This Week in Future #226 // 08.09.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Zu viel Marktmacht? Nvidia verliert an einem Tag 279 Milliarden Dollar Börsenwert

  • Der Chiphersteller Nvidia, dessen Hardware bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz nahezu unverzichtbar geworden ist, sorgte Mitte der Woche für Unruhe am globalen Finanzmarkt: An nur einem Tag verlor das Unternehmen fast zehn Prozent seines Börsenwerts – immerhin 279 Milliarden US-Dollar. Ein Grund dafür: Berichte über Vorladungen, die das US-Justizministerium im Rahmen von kartellrechtlichen Untersuchungen an Nvidia geschickt haben soll. Das Unternehmen dementierte dies später. Darüber hinaus scheinen allerdings erste Bedenken eine Rolle gespielt zu haben, dass sich die gigantischen Investitionen in KI am Ende doch nicht auszahlen könnten. Vox.com analysiert, was passiert ist.

Wie Japan bei Chips und anderen Technologien wieder Weltspitze werden will

  • Nach Jahrzehnten der wirtschaftlichen Stagnation will Japan seine einstige Führungsrolle bei innovativen Technologien wie Batterien oder Solarkraft, aber auch in Schlüsselindustrien wie der Chipproduktion durch eine aktive staatliche Industriepolitik zurückerobern. In einem ausführlichen Bericht dazu blickt die New York Times insbesondere auf die Herstellung von Halbleitern, wo Japans Marktanteil seit den 1980ern von über 50 Prozent auf weniger als zehn Prozent gesunken ist. Mit Milliardensubventionen und Kooperationen mit internationalen Playern will die Regierung in Tokio jetzt gegensteuern, zum Beispiel durch eine neue Fabrik, in der hochmoderne Chips von IBM produziert werden sollen.

Elon Musks KI-Start-up: xAI verfügt nun über den wohl stärksten Computer der Welt

  • Das Elon-Musk-Start-up xAI hat nun den wohl schnellsten Supercomputer der Welt. Der Colossus getaufte Rechner wurde innerhalb von nur vier Monaten in einem ehemaligen Werk für Haushaltsgeräte in Memphis, Tennessee gebaut. Er verfügt über 100.000 H100-GPUs von Nvidia – und damit über eine Rechenkapazität von geschätzten 3,4 Exaflops. Genutzt werden soll der Superrechner, um die nächsten Iterationen des KI-Modells hinter dem Chatbot Grok zu trainieren. Laut Musk soll Colossus bereits in wenigen Monaten um 50.000 H200-GPUs erweitert werden, wenn diese verfügbar werden. Verantwortlich für den Bau war vor allem der Computerhersteller Dell. Sorgen bereitet der Energiebedarf, der auf 100 bis 200 Megawatt geschätzt wird. Denn, so kritisieren lokale Energieversorger, sie seien nicht vorgewarnt worden. Der Supercomputer könnte daher das lokale Stromnetz überlasten und zu Ausfällen führen.

Gehen Europa die Rechenzentren aus?

  • Während Elon Musk in wenigen Monaten den wohl größten Computer der Welt baut, hinken die europäischen Rechenzentren hinterher, wie Heise berichtet. Dabei gäbe es eigentlich eine gigantische Nachfrage von Kunden, die Rechenkapazitäten oder Stellplätze in Rechenzentren für ihre eigenen Computer mieten wollen. Viele bestehende Rechenzentren seien derzeit praktisch ausgebucht, wie das Unternehmen CBRE ermittelt hat. Es würden jedoch deutlich weniger neue Rechenzentren geplant und gebaut, als eigentlich benötigt würden. Denn sowohl etablierte als auch neue Betreiber hätten große Probleme damit, Grundstücke sowie Strom- und Wasserversorgung zu sichern. Vor allem in und um die großen europäischen Städte Frankfurt am Main, London, Amsterdam, Paris und Dublin sei ein Neubau schwer umsetzbar.

Eine Milliarde Dollar für Start-up des ehemaligen OpenAI-Forschungschefs

  • Erst vor wenigen Monaten hatte der ehemalige Forschungsleiter von OpenAI, Ilya Sutskever, seinen früheren Arbeitgeber verlassen. Er soll vor allem mit der Geschwindigkeit der KI-Entwicklung, der mangelnden Sicherheit und fehlender Vorsicht bei der Freigabe von KI-Modellen nicht einverstanden gewesen sein. Im Juni gründete er deshalb mit Safe Superintelligence – kurz SSI – ein eigenes Start-up, das sich zum Ziel gesetzt hat, eine Super-KI zu schaffen, die der Menschheit nicht gefährlich werden kann. Wie Sutskever nun bekannt gab, hat er dafür nun auch die nötigen Mittel: Insgesamt eine Milliarde US-Dollar habe er dafür von Investoren eingesammelt.

