Wegen der Corona-Krise sind die Kinos geschlossen. Zahlreiche Filmfestivals können daher nicht stattfinden. Deshalb werden nun viele Filmgalas und Premieren einfach ins Internet verlagert. Darunter We Are One, das DOK.fest oder auch Corona Creative.
Von Michael Förtsch
Die Corona-Pandemie hat zur Absage und Verschiebung von zahlreichen Veranstaltungen geführt. Darunter Konzerte, Konferenzen und Sport-Tourniere. Sehr hart trifft die Krise derzeit auch die Filmbranche. Denn obschon Netflix, Amazon Prime Video, Disney+ und Apple TV+ derzeit mehr Nutzer anziehen als zuvor, bleiben Kinos und Filmsets leer. Das bedeutet auch, dass viele Filme derzeit nicht auf der Leinwand gezeigt werden können oder ihr Dreh vertagt werden muss. Und auch zahlreiche Filmfestspiele und Filmfestivals, die in diesen Monaten starten sollten, sind abgesagt. Aber: Nun haben sich Veranstalter einige der größten und wichtigsten Filmgalas zusammengetan, um eine Alternative zu schaffen.
Vom 29. Mai bis zum 7. Juni 2020 soll unter dem Titel We Are One: A Global Film Festival ein virtuelles Filmfest stattfinden – und zwar auf YouTube. Dabei sollen mehrere Spielfilme, Dokumentationen und Kurzfilme ihre Premiere feiern. Ebenso sollen zahlreiche Kultfilme und Klassiker gezeigt werden. Ein genaues Programm wird bis zum Start erarbeitet. Aber es sollen so ziemlich alle Genres vertreten sein: Drama, Comedy, Science Fiction, Dokumentarfilme, Art-House-Produktionen, Panel-Diskussionen, Interviews und vieles mehr. Sämtliche Streams werden kostenfrei sein. Jedoch werden die Zuschauer gebeten, eine Spende zu hinterlassen, die unter anderem an die Weltgesundheitsorganisation WHO und an lokale Hilfsorganisationen gehen soll.
Den Anstoß für We Are One: A Global Film Festival gab das Tribeca Festival, das einst von Robert De Niro und Jane Rosenthal gegründet wurde. Dem schlossen sich dann unter anderem die Organisatoren der Filmfestspiele von Cannes, Toronto, Venedig, New York, Sundance, Tokio, San Sebastian, Locarno, Tokyo, Sydney, Jerusalem, dem BFI London Film Festival und auch der Berlinale an. Nicht dabei ist das Festival der SXSW in Austin, Texas. Das hat bereits eine Partnerschaft mit Amazon geschlossen, um die eigenen Premieren online zu starten.
Auch das DOK.fest geht online
Auch andere Filmveranstaltungen wechseln derzeit ins Digitale. Darunter unter anderem auch das Internationale Dokumentarfilmfestival München, das DOK.fest, das Mitte Mai in München stattfinden sollte. Das wird nun durch die Corona-Krise zum DOK.fest München @home 2020. Vom 6. bis 24. Mai 2020 werden daher zahlreiche Dokumentationen statt im Kinosaal auf dem Rechner oder Fernseher schaubar sein. Ebenso sollen auch Frage-und-Antwort-Runden mit Regisseuren via Videochat abgehalten werden. Das soll genutzt werden, um längere Interviews zu ermöglichen, den Filmemachern mehr Zeit zu geben und tiefer in die Themen einzusteigen.
Insgesamt sollen über das DOK.fest ganze 121 Filme aus 42 Ländern präsentiert werden. Anders als bei We Are One wird, wer am DOK.fest teilnehmen will, weiterhin Tickets lösen müssen – ein Teil der Einnahmen soll an Münchner Programmkinos gehen, die derzeit um ihre Existenz fürchten. Auch das GoEast-Filmfestival aus Wiesbaden, das Filme aus und zum Thema Osteuropa präsentiert, wird ab dem 5. Mai im Internet stattfinden. Filme wie Europa, Europa oder White God werden per Stream zu sehen sein. Ebenso wird es Live-Panelgespräche und Interviews mit Filmemachern geben.
Bereits gestartet ist Corona Creative, ein kleines Filmfestival eigens zur Corona-Krise. Dahinter steht der Mitteldeutsche Rundfunk MDR. Vom 24. April bis zum 2. Mai werden auf der Website von MDR KULTUR und auf dem MDR-DOK-YouTube-Kanal täglich zwei neue Filme veröffentlicht, die sich „mit der aktuellen Situation in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen“ befassen. Darunter sind vor allem Kurzdokumentationen. Mit Corona Creative sollen insbesondere Filmschaffende aus Mitteldeutschland unterstützt werden.
Teaser-Bild: KEHAN CHEN / Getty Images