This Week in Future #245 // 19.01.2025

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

TikTok sperrt seine App in den USA – zumindest vorübergehend

  • Die Frist für TikTok abgelaufen, sein US-Geschäft an ein US-Unternehmen zu verkaufen und damit einem Verbot in den USA zu entgehen, ist abgelaufen. Aktuell sehen US-Nutzerinnen und Nutzer in der App des Kurzvideo-Diensts daher die Meldung, dass das soziale Netzwerk aus rechtlichen Gründen „vorübergehend nicht verfügbar“ sei und an einer Lösung gearbeitet werde. Weitere Folgen: Die TikTok-Apps müssten aus den iOS- und Android-Stores entfernt werden und US-Unternehmen, die noch mit TikTok Geschäfte machen, drohen saftige Strafen. Eigentlich: Doch Donald Trump hat auf NBC News in Aussicht gestellt, TikTok nach seinem Amtsantritt am Montag eine weitere Gnadenfrist von 90 Tagen zu gewähren. Interessenten für das US-Geschäft der Videoplattform gibt es genug. Neben den bekannten Tech-Größen sind das bisher unter anderem Elon Musk mit X, der YouTuber MrBeast und die KI-Suchmaschine Perplexity.

RedNote: Chinesische TikTok-Alternative boomt und sorgt für interkulturellen Austausch

  • Infolge des drohenden Verbots von TikTok in den USA haben sich Hunderttausende Amerikanerinnen und Amerikaner bei einem bisher kaum bekannten Konkurrenten angemeldet, meldet die New York Times. RedNote, auch Xiaohongshu genannt, stammt ebenfalls von chinesischen Entwicklern, bietet aber nicht nur Videos, sondern auch Instagram-ähnliche Bildbeiträge. Nutzer können zudem Produkte empfehlen und kaufen, sich gegenseitig anrufen und vieles mehr. In China sorgt der plötzliche Zustrom amerikanischer Nutzer für Erstaunen. Das hat bereits zu einem regen kulturellen Austausch geführt. Chinesische Nutzer baten US-Nutzer um Hilfe bei Englisch-Hausaufgaben, was prompt zu einer Flut von Videos führte, in denen Aussprachen, ungewöhnliche Begriffe und Eigenheiten der englischen Sprache erklärt wurden – und umgekehrt. Das Mittagessen, das vielen amerikanischen Schülern serviert wird, führte hingegen zu teilweise spöttischen Diskussionen.

Mastodon wird in neue gemeinnützige Organisation überführt

  • Mastodon ist für viele ehemalige Twitter/X-Nutzerinnen und -Nutzer, vor allem seit der Übernahme durch Elon Musk, zu einer neuen Heimat geworden. Zwar ist Mastodon bereits ein Open-Source-Projekt, soll aber noch unabhängiger werden. Denn wie bekannt gemacht wurde, sollen das „Mastodon-Ökosystem und die Plattformkomponenten“ von der Mastodon GmbH und damit auch von Geschäftsführer Eugen Rochko in eine neue gemeinnützige Organisation überführt werden. Die Begründung: „Mastodon soll nicht im Besitz oder unter der Kontrolle einer einzelnen Person stehen.“ Eugen Rochko soll aber weiterhin eine zentrale Rolle spielen und die strategische Entwicklung vorantreiben. Die Mastodon GmbH war von 2021 bis 2024 eine gemeinnützige gGmbH, aber dieser Status wurde ihr im April 2024 vom Finanzamt aberkannt.

University of California und Sony AI: Das Training von KI-Modellen muss nicht teuer sein

„KI-getriebene Nachrichtenplattform“? Unsicherheit bei der Washington Post.

  • Was passiert mit der traditionsreichen US-Zeitung Washington Post? Im Jahr 2013 hatte Amazon-Gründer Jeff Bezos das Blatt gekauft, das zuletzt turbulente Zeiten erlebte. Letztes Jahr gab die Zeitung erstmals seit Jahren keine Wahlempfehlung ab, und Anfang des Monats verließ die Karikaturistin Ann Telnaes das Medium, weil es eine Bezos-kritische Zeichnung nicht veröffentlicht wollte. Nun fordern mehrere Mitarbeiter ein persönliches Treffen mit Bezos. Denn es herrscht Unsicherheit über die Ausrichtung und Zukunft. Vor allem, nachdem eine durchgesickerte Präsentation vorschlägt, die Website der Zeitung in eine „KI-getriebene Nachrichtenplattform“ umzuwandeln, auf der „Ideen und Wissen für alle Amerikaner, wo, wie und wann sie wollen“ akkumuliert werden.

