Hi,
in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.
ChatGPT ist jetzt auch eine Internet-Suchmaschine
- OpenAI hat sein Suchmaschinenexperiment SearchGPT für ChatGPT-Plus-Kunden in ChatGPT freigeschaltet. Der Chatbot kann nun sowohl auf explizite Nachfrage als auch vollautomatisch nach Informationen im Internet suchen und diese in seine Antworten integrieren. Links zu den Quellen werden unter der Antwort sowie in einer aufklappbaren Seitenleiste angezeigt. Wie Userinnen und User jedoch festgestellt haben, sind die Antworten trotz aktueller Informationen aus dem Netz nicht immer zuverlässig. Teilweise erfindet ChatGPT nicht existente Quellen oder halluziniert bei Nachfragen zu gegebenen Antworten gänzlich fiktive Informationen, die durch eine Recherche im Netz korrigiert werden könnten – beispielsweise bei der Frage nach Social-Media-Accounts von Personen.
Reddit kooperiert mit Google und OpenAI – Teile der Community sind kritisch
- Das Unternehmen hinter der Community-Plattform Reddit ist eine Partnerschaft mit Google und OpenAI eingegangen. Dadurch erscheinen nun Informationen, Tipps und Hilfestellungen aus der Community prominent in den KI-generierten Antwortfenstern von Google und ChatGPT. Die Nutzerinnen und Nutzer von Reddit sehen das kritisch und haben inzwischen Versuche gestartet, die Partnerschaft zu boykottieren. Die Community des Londoner Subreddits beispielsweise versucht derzeit aktiv, die Angus-Steakhouse-Kette in der britischen Hauptstadt hochzujubeln, um echte Geheimtipps für das beste Steak geheim zu halten. Andere Reddit-Communities scheinen das Experiment bereits zu kopieren.
Klay: Ein „ethischer“ KI-Musikgenerator im Schulterschluss mit der Musikbranche?
- Die KI-Musikgeneratoren Suno und Udio befinden sich im Rechtsstreit mit großen Musikverlagen, da sie deren Musik unrechtmäßig für das Training ihrer KI-Modelle verwendet haben sollen. Universal Music hat nun hingegen eine Kooperation mit der Plattform Klay geschlossen, um einen „ethischen“ KI-Musikgenerator zu entwickeln. Angeblich soll Klay auch mit weiteren kleineren Musikverlagen und einzelnen Künstlerinnen und Künstlern zu Einigungen gekommen sein. Das Model KLayMM soll bereits in Arbeit sein und in den nächsten Monaten über eine Plattform vergleichbar Suno und Udio verfügbar werden. Hinter Klay stehen unter anderem der ehemalige Sony-Music-Präsident Thomas Hesse und der ehemalige Deepmind-Forscher Björn Winckler.
OpenAI-KI sorgt in US-Krankenhäuser offenbar für gefährliche Transkripte
- Nach Recherchen von AP nutzen mehrere Krankenhäuser in den USA ein KI-Tool namens Nabla, um Patientengespräche und Diagnosen zu transkribieren. Nabla basiert auf dem KI-Modell Whisper, das von OpenAI entwickelt wurde. Das Modell scheint jedoch erhebliche Fehler zu machen und erfindet Teile von eingesprochenen Diagnosen und Symptomen, Medikationen und fügt sogar bizarre Kommentare wie „like and subscribe“ oder sogar Beschreibungen von sexuellen Handlungen in die transkribierten Inhalte ein. Laut einer Studie des Institute for Advanced Study sind 40 Prozent der entdeckten Fehler schwerwiegend und besorgniserregend, da sie zu einer falschen Behandlung führen könnten. OpenAI, das Unternehmen, das Basismodell entwickelt hat, warnt davor, es in solchen „Hochrisikobereichen“ einzusetzen.
Ein Augenimplantat, das blinden Menschen wieder Sehkraft verleihen soll
- Das amerikanische Start-up-Unternehmen Science Corporation macht Blinden Hoffnung. Dem Team sei es gelungen, ein spezielles Implantat unter die Netzhaut einzusetzen, das mit einer Kamerabrille verbunden ist. So kann das Kamerabild als Stimulationssignal an die verbliebenen Nervenzellen der Netzhaut gesendet werden. Die Technologie ist nicht ganz neu. Bereits 2002 stellte die Firma Second Sight ein ähnliches Konzept vor, das eine rudimentäre Sehfähigkeit wiederherstellen konnte. Das System von Science Corporation soll jedoch in einer klinischen Studie 38 Patienten eine Sehfähigkeit ermöglichen, die es ihnen erlaubt, Bücher zu lesen, Smartphones und Computer zu bedienen. Science Corporation wurde unter anderem vom ehemaligen Neuralink-Forscher Max Hodak gegründet.
