This Week in Future #232 // 20.10.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

OpenAI und Microsoft: Normale Geschäftsbeziehung statt „Bromance“

  • OpenAI-Chef Sam Altman nannte die Zusammenarbeit zwischen seinem Unternehmen und Microsoft einmal „the best bromance in tech“. Doch das Verhältnis scheint sich, so jedenfalls ein Bericht der New York Times, abgekühlt zu haben. Seit den Querelen an der Spitze von OpenAI und Altmans kurzzeitiger Entlassung als CEO scheut der Windows-Konzern demnach davor zurück, nach seinen anfänglichen Finanzspritzen in Höhe von 13 Milliarden US-Dollar neues Geld nachzuschießen. Doch auch operativ sind beide Unternehmen abhängig voneinander: OpenAI braucht die Rechenzentren von Microsoft, Microsoft die KI-Technologie von OpenAI. Offenbar versuchen beide Partner nun, etwas unabhängiger voneinander zu werden. So holte Microsoft Spitzenpersonal vom KI-Start-up Inflection an Bord, OpenAI vereinbarte einen Deal mit Oracle.

New York Times versus Perplexity: „Klaut“ die KI-Suchmaschine Inhalte?

  • Die New York Times hat die Betreiber der KI-Suchmaschine Perplexity aufgefordert, ihre Inhalte nicht zu nutzen und nicht zu durchsuchen, berichtet das Wall Street Journal. In einem Brief an die Verantwortlichen der Suchmaschine heißt es: „Perplexity und seine Geschäftspartner haben sich unrechtmäßig bereichert, indem sie den aussagekräftigen, sorgfältig geschriebenen, recherchierten und redigierten Journalismus der Times unautorisiert verwendet haben.“ Die New York Times verbietet in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen ausdrücklich die Nutzung ihres Materials für das Training von KI-Modellen. Ebenso werden KI-Webcrawler durch einen Eintrag in der sogenannten robots.txt geblockt, der jedoch wiederholt von verschiedenen Diensten wie eben Perplexity ignoriert worden sein soll. Bereits zuvor war Perplexity von Magazinen wie Fortune des Diebstahls von Inhalten bezichtigt worden. Perplexity hat angekündigt, bis Ende des Monats auf die Vorwürfe einzugehen.

Apple und BYD arbeiteten offenbar zusammen an Batterien

  • Der iPhone-Hersteller Apple hat offenbar mehrere Jahre lang heimlich mit dem chinesischen Autohersteller BYD zusammengearbeitet, berichtet Bloomberg. Seit 2017 sollen die beiden Unternehmen gemeinsam an einer fortschrittlichen Batterie für Elektrofahrzeuge geforscht haben. Denn Apple verfolgte zu dieser Zeit Pläne, ein eigenes Fahrzeug zu bauen. Die damals noch nicht im Detail erforschten Lithium-Eisenphosphat-Batterien hätten sich dabei als vielversprechend erwiesen. Die Kooperation sei jedoch nach anfänglich intensiver Zusammenarbeit zurückgefahren und schließlich eingestellt worden. Inzwischen gilt BYD als einer der führenden Hersteller von Lithium-Eisenphosphat-Batterien.

Northvolt hat offenbar Probleme – was wird aus dem geplanten deutschen Werk?

  • In Schleswig-Holstein baut der schwedische Batterie-Hersteller Northvolt eine Batteriefabrik, die künftig Energiespeicher für eine Million E-Autos pro Jahr liefern soll. Aber wird sie auch wie geplant fertiggestellt? Der NDR berichtet von Zweifeln daran, da Northvolt aktuell erhebliche Produktionsprobleme in seinem schwedischen Stammwerk habe. Auch habe BMW einen Auftrag storniert. Und Geldsorgen sollen Northvolt zusätzlich plagen. Schwedische Medienberichte über einen Rückzug aus Schleswig-Holstein dementierte das Unternehmen jedoch.

Erneuter Stellenabbau bei Meta

  • Die Facebook-Firma Meta hat begonnen, zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlassen. Betroffen sind vor allem die Abteilungen rund um WhatsApp, Instagram, Threads und die Virtual-Reality-Abteilung Reality Labs. Nach Informationen von The Verge will Meta diese Unternehmensbereiche zum Teil drastisch umorganisieren. Unter den Betroffenen ist unter anderem Jane Manchun Wong, die für ihre Analysen von Social-Media-Plattformen bekannt wurde und 2023 zum Team stieß, das den Twitter-Herausforderer Threads entwickelt. Bereits 2022 wurden rund 11.000 Meta-Mitarbeiter entlassen. Im Jahr 2023 kündigte Mark Zuckerberg an, weitere 10.000 Stellen aus Effizienzgründen zu streichen.