Lässt sich das menschliche Gehirn Stück für Stück ersetzen?

  • Wissenschaftler der US Advanced Projects Agency for Health, die erst 2022 ihre Arbeit aufnahm, verfolgen eine kühne Theorie. Sie wollen herausfinden, ob es möglich ist, alternde oder kranke Teile des Gehirns durch geklonte Hirnmasse zu ersetzen. Wie der Forscher Jean Hébert gegenüber MIT Technology Review erklärte, ist dieser Ansatz radikal. Er sei aber bereits an Mäusen erprobt worden, in deren Gehirne mit ein „Brei aus embryonalen Zellen“ injiziert wurde. Laut Hébert könnte dieses Verfahren, wenn es sich auch bei Affen und anderen Tieren als sicher erweist, möglicherweise die altersbedingte Degeneration des Gehirns bei Menschen verlangsamen oder sogar aufhalten. Hébert glaubt sogar, dass irgendwann komplette Körper ersetzt werden könnten.

Nach Festnahme des Firmenchefs in Paris: Telegram ändert offenbar seine Moderationsregeln

  • Unter anderem weil er von kriminellen Aktivitäten, für die sein Messenger-Dienst verwendet werde, gewusst haben soll, ohne etwas dagegen zu unternehmen, wurde Telegram-Chef Pavel Durov kürzlich in Frankreich festgenommen. Ihm droht dort ein Prozess. Und das scheint Wirkung zu zeigen: Zum einen hat Telegram offenbar seinen FAQ-Bereich überarbeitet – und klärt Nutzerinnen und Nutzer nun darüber auf, dass sie illegale Inhalte in privaten Unterhaltungen melden dürften. Demnach würden auch private Chats künftig vom Unternehmen moderiert werden. Außerdem gab Pavel Durov in einem Statement bekannt, dass es sein persönliches Ziel sei, Missbrauch des Messenger-Dienstes zu verhindern. Details dazu hat The Verge.

BlueSky profitiert offenbar von der X-Sperre in Brasilien

  • Das ehemals Twitter genannte Social Network X wurde in Brasilien gesperrt, weil der Dienst sich weigerte, mehrere Accounts zu sperren, die nach Ansicht der Behörden Falschmeldungen und Desinformationen verbreiteten. Dies bescherte dem vom ehemaligen Twitter-Chef Jack Dorsey gegründeten Konkurrenten Bluesky innerhalb weniger Tage mehr als 2,6 Millionen neue Nutzerinnen und Nutzer – und katapultierte die zugehörige App kurzzeitig auf Platz 1 des Apple App Store. Auch andere Twitter-Alternativen wie Nostr, Mastodon und Threads sollen neue User gewonnen haben.

Fake News auf Social Media: Mögliche russische Einflussnahme auf US-Wahlkampf

  • Ein US-amerikanisches Medienunternehmen namens Tenet soll rund 10 Millionen US-Dollar aus staatlichen russischen Quellen erhalten haben, um Desinformation zu verbreiten, pro-russische Narrative zu bedienen und möglicherweise die bevorstehenden Wahlen zu beeinflussen, berichtet unter anderem CNN. Brisant ist, dass Tenet sowohl rechtsgerichtete Influencer wie Lauren Southern und Tayler Hansen als auch Journalisten wie Tim Pool, der für seine kontinuierliche Berichterstattung bekannt ist, unterstützt. In einem Beitrag auf X – ehemals Twitter – schrieb Pool, dass er und „andere Persönlichkeiten und Kommentatoren getäuscht wurden und Opfer sind“, sollten sich die Informationen bewahrheiten.

Starliner-Kapsel auf der Erde gelandet – ohne Astronauten

  • Das Raumschiff Starliner von Boeing ist nach drei Monaten im All sicher auf der Erde gelandet – allerdings ohne die zwei Besatzungsmitglieder, die es damals zur Internationalen Raumstation ISS gebracht hatte. Wegen technischer Probleme beim Hinflug entschied die US-Raumfahrtagentur NASA, die zwei Astronauten sicherheitshalber erst im Februar zur Erde zurückzubringen – mit einer Dragon-Raumkapsel von SpaceX. Statt acht Tagen bleiben die beiden daher acht Monate im All. Mehr dazu gibt’s bei der Tagesschau.

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