Das Start-up Natilus belebt ein altes Flugzeugkonzept wieder
- Ein kalifornisches Start-up will die etablierten Luftfahrtkonzerne herausfordern. Und zwar mit einem 100 Jahre alten Flugzeugkonzept: dem Blended Wing Body, bei dem der Rumpf eines Flugzeugs fließend in die Flügel übergeht. Dieser Flugzeugtyp reduziert den Luftwiderstand, den Treibstoffverbrauch und den Lärm, sorgt allerdings auch für weniger Flugstabilität und mehr Gewicht. Doch diese Herausforderungen will das Unternehmen Natilus mit moderner Technik angehen und mit Horizon ein Passagierflugzeug bauen, das bis zu 200 Passagiere und 24 Tonnen Fracht über 6.400 Kilometer transportieren kann. Wie Natilus-Chef Aleksey Matyushev gegenüber CNN sagte, werde das Flugzeug aber nicht so schnell abheben. Bis dahin seien noch einige Jahre Entwicklungsarbeit und Milliarden von Dollar nötig. Allerdings: Ein Prototyp eines ebenfalls als Blended Wing konzipierten Frachtflugzeugs namens Kona soll bereits in den nächsten zwei Jahren in Originalgröße starten.
Erfolgreicher Test eines chinesischen Überschallflugzeugs
- Nicht nur westliche Firmen wie Boom Technology, Hermeus und Exosonic arbeiten an einer neuen Generation von Überschallflugzeugen. Auch chinesische Unternehmen haben Ambitionen in diesem Bereich. Wie die South China Morning Post jetzt berichtet, hat die Firma Space Transportation – auch bekannt als Lingkong Tianxing Technology – erfolgreich einen verkleinerten Prototyp eines Überschalljets namens Yunxing getestet. Er soll eine Geschwindigkeit von Mach 4 erreicht haben – das sind rund 4.900 Kilometer pro Stunde. Das Flugzeug des chinesischen Start-ups ist sichtlich dem legendären Aufklärungsflugzeug Lockheed SR-71 nachempfunden. Bereits 2027 soll ein Prototyp in Originalgröße getestet werden.
Ein erster Blick in die chinesische Raumstation Tiangong
- Im April 2021 startete das erste Modul der chinesischen Raumstation Tiangong ins All. Inzwischen sind zwei weitere Module hinzugekommen, weitere sollen in den kommenden Jahren folgen. Nun hat China über einen Beitrag des staatlichen Fernsehsenders CCTV erstmals einen Blick in die Raumstation gewährt. Die aktuelle Crew der Shenzhou-18-Mission führt dabei durch die Module und zeigt unter anderem eine kleine Küche, erstaunlich geräumige Schlafbereiche sowie Forschungs- und Laborabteilungen. Die NASA hingegen bereitet derzeit das Ende der Internationalen Raumstation vor, die langfristig durch Raumstationen privater Raumfahrtunternehmen ersetzt werden soll.
Oasis: Ein Videospiel, das in Echtzeit von KI generiert wird
- Sind die Videospiele der Zukunft nicht berechnet, sondern generiert? Diese Frage wirft zumindest ein Experiment der Start-ups Etched und Decart auf. Denn sie haben ein KI-Modell mit Millionen von Stunden Minecraft-Spielen trainiert. Das Ergebnis ist Oasis: ein KI-System, das das beliebte Videospiel simuliert – und spielbar ist. Mehr oder weniger jedenfalls. Denn ähnlich wie bei anderen KI-Modellen halluziniert die KI und generiert auf Basis der Tastatureingaben und der vorherigen Bilder immer neue Bilder, die den Spielverlauf darstellen. Mal verschwinden dabei nach einem Rundumblick die aus Klötzen aufgebauten Seen und Wälder, mal tauchen fast gruselig wabernde Kreaturen auf oder der Spieler findet sich plötzlich in einem breiigen Sog aus Pixeln wieder. Ein faszinierendes Erlebnis.
