This Week in Future #237 // 24.11.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Wegen Googles Marktmacht: US-Richter schlägt Verkauf von Chrome und Android vor

  • Google hat zu viel Marktmacht und ein illegales Monopol aufgebaut, urteilte im August ein amerikanischer Richter in einem Kartellverfahren. Das US-Justizministerium hat nun vorgeschlagen, den mächtigen Konzern teilweise aufzuspalten und Konkurrenten dadurch den Marktzugang zu erleichtern, berichtet Bloomberg. Konkret könnte Google unter anderem dazu verpflichtet werden, seinen Suchindex für Wettbewerber zu öffnen und es Webseitenanbietern einfacher zu machen, der Nutzung eigener Daten für KI-Trainings zu widersprechen. Der brisanteste Vorschlag ist jedoch, dass Google gezwungen werden könnte, sich vom erfolgreichen Internetbrowser Chrome oder dem Smartphone-Betriebssystem Android zu trennen. Die Sparten könnten als unabhängige Unternehmen ausgegliedert oder verkauft werden. Der Wert beider Geschäftsbereiche wird auf einen Wert von mindestens 20 Milliarden Euro geschätzt. Google selbst argumentiert, dass solche Schritte vor allem die Nutzerinnen und Nuzter treffen und Konkurrenten wie Apple stärken würden.

Apple arbeitet offenbar an einer neuen Siri – mit einem großen Sprachmodell

  • Der iPhone-Hersteller ist mit Apple Intelligence bereits auf den KI-Zug aufgesprungen. Dennoch hat das Unternehmen noch Aufholbedarf. Denn ChatGPT und Gemini liefern mit ihren Sprachmodi für die KI-Plattformen das, was Apple einst mit Siri versprach: eine KI, mit der man wirklich sprechen kann. Deshalb soll Apple derzeit an einem Projekt mit dem Namen LLM Siri arbeiten. Laut Bloomberg soll es sich dabei um ein fortschrittliches multimodales Sprachmodell handeln, das die aktuelle Siri ablösen soll – allerdings wohl erst 2026. Das neue Modell soll es ermöglichen, dass Siri sowohl native Apple-Apps, aber auch Apps aus dem Store nutzen und bedienen kann.

Für vier Milliarden Dollar: Amazon erhöht seinen Anteil an Anthropic

  • Das KI-Start-up Anthropic hat sich zu einem der größten Konkurrenten von OpenAI entwickelt. Insbesondere die Fähigkeiten der Claude-Modelle, Computercode zu erstellen, werden gegenüber ChatGPT als überlegen eingestuft. Wie Amazon nun bekannt gab, will der Konzern weitere vier Milliarden US-Dollar in Anthropic investieren – zusätzlich zu den vier Milliarden, die bereits zwischen Ende 2023 und März 2024 investiert wurden. Zudem soll der Cloud-Computing-Dienst AWS zur primären Recheninfrastruktur für das Training zukünftiger Anthropic-Modelle werden. Experten schätzen diesen Schritt als Hinweis dafür ein, dass die Amazon-eigenen KI-Projekte offenbar nicht sonderlich erfolgreich verlaufen und Amazon möglicherweise sogar einen Kauf von Anthropic erwägen könnte.

Trotz US-Sanktionen: Huawei setzt Apple in China mit neuen Top-Smartphones unter Druck

  • Einst sah es aus, als könnte der chinesische Tech-Konzern Huawei zum Weltmarktführer bei Smartphones werden. Doch dann verhängte die US-Regierung Sanktionen gegen das Unternehmen, deretwegen Huawei in seinen Smartphones weder neue Versionen von Googles Betriebssystem Android, noch moderne Chips verwenden kann. Inzwischen scheint Huawei diese Nachteile durch die Entwicklung eines eigenen Betriebssystems, HarmonyOS, sowie durch mit chinesischer Technologie gefertigte Chips größtenteils ausgleichen konnte. Wie das Wall Street Journal schreibt, könnte Huawei daher Apple zumindest in China bei Smartphone-Verkäufen bald hinter sich lassen.

Not macht erfinderisch: Ein chinesisches KI-Start-up trainiert seine KI deutlich günstiger

  • Geht es auch billiger? In China sind fortschrittliche KI-Chips wie die von Nvidia aufgrund von US-Handelsembargos rar. Das chinesische KI-Start-up 01.ai musste daher nach eigenen Angaben kreativ werden, um sein aktuelles Sprachmodell der Yi-Reihe zu trainieren, berichtet Tom’s Hardware. Es habe so viel wie möglich optimiert, rechenintensive Prozesse in speicherintensive umgewandelt und vieles mehr. Dadurch habe es nur 2.000 GPUs und Rechenzeit im Wert von drei Millionen US-Dollar für das sonst so teure Training aufbringen müssen. Zum Vergleich: Das Training von GPT-4 soll zwischen 80 und 100 Millionen US-Dollar gekostet haben. Auch wenn die Modelle von 01.ai nicht an die GPT-, Claude- oder Mistral-Reihe heranreichen, sind sie dennoch beachtenswert.

