zu 96 Prozent ähnlich ist.

Die Wildtierfarmen wurden von der chinesischen Regierung betrieben, um die Bevölkerung der ländlichen Regionen des Landes aus der Armut zu heben, was durchaus erfolgreich war. Die Wildtierfarmen entwickelten sich zu einer großen Industrie und wichtigen Fleischlieferanten – auch für die Millionenstadt Wuhan.

Exotische Tiere kommen in Frage

Neben Waschbären und Hunden zählen zu den Tieren, die auf solchen Farmen gehalten und gezüchtet wurden, auch Zibetkatzen, Stachelschweine, Bambusratten und Pholidota, die mit Schuppen überzogenen Verwandten der Ameisenbären. Welches Tier der Überträger auf den Menschen gewesen sein könnte, ist noch unklar.

Nachdem die Pandemie in China bereits ausgebrochen war, veranlasste die chinesische Regierung im Februar 2020 die Farmen sofort zu schließen und die Tiere zu beseitigen. Laut Peter Daszak, dem Zoologen und Experten für Infektionsepidemiologie, der mit NPR sprach, war dies ein wichtiger Schritt, der schlimmere Konsequenzen verhinderte. Genauere Angaben machte er noch nicht.

Die WHO will sämtliche Ergebnisse ihrer Untersuchungen erst in den kommenden Wochen veröffentlichen. Das neuartige Coronavirus dürfte jedenfalls älter sein als zunächst angenommen. Studien geben Hinweise darauf, dass das Virus bereits im November 2019 in Italien zu finden war.

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Die sogenannten Zoonosen, also vom Tier zum Menschen und umgekehrt übertragbare Infektionskrankheiten, sind nichts Neues. Neben den bekannten Vertretern, wie der Vogel- und Schweinegrippe, zählen dazu auch noch Krankheiten wie die Affenpocken oder auch die östliche Pferdeenzephalomyelitis.

Der Mensch trägt zu der Entstehung und Verbreitung dieser Zoonosen aktiv durch die fortschreitende Veränderung und Zerstörung der Lebensräume von Tieren bei. Eine derartig rasante Umstellung für Tiere und das Ökosystem begünstigt die Entwicklung einer Zoonose und damit einer möglichen weiteren Pandemie.

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Titelbild: Andriy Onufriyenko / Getty Images

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