Das Weltraumtourismusunternehmen Virgin Galactic arbeitet gemeinsam mit dem Motoren- und Triebwerkbauer Rolls-Royce an einem Überschallflugzeug. Es soll eine futuristische Miniaturversion der legendären Concorde werden.
Von Michael Förtsch
Das vom britischen Milliardär Richard Branson gegründete Raumfahrt-Start-up Virgin Galactic verspricht seit Jahren „schon bald“ erste Touristen mit einer Kombination aus Trägerflugzeug und Raketenraumschiff an die Grenze zum Weltraum zu bringen. Mehrere Testflüge wurden bereits erfolgreich absolviert. Aber der erste voll besetzte Flug mit echten Passagieren steht noch aus. Dennoch arbeitet Virgin Galactic bereits an seinem nächsten großen Projekt: The Spaceship Company, die Tochterfirma von Virigin Galactic, die für die Entwicklung der Luft- und Raumfahrzeuge zuständig ist, forscht gemeinsam mit dem Motoren- und Triebwerksentwickler Rolls-Royce an einem futuristischen Überschallflugzeug.
Das Projekt befinde sich noch in einer frühen Designphase. Allerdings habe sich bereits gezeigt, dass die Idee umsetzbar sei, heißt es von Virgin Galactic. Optisch erinnert das noch namenlose Flugzeug an die legendäre Concorde, die bis zu Mach 2,23 – rund 2.750 Kilometer pro Stunde – erreichte, aber nach zahlreichen Problemen im Jahr 2003 außer Dienst gestellt wurde. Seitdem hat es keinen Überschallpassagierjet mehr gegeben. Das Flugzeug von Virgin Galactic soll mit Mach 3 die dreifache Schallgeschwindigkeit erreichen – und damit schneller unterwegs sein als die Concorde. Die Strecke Berlin-New York City wäre damit in knapp unter zwei Stunden zu schaffen. Allerdings soll der Flieger auch deutlich kleiner ausfallen als das Vorbild. Statt rund 100 Menschen soll es lediglich neun bis 19 Menschen in einer Höhe von bis zu 18.200 Metern transportieren.
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Jetzt Mitglied werden!Neben Rolls-Royce ist auch die NASA in das Projekt involviert. Die US-Raumfahrtbehörde hat mit Virigin Galactic einen Vertrag geschlossen, laut dem beide gemeinsam an „high speed technologies“ arbeiten wollen. Tatsächlich forscht die NASA mit ihrem Supersonic X-Plane bereits seit mehreren Jahren an der Zukunft des Überschallfluges und ist dabei vor allem bemüht, den beim Durchbrechen der Schallmauer entstehenden Überschallknall zu vermeiden. Denn der kann sowohl Sachschäden verursachen als auch Tiere verängstigen. Daher war es der Concorde erst über dem Ozean erlaubt, mit Überschallgeschwindigkeit zu fliegen. Ein Prototyp des Supersonic X-Plane könnte bereits 2021 seinen ersten Testflug absolvieren.
Nicht der einzige Überschallflieger
Neben der NASA und Virgin Galactic arbeiten auch andere an neuen Überschallfliegern. Als eines der ersten Start-ups kündigte Boom vor sechs Jahren an, eine neue Ära des Überschallfluges möglich zu machen. 2025 will es mit dem Boom Overture einen Mach 2,2 schnellen Überschalljet für bis zu 55 Passagiere auf den Markt bringen. Brisant: Von denen soll ausgerechnet die Virgin-Gruppe, zu denen auch Virgin Galactic gehört, zehn der ersten Exemplare abnehmen. Zudem assistieren Virgin Galactic und The Spaceship Company derzeit auch bei der Konzeption und Entwicklung der Flugzeuge und dem Bau des Baby Boom getauften Prototypen des Boom-Flugzeugs. Der soll am 7. Oktober der Welt vorgestellt werden.
Auch Spike Aerospace plant Überschallflugzeuge. Jedoch will sich das Start-up zunächst auf kleine Jets für reiche Geschäftskunden spezialisieren. Das gleiche gilt auch für die Aerion Corporation, die mit Lockheed Martin an zwei Flugzeugmodellen werkelt. Im vergangenen Jahr kündigte auch das Start-up Hermeus an, in das Überschallrennen einzusteigen. Das von ehemaligen Tesla-Ingenieuren gegründete Unternehmen will eine Passagiermaschine bauen, die Mach 5 schafft und damit die Strecke Berlin-New York City in nur einer Stunde bewältigt. Ein Prototyp soll in vier Jahren starten. Mit die ehrgeizigsten Pläne hat jedoch der Flugzeugbauer Charles Bombardier. Mit dem Skreemr will der einen Flieger bauen, der Mach 10 erreicht und mit starken Elektromagneten von einer Rampe in den Himmel geschossen werden soll.
Teaser-Bild: Virgin Galactic