Die NASA hat entschieden, wie das Schicksal der Internationalen Raumstation aussehen wird: Bis zum Jahr 2030 soll die ISS noch in Betrieb bleiben. Im Januar 2031 soll sie dann auf die Erde stürzen.
Von Michael Förtsch
In den vergangenen Jahren wurde immer wieder debattiert, wie die Zukunft der Internationalen Raumstation aussehen soll. Denn ursprünglich sollte die Station, deren Aufbau im Jahr 1998 begonnen hat, nur bis zum Jahr 2013 genutzt werden. Die Technik vieler Module entspricht daher nicht mehr dem aktuellen Stand, die Wartung der Station ist aufwendig und der Unterhalt mit rund 2,2 Milliarden Euro pro Jahr durchaus teuer. Dazu hat Russland, einer der wichtigsten Betriebspartner, angekündigt sich nur noch bis 2025 an der ISS zu beteiligen und dann eine gänzlich eigene Raumstation aufzubauen – ganz ähnlich wie China es bereits tut. Aber auch die NASA und ESA haben bereits in der Vergangenheit über das Ende des Projekts spekuliert. Jetzt ist klar, wann die ISS aufgegeben wird.
Wie die NASA in einer Presseerklärung angab, will sich die US-Raumfahrtbehörde noch bis 2030 der Internationalen Raumstation verpflichten. Denn das dritte Jahrzehnt sei eine der „produktivsten Dekaden [der Internationalen Raumstation]“, so Robyn Gatens, Direktor der Internationalen Raumstation bei der NASA. Die NASA wolle die Raumstation bis zu ihrem Betriebsende so effizient und gewinnbringend für die USA und die gesamte Menschheit nutzen, wie es möglich ist. Sie könne noch viele Erkenntnisse in den Bereichen der Medizin, der Umweltforschung und natürlich der Astronomie liefern. Aber Ende 2030 soll dann tatsächlich Schluss sein – dann soll die letzte Crew die 420 Tonnen schwere Station verlassen.
Zum Ende ihrer Betriebszeit soll die ISS allmählich abgesenkt werden. Beginnen könnten die Manöver bereits im Jahr 2026. Dadurch wirkt das Schwerefeld der Erde stärker auf die Station und wird sie in die Atmosphäre ziehen. Im Januar 2031 soll die Station bereits auf eine Höhe von 280 Kilometer fallen und durch die Reibung mit der Atmosphäre in Teilen aufgelöst werden und zerbrechen. Zahlreiche Bestandteile der Internationalen Raumstation sind jedoch zu groß, um komplett zu verglühen und werden auf die Erde stürzen. Nach Kalkulationen der NASA werden diese jedoch über einer Region im Südpazifik niedergehen, die weit von jeglichem Festland oder Schifffahrtsrouten entfernt ist. Der sogenannte Pol der Unzugänglichkeit oder Point Nemo wird seit Jahrzehnten genutzt, um Raumschiffe und Satelliten kontrolliert abstürzen zu lassen und gilt daher als Raumschifffriedhof der Welt.
Kommerzielle Raumstationen sind die Zukunft
Vor dem jetzigen Beschluss gab es mehrere Optionen, wie mit der Station weiter verfahren werden könnte. Zwischenzeitlich stand im Raum, die Internationale Raumstation an ein Privatunternehmen zu verkaufen. Im Jahr 2018 soll es Gespräche zwischen der NASA und mehreren Interessenten gegeben haben – zu denen angeblich die Raumfahrtunternehmen SpaceX, Blue Origin und Boeing gezählt haben.
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Jetzt Mitglied werden!Dass die Internationale Raumstation 2030 ihr Ende findet, heißt nicht, dass die USA und andere Nationen keine Raumstation mehr betreiben und nutzen können. Die NASA hat bereits Verträge und Kooperationsvereinbarungen mit Privatunternehmen geschlossen, die zukünftig Raumstationen im Erdorbit unterhalten wollen. Darunter ist unter anderem Axiom Space, das 2024 seine erste Kapsel ins All bringen und an die Internationale Raumstation andocken will. Diese Kapsel soll über die kommenden Jahre zu einem autarken System ausgebaut werden und sich voraussichtlich 2028 als eigenständige Station von der ISS ablösen. Mit Orbital Reef planen zudem auch Blue Origin und Sierra Space eine private Raumstation. Mit Starlab Space Station wurde Ende 2021 außerdem ein Konzept des Raumfahrt-Start-ups Nanoracks und Lockheed Martin vorgestellt.
„Der private Sektor ist technisch und finanziell in der Lage, mit Unterstützung der NASA kommerzielle Stationen im erdnahen Orbit zu entwickeln und zu betreiben“, sagte Phil McAlister, Direktor für kommerzielle Raumfahrt bei der NASA. Auf solchen kommerziellen Station könne und solle dann auch die gemeinsame Forschung mit verschiedenen Partnernationen fortgesetzt werden.
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