This Week in Future #239 // 08.12.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Amazon stellt neue KI-Modelle vor, Apple setzt auf Amazon KI-Chips

  • AWS, der Cloud-Service von Amazon, stellte bei seiner jährlichen Konferenz AWS Reinvent unter dem Namen „Nova“ neue, eigene KI-Modelle vor, mit denen das Unternehmen Microsoft und Google die Stirn bieten will. Bei Nova Micro handelt es sich um ein Modell, das auf Textverarbeitung spezialisiert ist und für Zusammenfassungen, Code-Generierung oder Übersetzungen verwendet werden kann. Nova Lite und Pro verfügen über multimodale Fähigkeiten, können also auch Bilder und Videos als Eingabe verarbeiten. Bilder und Videos erstellen können, das sollen Nova Canvas und Nova Reel. The Decoder stellt euch die unterschiedlichen Tools genauer vor, die in Vergleichstests mit aktuellen KIs von OpenAI oder Google mithalten, diese aber nicht übertreffen können.

  • Wohl als Botschaft an Microsoft und Google, die bei KI bisher die Nase vorn zu haben schienen, wurde der Auftritt eines Apple-Managers bei der Amazon-Konferenz gewertet: Er berichtete, dass Apple für die Entwicklung seiner eigenen KI-Modelle und -Tools auf die Chips von Amazon setzt. Mehr dazu hat CNBC zusammengestellt.

OpenAI steigt ins Rüstungsgeschäft ein – und arbeitet mit Anduril zusammen

Columbia University identifiziert Schwächen von SearchGPT

  • SearchGPT lügt… und das offenbar erstaunlich oft. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest das Tow Center for Digital Journalism der Columbia University. Die inzwischen fest in ChatGPT integrierte Internet-Suchfunktion hat offenbar große Schwierigkeiten, Quellen für Informationen wie Zitate zu identifizieren und erfindet sie einfach, wenn sie sie nicht finden kann. Außerdem soll ChatGPT in Testläufen wiederholt Artikel falschen Medien zugeordnet haben. In anderen Fällen habe der Chatbot auf Webseiten verwiesen, die zwar den richtigen Inhalt boten, aber die Originalquelle nur kopiert hatten. Daher sollte man auch skeptisch bleiben, selbst wenn ChatGPT und andere Chatbots sich auf Quellen im Internet stützten.

Dia: Ein Internetbrowser, der voll auf KI setzt

  • Das US- Start-up The Browser Company hatte sich vorgenommen, Browsern wie Chrome, Edge und Firefox ernsthafte Konkurrenz zu machen. Das Ergebnis war Arc, ein Browser, der inzwischen eine kleine, aber feste Community hat. Doch nun will das Unternehmen umschwenken: Mit Dia will es einen weiteren, völlig neuen Browser entwickeln, dessen Kern Künstliche Intelligenz sein soll. Er soll ohne zusätzliche Dienste Texte verfassen und zusammenfassen können, Informationen im Internet sammeln, Links aus Tabs über einen Prompt an anderer Stelle verarbeiten und vieles mehr. Die Reaktionen auf Dia sind bisher gemischt. Arc-Nutzer befürchten, dass ihr Browser nun vernachlässigt wird und das Unternehmen mit Dia nur einem Hype hinterherläuft.

Grok ist nun für alle Userinnen und User von X zugänglich

  • Mit xAI versucht Elon Musk, das KI-Unternehmen OpenAI herauszufordern, das er einst als Forschungs- und Entwicklungsunternehmen mitgegründet und finanziert hat. Die KI-Modellreihe von xAI heißt Grok und war bisher nur für Premium-Abonnenten von X – ehemals Twitter – zugänglich. Nun aber wurde Grok 2 für alle X-Nutzer freigeschaltet. Allerdings gibt es Einschränkungen. Bis zu zehn Nachrichten können alle zwei Stunden mit Grok ausgetauscht werden und bis zu drei Bilder pro Tag können über das integrierte Bildmodell Flux 1 Dev generiert werden.

Studie untersucht, wie leicht sich mit KI in der Uni schummeln lässt

  • Mit Künstlicher Intelligenz in der Schule oder an der Uni schummeln? Das ist weniger riskant als bisher angenommen. Eine britische Studie zeigt, dass es Lehrkräften nur selten gelingt, KI-generierte Arbeiten zu erkennen – oder sie sich nicht mal die Mühe machen, dies eingehend zu überprüfen. Für das Experiment meldeten sich die Forscherinnen und Forscher als fiktive Studierende für ein Fernstudium zum Bachelor in Psychologie an einer renommierten britischen Universität an und reichten mit GPT-4 generierte Arbeiten ein. 94 Prozent davon blieben ohne Beanstandung und wurden im Durchschnitt sogar besser bewertet als die ihrer menschlichen Kommilitonen.

Japan setzt auf die nächste Generation von Solarzellen

  • Während in vielen Ländern der Welt neue Kernkraftwerke gebaut werden, will Japan in den kommenden Jahren massiv auf Solarenergie setzen. Konkret will das Land in naher Zukunft so genannte Perowskit-Solarzellen einsetzen, die vor allem in Japan selbst produziert werden sollen, berichtet etwa Kyodo News. Im Gegensatz zu herkömmlichen Photovoltaikzellen basieren sie nicht auf Silizium, sondern auf einer organisch-anorganischen Verbindung. Dadurch sind sie leichter und flexibler. Allerdings können Perowskit-Solarzellen derzeit noch nicht in großen Stückzahlen hergestellt werden und sind anfällig für Beschädigungen. Deshalb soll in den kommenden Jahren massiv in die Kommerzialisierung investiert werden. Bis 2040 soll eine Solarkapazität von 20 Gigawatt aufgebaut werden – das entspricht der Leistung von 15 bis 20 Atomkraftwerken.

