Es dauert nun doch nochmal etwas länger. Eigentlich sollten in diesem Jahr die ersten Passagiere mit dem Raketenschiff von Virgin Galactic ins All starten. Die müssen sich jetzt bis 2023 gedulden.
Von Michael Förtsch
Eigentlich wollte der britische Milliardär Richard Branson der Erste sein, der mit einem eigenen Raumfahrtvehikel regelmäßig zahlungskräftige Passagiere ins All transportiert – oder zumindest an die Grenze zum Kosmos. Bereits vor über neun Jahren, das war einst der Plan, hätte es so weit sein sollen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Virgin Galactic bereits zahlreiche Tickets für einen Flug mit der Kombination aus Trägerflugzeug und Raketenschiff verkauft. Seitdem wurde das Datum für die Touristenflüge immer wieder verschoben – auch aufgrund eines tragischen Unfalls im Oktober 2014. Bei einem Testflug der VSS Enterprise versagte das Luftbremssystem. Das Schiff wurde von den Bremskräften auseinandergerissen. Dabei kam einer der Piloten ums Leben, ein weiterer wurde schwer verletzt.
Nach dieser Katastrophe wurden sowohl die Sicherheitssysteme des Trägerflugzeugs als auch des Raketenschiffes überarbeitet. Im vergangenen Jahr wurden beide von der US-Luftfahrtbehörde FAA für Passagierflüge abgenommen und Richard Branson selbst unternahm Anfang Juli einen ersten Flug als Passagier – gemeinsam mit den Virgin-Galactic-Astronautinnen Beth Moses und Sirisha Bandla, dem Virgin-Galactic-Astronauten Colin Bennett und den beiden Piloten Dave Mackay und Michael Masucci. Dadurch kam Branson dem Amazon-Gründer Jeff Bezos zuvor, der mit Blue Origin bereits vier Jahre vor dem Briten ein Raumfahrtunternehmen gegründet hatte, um suborbitale Flüge zu ermöglichen. Bezos erster Flug folgte neun Tage später.
Während jedoch Blue Origin seit dem Start seines Gründers mehrere Touristen die Schwerelosigkeit erleben ließ, blieb Virgin Galactic am Boden. Unter anderem gab es Berichte, wonach der Flug von Branson eigentlich hätte abgebrochen werden müssen, da das Raketenschiff von seinem geplanten Kurs abgewichen war und dies nicht meldete. Zeitweise wurde Virgin Galactic daher ein Flugverbot erteilt. Außerdem soll es Probleme mit Komponenten der Steuerelektronik gegeben haben, die aber mittlerweile behoben seien. Dennoch sollen erste bezahlte Touristenflüge von Virgin Galactic wohl nicht vor 2023 stattfinden.
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Grund für die erneute Verschiebung seien, so berichtet SpaceNews, keine regulatorischen oder technischen Probleme. Stattdessen sei das Raumfahrtunternehmen ein Opfer der globalen Logistik. Virgin Galactic fehle es derzeit an den nötigen Werkstoffen und Metallen, die für die Wartung des SpaceShipTwo-Raketenschiffs VSS Unity nötig sind. Zusätzlich soll es an Personal mangeln, das für Wartung und Weiterentwicklung eingesetzt werden kann. Denn für die ersten echten Touristenflüge soll das Schiff noch einmal in Sachen Luxus kräftig aufgewertet werden. Daneben wird das erste SpaceShip 3 namens Imagine fertiggestellt, das seinen ersten echten Flug noch vor sich hat.
Der Großteil der Belegschaft von Virgin Galactic soll derzeit aber an einem neuen Raumflugzeug arbeiten, der sogenannten Delta-Klasse. Das soll das bekannte Konzept aufgreifen, aber eine komplette Neuentwicklung darstellen. Es soll weitaus günstiger und in schnellerer Taktung nutzbar sein als die SpaceShipTwo- und SpaceShip-3-Varianten. Einmal pro Woche könne es starten. Daneben werde auch an der nächsten Generation von Trägerflugzeugen gearbeitet. Beide sollen voraussichtlich im Jahr 2025 ihre ersten kommerziellen Flüge für Forschungszwecke unternehmen. Im Jahr darauf könnten erste Passagierflüge starten. Derzeit sollen rund 750 Kunden auf ihren Flug warten.
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Titelbild: Virgin Galactic