Während der Corona-Krise werden nicht nur Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel rar. Es fehlt auch an Beatmungsgeräten, die an Covid-19 erkrankte Menschen unterstützen. Daher haben kanadische Krankenhäuser nun einen Wettbewerb ausgeschrieben. Ziel ist ein einfaches Beatmungsgerät, das mit dem 3D-Drucker hergestellt werden kann.
Von Michael Förtsch
Weltweit rufen Regierungen und Gesundheitsexperten dazu auf, während der Corona-Pandemie zu Hause zu bleiben. Dadurch soll die Infektionskurve möglichst flach gehalten werden. So sollen Neuansteckungen verhindert werden, um die Ressourcen des Gesundheitssysteme nicht zu überlasten. Denn vielfach werden Geräte knapp, um Menschen mit akuten Atembeschwerden, zu beatmen. Daher stellen nun auch schon Unternehmen wie Tesla, Ford und General Motors ihre Produktionsstraßen von Fahrzeugen auf Beatmungsgeräte um. Auch Luftschläuche und Kanülen werden vielerorts allmählich zur Mangelware. Zwei kanadische Hospitäler wollen mit einem Wettbewerb nach einer Lösung suchen.
Unter dem Titel Code Life Ventilator Challenge – oder auch: Défi Respirateur Code Vie – bitten die Stiftung des Montreal General Hospital und das Forschungsinstitut des McGill University Health Centre um Mithilfe in der Maker-, Hacker-, 3D-Drucker-, Erfinder- und Ingenieursszene. Mit ihrem Wettbewerb suchen sie nach Bauplänen für ein Beatmungsgerät, dessen essentielle Komponenten sich ohne spezialisierte Fabrikanlage, sondern mit einem 3D-Drucker oder einer CNC-Maschine herstellen lassen. Und dessen Funktionen von einem möglichst günstigen und leicht zu bedienenden, aber dennoch zuverlässigen Computer wie einem Raspberry Pi, Arduino oder auch einem Smartphone gesteuert werden können.
Da die Lösungsansätze dringend und der Mangel an Geräten spürbar werden, ist der Einsendeschluss für die Pläne bereits am 31. März. Anschließend soll eine Jury aus Fachleuten die eingesendeten Ideen prüfen – und dafür unter anderem die Sicherheit, Einfachheit der Konstruktion und die Kosten eruieren und bewerten. Die besten drei Vorschläge sollen am 15. April prämiert und deren Pläne kostenfrei im Internet zur Verfügung gestellt werden. Als Preisgeld sind insgesamt 200.000 kanadische Dollar – rund 130.000 Euro – ausgeschrieben.
Schon jetzt konnten 3D-Drucker viele Leben retten
An der Code Life Ventilator Challenge können und sollen Teams von bis zu 20 Mitgliedern aus aller Welt teilnehmen. Allerdings: Ein Teammitglied soll ein Arzt und ein weiteres Teammitglied ein Techniker oder Ingenieur sein, der Sicherheitszertifizierungen ausstellen darf. Die Wettbewerbsregeln gestatten es, die Designs und Konstruktionen für Patente einzureichen und später kommerziell zu verwerten. Auch ist es jedem Team gestattet, mehr als nur einen Entwurf einzusenden. Zumindest für ein Jahr „oder bis zum Ende der COVID-19 Krise“, so die Wettbewerbsregeln, sollen die Beatmungsgeräte auch von professionellen Geräteproduzenten frei von Lizenz- und Nutzungsgebühren hergestellt werden dürfen. Danach seien die Teams frei, ihre jeweiligen Designs zu vermarkten oder in Gänze zu verkaufen.
Die Gewinnerentwürfe sollen dadurch nach dem Wettbewerb von Hospitälern genutzt werden können, um Engpässe an professionellen Beatmungsgeräten zu kompensieren. Sie sollen dafür beispielsweise von lokalen Unternehmen aufgegriffen werden, um große Verzögerungen, Warte- oder Lieferzeiten zu verhindern und zahlreiche Leben zu retten. Dass 3D-Drucker in der aktuellen Krise helfen können, hat sich in Italien bereits gezeigt. Dort hatte der 3D-Druck-Experte Massimo Temporelli gemeinsam mit 3D-Druck-Start-ups einen Engpass an Ventilen für Beatmungsgeräte überbrückt.
Teaser-Bild: ZMorph 3D / Unsplash