Weitere Kritik an der Selbstfahrtechnologie von Tesla
- Die Versprechungen von Elon Musk zu autonomen Teslas und die Tesla-Selbstfahrtechnologie selbst werden von vielen Seiten kritisiert. Unter anderem von Jesse Levinson, Mitbegründer von Zoox, das derzeit seine autonomen Minibusse in Kalifornien testet. Seiner Meinung nach hat Tesla nicht die Technologie, um wirklich autonome Fahrzeuge anzubieten. Tesla habe zwar fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme, aber kein System, „das so zuverlässig und robust ist, dass es keinen menschlichen Fahrer braucht“. Weitere Kritik wurde laut, als kürzlich ein selbstfahrendes Tesla-Fahrzeug ungebremst ein Reh überfuhr. Mehrere Mobilitätsexperten erinnerten daraufhin daran, dass die Technik von Tesla das Tier gar nicht hätte erkennen können. Der Grund: Tesla setzt ausschließlich auf Kameras und nicht auf Laserscanner, die mögliche Hindernisse auch bei sehr schwierigen Lichtverhältnissen gut ausmachen. Denn sogenannte LiDAR sind kostspielig.
Russisches Gericht verhängt Rekordstrafe für Google
- Ein russisches Gericht hat den YouTube-Mutterkonzern Google zu einer Rekordstrafe verurteilt, berichtet der Spiegel. 2 Sextillionen Rubel oder umgerechnet 19 Quintilliarden Euro soll das Unternehmen zahlen. Der Grund? Die Sperrung des regierungsnahen Medienunternehmens RIA FAN und des ultranationalistischen Senders Tsargrad im Jahr 2020. Weitere russische Medienkanäle wurden 2022 wegen des Einmarschs in die Ukraine gesperrt. Dass Google die Strafe zahlen wird, ist unrealistisch, zumal sie nicht nur den Umsatz des Konzerns, sondern die Wertschöpfung der gesamten Weltwirtschaft übersteigt. Außerdem hat sich Google 2022 aufgrund der Sanktionen und Kontensperrungen US-amerikanischer und europäischer Unternehmen aus Russland zurückgezogen und seine dortigen Tochtergesellschaften abgewickelt.
Dokumentation über Tausende Tote und Verschwundene beim saudischen Megaprojekt NEOM
- Seit Jahren arbeitet Saudi-Arabien am Megaprojekt NEOM, das unter anderem die Bandstadt The Line, die Industriestadt Oxagon, Luxussiedlungen, verschiedene Resorts und landwirtschaftliche Nutzflächen umfassen soll. Ein erster Teil von NEOM ist inzwischen fertiggestellt: Die Luxusinsel Sindalah, die als eine Art Tor zu The Line fungieren soll. Sie umfasst einen Yachthafen, opulente Hotels und Restaurants. Überschattet wird diese Nachricht allerdings von der aktuellen Dokumentation Kingdom Uncovered: Inside Saudi Arabia des britischen Senders ITV. Der Dokumentation zufolge sind bei den Arbeiten an NEOM und anderen Teilen des saudischen Zukunftsplans Saudi Vision 2030 bisher 21.000 Arbeiter ums Leben gekommen. Mehr als 100.000 Personen sollen im Rahmen der Arbeiten „verschwunden“ sein.
MrBeast in der Kritik: Dubiose Kryptowerbung?
- Ist der erfolgreichste YouTuber in dubiose Krypto-Millionenprojekte verwickelt? Das zumindest wird James Stephen Jimmy Donaldson, besser bekannt als MrBeast, in einer umfangreichen Recherche vorgeworfen. Dazu sollen über 50 Krypto-Wallets ausgewertet worden sein, die mit Donaldson in Verbindung stehen sollen. Unter anderem soll MrBeast verschiedene NFT- und Token-Projekte wie XCAD und Superverse beworben haben, um nach einem massiven Anstieg der Kurse seine Anteile zu verkaufen – und die Werbung rückwirkend zu löschen. Insgesamt soll Donaldson auf diese Weise 23 Millionen US-Dollar verdient haben, während viele unabhängige Investoren zum Teil massive Verluste hinnehmen mussten.
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