Deutsche Bank steigt beim deutschen KI-Start-up Aleph Alpha ein

  • Aus der Entwicklung großer KI-Sprachmodelle, die mit der Technologie von OpenAI oder Google konkurrieren, hat sich das deutsche KI-Unternehmen Aleph Alpha zurückgezogen. Doch will es weiter Lösungen anbieten, die es Unternehmen und Behörden erlauben, KI sicher einzusetzen. Von dieser etwas abgespeckten Vision scheinen zwei Bestandsinvestoren, die Wagniskapitalfonds 468 Capital und Lakestar, weniger überzeugt zu sein – und verkauften daher ihre Anteile an Aleph Alpha. Dadurch konnte allerdings die Deutsche Bank Firmenanteile erwerben, schreibt das Handelsblatt. Aleph-Alpha-Chef Jonas Andrulis bezeichnet das als weiteren wichtigen Schritt in Richtung des eigenen Ziels, die wichtigsten europäischen Unternehmen zu vertreten.

Von Pokémon Go zum KI-Modell, das die physische Welt versteht

  • Seit Jahren liefern die Spielerinnen und Spieler des Augmented-Reality-Games Pokémon Go Millionen von Fotos ihrer Standorte, mit denen ihre Position in der echten Welt genau ermittelt werden kann, an Niantic, das Unternehmen hinter Pokémon Go. Diese Daten bilden jetzt die Grundlage für eine Künstliche Intelligenz: Wie The Verge schreibt, entwickelt Niantic ein neues „Large Geospatial Model“, das es Computern und Robotern ermöglichen soll, die physische Welt besser zu „verstehen“ und mit ihr zu interagieren.

Erobern Roboter-Busse (doch) bald unsere Städte?

  • Anders als manch ein Autohersteller neigt das deutsche Kraftfahrtbundesamt, kurz: KBA, normalerweise nicht dazu, Hypes zu entfachen. Die Verlautbarungen der Behörde sind daher durchaus ernstzunehmend: Laut KBA könnten autonome Busse schon ab 2026 oder 2027 in deutsche Städte Einzug halten, berichtet der Spiegel. In Hamburg, zum Beispiel, könnten bis 2030 bis zu 10.000 Robo-Shuttlebusse im Einsatz sein. Neben selbstfahrenden Bussen rechnet das KBA in den kommenden Jahren außerdem mit dem Durchbruch für autonome LKW. KBA-Präsident Richard Damm rief die Verkehrsbetriebe dazu auf, trotz zunächst hoher Investitionen auf Robo-Busse zu setzen, da damit Flexibilität gewonnen werden könnte. An die Politik richtete er die Forderung, die Rechtsgrundlage für Robo-Busse zu verbessern, da diese beispielsweise keine Ruhezeiten bräuchten.

Dawn Aerospace: Erster ziviler Überschallflug seit der Concorde – mit einem Raketenflugzeug

  • Es ist eine Premiere. Zum ersten Mal seit dem letzten Flug der Concorde vor über 20 Jahren hat ein ziviles Flugzeug die Schallmauer durchbrochen, wie ein YouTube-Video zeigt. Gelungen ist dies dem Start-up Dawn Aerospace, über das wir bei 1E9 bereits vor drei Jahren berichtet hatten. Ein Prototyp des geplanten Raketenraumschiffs des niederländisch-neuseeländischen Start-ups erreichte am 12. November bei einem Testflug auf der Südinsel Neuseelands eine Geschwindigkeit von Mach 1,1 und eine Höhe von 25 Kilometern. Das Ziel von Dawn Aerospace ist es, ein Flugzeug zu bauen, das wie ein Flugzeug mit Raketenantrieb starten und landen kann, aber in der Lage ist, die Grenze zum Weltraum zu überwinden, um beispielsweise Satelliten auszusetzen.

Was ein Teenager mit seinem eigenen Meme-Coin erlebte

  • Heute ist es einfacher denn je, seine eigene Kryptowährung zu lancieren. Vor allem dank Websites wie Pump.fun, die es zudem ermöglichen, gleichzeitig Videos zu streamen, um für den eigenen Token zu werben. Ein 13-Jähriger hat dies kürzlich getan. Als der Wert der Meme-Währung GenZ Quant stieg, verkaufte er seinen Anteil für 30.000 Dollar, woraufhin der Preis einbrach. Die Zuschauer und die Krypto-Community nahmen ihm das übel und begannen, für den wertlosen Token zu werben, der zeitweise eine Marktkapitalisierung von 85 Millionen US-Dollar erreichte. Der Anteil des 13-Jährigen hätte zu diesem Zeitpunkt einen Wert von vier Millionen US-Dollar gehabt, berichtet Decrypt. Der Stunt hat inzwischen zahlreiche Nachahmer gefunden.

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