Milliardär und Raumfahrt-Fan wird nächster NASA-Chef

  • Der ehemalige und zukünftige US-Präsident Donald Trump ist dabei, seine nächste Regierung zusammenzustellen. Nun hat er den nächsten Chef der NASA ausgewählt, wie Time berichtet: den Milliardär Jared Isaacman, der in den letzten Jahren durch sein privat finanziertes Raumfahrtprogramm Polaris bekannt wurde. Erst im September 2024 absolvierte er eine mehrtägige Mission in einer Crew-Dragon-Kapsel, bei der er gemeinsam mit der SpaceX-Ingenieurin Sarah Gillis Experimente und einen Weltraumspaziergang durchführte. Die Wahl von Isaacman wird daher mit Begeisterung und Kritik zugleich betrachtet. Denn der Milliardär ist von der Raumfahrt und der wissenschaftlichen Forschung begeistert, könnte dabei aber noch stärker als bisher auf private Dienstleister setzen. Einige anonyme Stimmen aus der US-Raumfahrtbehörde fürchten, Isaacman könnte die NASA-eigenen Forschungs- und Entwicklungsprogramme drastisch reduzieren.

NASA verschiebt bemannten Flug zum Mond auf frühestens 2027

  • Neue Probleme beim Artemis-Programm der NASA. Anfang der Woche kündigte die US-Raumfahrtagentur an, dass die erste Crew von Astronautinnen und Astronauten frühestens Mitte 2027 auf die Oberfläche des Mondes gebracht wird. Die Rückkehr der Menschheit zum Mond verzögert sich also weiter. Zuletzt war ein Termin im Jahr 2026 angepeilt worden. Grund für den späteren Termin sollen unter anderem Probleme mit dem Hitzeschild der Raumkapsel Orion sein. Mehr zur erneuten Verschiebung der Artemis III-Mission könnt ihr bei CNN nachlesen.

Europas Raumfahrt macht – nach Rückschlägen – Fortschritte

  • Einen Erfolg konnte in dieser Woche die europäische Raumfahrtagentur ESA verzeichnen: Zwei Jahre nachdem der erste kommerzielle Flug der Rakete vom Typ Vega C missglückte, hob sie nun erfolgreich ab. Die Rakete kann mehr als zwei Tonnen Nutzlast ins All bringen, zum Beispiel kleinere Satelliten, was eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorgängermodell bedeutet. Außerdem soll sie billiger sein. Entwickelt wurde die Vega C im Auftrag der ESA insbesondere vom italienischen Unternehmen Avio. Details hat der Spiegel für euch.

  • Der erste Start einer „privaten“, also nicht im Auftrag einer staatlichen Agentur entwickelten Rakete aus Europa, die Satelliten in den Orbit transportieren kann, steht noch aus. Die Unternehmen mit der größten Erfolgschance, darunter Rocket Factory Augsburg (RFA) und Isar Aerospace aus Deutschland, mussten zuletzt ihre Zeitplanung anpassen. The Next Web stellt in dieser Woche PLD Space aus Spanien vor, da sich das Start-up eine Finanzierung von 11 Millionen Euro gesichert hat, um die Entwicklung seine teilweise wiederverwendbare Miura 5 Rakete voranzutreiben. Sie soll 2025 starten, um – sollte kein anderes Unternehmen schneller sein – europäische Weltraumgeschichte zu schreiben.

ChatGPT und David Mayer – was war da los?

  • Ein seltsames Rätsel beschäftigt derzeit die KI-Gemeinde: Wer bei ChatGPT nach David Mayer fragte, erhielt die Antwort „I’m unable to produce a response“. Der Chat konnte nicht fortgesetzt werden. Stattdessen musste ein neuer Dialog gestartet werden. Manche sehen darin einen obskuren Zufall. Andere eine Verschwörung. Denn ein bekannter David Mayer ist David Mayer de Rothschild, Abenteurer und Umweltschützer, der sich für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzt. Es gibt aber auch einen David Mayer, der in den USA als Krimineller gesucht wurde. Das hatte vor Jahren dazu geführt, dass ein Mann gleichen Namens auf eine schwarze Liste gesetzt wurde und nicht in die USA einreisen durfte. OpenAI hat inzwischen reagiert. Wer den Prompt jetzt eingibt, bekommt eine Antwort. Eine Stellungnahme wollte OpenAI aber nicht abgeben. Ob es sich also nur um ein Versehen oder um eine bewusste Blockade handelte, bleibt offen.

Du willst diesen Newsletter auch? Kein Problem.

Alle Mitglieder des Zirkels @This_Week_in_Future erhalten diesen Newsletter direkt in ihr Postfach. Das willst du auch? Kein Problem. Hier kannst du dem Zirkel beitreten. Auf der 1E9-Plattform ist dieser Newsletter exklusiv für angemeldete Mitglieder sichtbar.

Du hast ebenfalls noch Fundstücke der Woche? Dann ruf diesen Newsletter auf unserer Plattform auf und teil sie mit uns in den Kommentaren dazu. Gerne mit ein, zwei Sätzen, warum diese Veröffentlichung bemerkenswert ist.

1 „Gefällt mir“