Die Kurse von Bitcoin, Ether & Co. sind eingebrochen, der Markt für NFTs liegt darnieder, nur die Betrügereien im Kryptospace scheinen kein Ende zu nehmen. War es das also mit dem web3? Nein, sagt @alias_eitel aus der 1E9-Community, der an der Schnittstelle von Kunst, Kultur und Technologie arbeitet: Nach dem Winter wird auch wieder ein Frühling kommen.
Ein Kommentar von Eric Eitel
Der so genannte Kryptowinter, in dessen Folge viele Menschen massive Wertverluste ihrer Bitcoin- oder Ether-Anlagen hinnehmen müssen, bezieht sich vor allem auf das derzeitige Platzen der Kryptowährungsblasen. Allerdings bedeutet er nicht das Ende des web3, womit wir die Renaissance eines neuen dezentralen Internets meinen.
Im Gegenteil: Obwohl das web3 von Satoshis Bitcoin-White-Paper und damit von der Blockchain inspiriert ist, hat es mehr zu bieten als hochspekulative Finanztransaktionen. Unser heutiges Web 2.0 ist ein Internet der proprietären Plattformen, wie Spotify, und geschlossenen Datensilos, wie Facebook. In Abgrenzung dazu ermöglichen web3-Innovationen wie dezentralisierte autonome Organisationen, kurz DAOs, Produzierenden neue Strukturen der Kooperation im Netz – ähnlich einer Genossenschaft. Der Unterschied zur klassischen Genossenschaft: DAOs operieren als global agierende Organisationen mit eigenem Regelwerk und automatisierbaren Entscheidungsmechanismen – das kann Bürokratie abbauen und administrative Kosten senken. Denn wer Genossenschaften kennt, weiß, wieviel Zeit und Nerven basisdemokratische Prozesse und tradiertes Satzungswesen kosten.
Abgekoppelt von der Kryptowährungskrise haben DAOs sich mittlerweile in den unterschiedlichsten Disziplinen weltweit etabliert. Musikschaffende ebenso wie Finanz-Consultants oder Coaches nutzen DAOs, um global zu kollaborieren und zu wirtschaften. Fun Fact: Die dazugehörigen Finanztransaktionen lassen sich auch in zentralbankgestützten FIAT-Währungen abbilden.
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Jetzt Mitglied werden!NFTs werden dem Winter trotzen
Auch die viel gescholtenen NFTs repräsentieren nicht ausschließlich aufgepixelte Äffchen, sondern sind ganz grundsätzlich digitale Zertifikate, die meist auf virtuelle Artefakte verweisen. Meine Einschätzung: Auch NFTs werden den Kryptowinter überstehen – und das ist gut so. Denn NFTs dienen nicht nur als Zertifikat, sondern regeln auch eine nachhaltige Vertragsbeziehung. Musikschaffende können beispielsweise per NFT Fans an sich binden, ja, sie sogar in Entscheidungen integrieren.
Im Globalen Süden, vor allem in wirtschaftlich eher benachteiligten Regionen, nutzen Menschen NFTs als Vehikel, um ihre Kunst in die digitalen Galerien und Auktionshäuser der Metropolen zu transferieren. Allgemeiner gesagt, um ihre Kunst in den globalen Wirtschaftskreislauf zu integrieren. Auch bei NFTs gilt, dass nachhaltigere Technologien als die Blockchain hermüssen. Dabei darf ruhig weitergedacht werden, als nur, ob die weniger rechenintensive proof-of-stake-Methode, die die führende NFT-Plattform Ethereum gerade umgesetzt hat, die schlechte Ökobilanz von NFTs grundsätzlich verbessert.
Fazit: Die Expansion in die virtuellen Räume, egal ob diese web3, Metaverse oder anders heißen, schreitet voran. Jahreszeitenunabhängig. Dem liegt ein Wunsch von Produzierenden und Nutzenden nach mehr gesellschaftlicher und ökonomischer Teilhabe zugrunde. Wie das erreicht wird, müssen wir jetzt als Gesellschaft global diskutieren. Das zarte Frühlingsgewächs web3 dient dabei als Platzhalter für diesen Willen nach Erneuerung.
Eric Eitel kuratiert, berät und schreibt über Technologie- und Kulturprojekte mit einem besonderen Augenmerk auf die Zukunft der Produktion. Zuletzt kuratierte er das web3-Programm für die re:publica Berlin. www.ericeitel.com
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