Blue Origin von Jeff Bezos: Jungfernflug mit Verspätung – und ohne perfekte Landung

  • Mit fünf Jahren Verspätung hat es nun geklappt: Die von Blue Origin entwickelte Schwerlastrakete New Glenn hob erstmals ab. Am 16. Januar startete sie von Cape Canaveral in den USA zu ihrem Jungfernflug in den Erdorbit. Anders als geplant landete die wiederverwendbare Booster-Stufe jedoch nicht auf einer Plattform im Meer, sondern stürzte nach einem zunächst kontrollierten Sinkflug ab. Die knapp 100 Meter lange Rakete mit einem Durchmesser von sieben Metern soll in den kommenden Jahren vor allem der Falcon Heavy von SpaceX starke Konkurrenz machen. Sie soll unter anderem zahlreiche Satelliten für Amazons Satellitennetzwerk Project Kuiper in die Erdumlaufbahn bringen.

Überwachung von Biodiversität: TALOS Space errichtet Satelliten-Konstellation

  • Das Münchner Raumfahrt-Start-up TALOS Space, das wir euch schon in unserem Magazin und beim Festival der Zukunft vorgestellt haben, hat einen vierjährigen Kooperationsvertrag mit der Max-Planck-Gesellschaft abgeschlossen. Im Rahmen des Projekts ICARUS 2.0 wird TALOS eine Konstellation aus fünf kleinen Satelliten im Erdorbit errichten, mit denen Wildtiere weltweit hochpräzise verfolgt werden können. Neben den Standortdaten sollen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck und Beschleunigung erfasst werden, um der Wissenschaft neue Erkenntnisse zu liefern, zum Beispiel zum drohenden Verlust der Biodiversität, zum Klimawandel oder zur Ausbreitung zoonotischer Krankheiten wie SARS. Der erste TALOS-Satellit soll Ende 2025 von SpaceX ins All gebracht werden. Bis Ende 2026 soll die Konstellation komplett sein. Ursprünglich war ICARUS gemeinsam mit Russlands Raumfahrtagentur Roskosmos gestartet worden. Die Zusammenarbeit wurde nach dem Angriff auf die Ukraine beendet.

Canoo: E-Auto-Start-up, das von deutschen Automanagern gegründet wurde, ist pleite

  • Das E-Auto-Start-up Canoo, das 2017 von den deutschen Automobilmanagern Stefan Krause, Karl-Thomas Neumann und Ulrich Kranz in den USA gegründet worden war, ist insolvent. Das Unternehmen hatte 2019 einen futuristischen Van vorgestellt und wollte gemeinsam mit Hyundai und Kia eine Plattform für Elektroautos entwickeln. Nach mehreren Richtungsstreitigkeiten und Führungswechseln verließen die Gründer nach und nach das Start-up. Wie TechCrunch nun berichtet, hat das Unternehmen in den USA Insolvenz angemeldet und alle Aktivitäten eingestellt.

Faraday Future liefert erste Fahrzeuge aus – mit acht Jahren Verspätung

  • Im Gegensatz zu Canoo hat es das Elektroauto-Start-up Faraday Future, das seit seiner Gründung vor zehn Jahren immer wieder mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, endlich geschafft, seine ersten Fahrzeuge auszuliefern. Dabei handelt es sich um 15 Modelle des ursprünglich für 2017 angekündigten Luxus-Crossovers FF 91. Wie Faraday Future jedoch bereits im vergangenen Jahr klarmachte, wird der FF91 wohl das einzige selbst entwickelte und gebaute Fahrzeug bleiben. Denn künftig wolle man sich darauf konzentrieren, praktisch serienreife chinesische Fahrzeuge für den ausländischen Markt zu „adaptieren“ – indem man sie mit eigener Software und eigenem Styling aufpeppt. Zum Start dieser Praxis soll eine Untermarke namens Faraday X preisgünstigere Modelle in die USA bringen.

Ein Jahr Pump.Fun: Vom Freizeitprojekt zur globalen Memecoin-Schmiede

  • Die Plattform Pump.Fun, die jetzt ein Jahr alt wird, gehört zu den Internet-Phänomenen des Jahres 2024. Gestartet von Noah Tweedale, Alon Cohen, und Dylan Kerler, alle Anfang 20, ermöglicht sie ihren inzwischen Millionen von Nutzerinnen und Nutzern den unkomplizierten Start einer eigenen Kryptowährung auf Basis des Solana-Ökosystems. Konkret geht es um Memecoins, also um Coins, deren Wert im Wesentlichen von der Beliebtheit von Internetmemes abhängt – orientiert an großen Vorbildern wie dem DOGE Coin. 2024 soll die Plattform, deren Optik an selbstgebastelte Webseiten der späten 1990er erinnert, durch Gebühren bereits einen Umsatz von 350 Millionen US-Dollar gemacht haben. 5.5 Millionen Memecoins sollen bereits gestartet worden sein. Der schnelle Erfolg sorgte allerdings auch für die ein oder andere Panne. WIRED gibt nun spannende Einblicke in diese globale Internet Subkultur, die vermutlich ernster genommen werden sollte als sie es aktuell wird.

Nokia Design Archive ist online: Kulttelefone und obskure Designstudien

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