Steve Wozniak verklagt YouTube. Gemeinsam mit 17 Betroffenen will er dagegen vorgehen, dass auf der Videoplattform immer wieder mit seinem Bild und Namen eine Betrugsmasche abgezogen wird. Mit solchen sollen mittlerweile Millionen Euro in Kryptowährungen erbeutet worden sein.
Von Michael Förtsch
Mitte Juli kam es zum inzwischen berühmten Twitter-Hack. Die Twitter-Accounts von zahlreichen Prominenten und Unternehmen wurden dabei gekapert. Darunter Elon Musk, Bill Gates, Barack Obama, Kanye West, Joe Biden, Jeff Bezos, Apple und Uber. Twitter reagierte schnell. Aber dennoch dauerte es mehrere Stunden, bis das Team des Social-Media-Dienstes die Zahl der betroffenen Konten bestimmen und die Lage wieder unter Kontrolle bringen konnte. Bis dahin wurden viele der betroffenen Konten zum Teil eines großangelegten Betrugsversuchs. Statt der üblichen Botschaften sendeten die Konten nun Aufforderungen an die Leser, Bitcoin an eine bestimmte Adresse zu senden. Im Gegenzug würden sie den doppelten Betrag zurückbekommen. So funktioniert eine bekannte Betrugsmasche.
So aktiv Twitter versuchte, dem Spuk ein Ende zu machen, so desinteressiert soll das Videoportal YouTube mit ganz vergleichbaren Betrügereien umgehen. Das werfen jedenfalls nun der Apple-Mitgründer Steve Wozniak und einige Menschen, die Opfer derartiger Betrugsvideos wurden, dem Google-Unternehmen vor. Immer wieder würden auf YouTube meist kurze Videos hochgeladen, in denen eben jene Masche angewendet wird, die auf Twitter zum Tragen kam. Mit Bild- und Videomaterial sowie dem Namen von Wozniak oder der anderen würde, wie es in der Klageschrift heißt, versucht, die Zuschauer zu überzeugen, dass „ein Live-BTC- oder Bitcoin-Giveaway“ stattfindet.
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Jetzt Mitglied werden!Tatsächlich hat es solche Geschenk- und Tauschaktionen in der Vergangenheit von Bitcoin und anderen Kryptowährungen gegeben, bei denen manche Nutzer, die sehr früh an große Beträge gekommen waren, andere beschenkten. Aber in diesem Fall ist das natürlich nicht so. Wer Bitcoin an die angebliche Bitcoin-Wallet von Wozniak oder anderen Prominenten sendete, bekam nicht den doppelten Betrag zurück, sondern gar nichts. Erstmals im Mai sei Wozniak dieser Bitcoin-Scam aufgefallen. Und zwar als ihn Personen kontaktierten und sich beschwerten, dass er ihnen keine Bitcoin zurücksendete. „Ich ging online und sah eine ganze Reihe von diesen [Videos]“, sagt Wozniak gegenüber Bloomberg Technology. „Wenn Nutzer ihr Kryptogeld transferieren, ist das eine unumkehrbare Transaktion, sie bekommen nichts zurück.“
Die Scams können sehr erfolgreich sein
Wie Steve Wozniak erklärt, habe er die Betrugsvideos bei YouTube sogar selbst als Betrug gemeldet und dem Unternehmen mehrere Statements zukommen lassen. Jedoch habe YouTube sich nicht gerade einsatzfreudig gezeigt oder anderweitig auf die Meldungen reagiert. Das Unternehmen habe „im vollen Wissen um diesen Scam“ wenig bis nichts unternommen, um die Videos zeitnah zu löschen oder in Zukunft zu verhindern. Einige der Betrugsclips wären tagelang online und sogar mit Werbeeinblendungen versehen gewesen. Diese Give-Away-Scams hätten nicht nur Wozniak selbst betroffen, sondern auch andere bekannte Namen aus der Tech-Industrie und Kryptowährungsszene. Darunter beispielsweise auch Bill Gates, Elon Musk oder den Ethereum-Gründer Vitalik Buterin.
Wozniak und seine Mitkläger fordern nun, dass YouTube aktiv gegen derartige Betrügereien vorgehen und verhindern muss, dass Bilder und Namen von Wozniak und anderen Prominenten missbraucht werden. Dazu fordern sie von YouTube und dessen Mutterfirma Alphabet Schadenersatz und Strafzahlungen. Denn laut Studien können diese YouTube-Betrugsvideos durchaus effektiv sein. Eine Betrugskampagne mit Elon Musk als Maskottchen soll mittels YouTube-Videos und einer Website über 130.000 US-Dollar an einem Tag umgesetzt haben. Insgesamt habe die Plattform laut Wozniak geholfen, wohl um die 24 Millionen US-Dollar zu erbeuten. YouTube hat bereits auf die Klage reagiert und erklärt, dass die Videoplattform „Berichte über Missbrauch“ natürlich sehr ernst nehme.
Teaser-Bild: Michael Förtsch