Worldcoin heißt jetzt World – und will zur „Alles-App“ werden

  • Worldcoin ist jetzt World. Das einst als Kryptowährung für ein bedingungsloses Grundeinkommen gestartete und von OpenAI-Chef Sam Altman vorangetriebene Projekt hat sich umbenannt und soll seinen einzigartigen Twist nun noch stärker ausspielen: Wer Worldcoin nutzen will, muss sich nämlich einmal als echter und einzigartiger Mensch identifizieren lassen – durch einen Scan der Iris mit einer eigens entwickelten Kamera, dem Orb. Wie Altman und Mitgründer Alex Blania nun ankündigten, soll der Identitätsnachweis in Zeiten von Deepfakes nutzbar gemacht werden – beispielsweise, um bei Zoom-Calls nachzuweisen, dass die Person, die um eine Überweisung bittet, auch wirklich diejenige ist, die sie vorgibt zu sein. Dazu nutzt Worldcoin nun eine eigene Blockchain und will die einst als Wallet gestartete World App durch die Integration anderer Apps wie Shops, Spiele oder Chats zu einer Alles-App ausbauen. Mehr dazu erfahrt ihr in diesem YouTube-Video.

TikTok-interne Studie soll schädlichen Einfluss der App belegen

  • In den USA läuft derzeit ein Verfahren gegen TikTok. Hintergrund ist der Vorwurf, dass die Plattform KI-gesteuerte Mechanismen einsetzt, um Jugendliche bewusst abhängig zu machen und „auszubeuten“. Kentucky Public Radio hat nun Informationen aus der Klageschrift veröffentlicht, die fehlerhaft geschwärzt waren und daher leicht per Copy & Paste wiederhergestellt werden konnten. Darunter Auszüge aus einer TikTok-internen Studie, die zeigen, dass der Personalisierungsalgorithmus nach 260 Videos dazu führt, dass TikTok für den Nutzer zur Gewohnheit wird. Ebenfalls enthalten sind Einschätzungen von Wissenschaftlern, nach denen eine obsessive TikTok-Nutzung zu einem „Verlust von analytischen Fähigkeiten, Gedächtnisbildung, kontextuellem Denken, Gesprächstiefe, Empathie und erhöhter Ängstlichkeit“ führen könne.

Blockieren ist nicht mehr Blockieren: Änderung bei X

  • Bei X – ehemals Twitter – steht wieder eine große Änderung an: Die Blockierfunktion wird geändert. Wenn ein Nutzer einen anderen Nutzer blockiert hat, war es bisher nicht möglich, mit dem Blockierer zu interagieren oder seine Beiträge zu lesen. Letzteres soll nun wegfallen. Viele X-Userinnen und -User empfinden dies offenbar als negative Änderung. Denn seit der Ankündigung zählte die Twitter-Alternative BlueSky mehrere hunderttausend neue Registrierungen. Allein am vergangenen Donnerstag soll es 500.000 Neuanmeldungen gegeben haben. Der Meta-Dienst Threads soll ähnliche viele neue Mitglieder erhalten haben, auch wenn hier keine offiziellen Zahlen bekannt gegeben wurden.

Wie Benjamin Franklin uns zu besseren Elektromotoren verhelfen könnte

  • Eine Entdeckung von Benjamin Franklin aus dem 18. Jahrhundert könnte nun endlichen ihren Durchbruch erleben, berichtet das Wall Street Journal: elektrostatische Motoren. Simpel erklärt, erzeugen diese Bewegung durch die Anziehung und Abstoßung von elektrischen Ladungen. Sie gelten als bis zu 80 Prozent effizienter als herkömmliche Elektromotoren, kamen bisher allerdings nur in winziger Form zum Einsatz. Das US-Start-up C-Motive Technologies arbeitet nun an größeren Versionen, die in Fabriken, Logistikzentren, kleinen Drohnen, Klimaanlagen verwendet werden könnten und bereits von namhaften Unternehmen getestet werden. Auch in der Robotik wird großes Potential gesehen.

Neues aus Japan: Mit Stammzellen zur Regeneration der Netzhaut

  • Japanischen Forschern ist ein Durchbruch bei der Behandlung von Sehbehinderungen gelungen. Wie ein Team um Michiko Mandai vom Kobe City Eye Hospital in einer Studie berichtet, konnten sie mit menschlichen Stammzellen das Sehvermögen eines Affen verbessern. Konkret konnten sie mit Hilfe der Stammzellen die Regeneration der Netzhaut, der so genannten Makula, anregen, um ein Loch in der betroffenen Retinaregion zu schließen. Bislang war eine Behandlung nur durch den aufwendigen Transfer von Zellen aus einem anderen Bereich des Auges möglich. Wie die Forscher in der Studie berichten, verbesserte sich das Sehvermögen der behandelten Affen nach sechs Monaten um mehr als 20 Prozent.

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