This Week in Future #225 // 01.09.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

In Frankreich: Telegram-Chef Durow gegen Kaution aus Haft entlassen

  • Nach etwa drei Tagen im Gefängnis wurde Telegram-Chef Pawel Durow, der auch französischer Staatsbürger ist, gegen fünf Millionen Euro Kaution und mit Auflagen aus der Untersuchungshaft in Paris entlassen. Offenbar laufen in Frankreich zwei Ermittlungsverfahren gegen ihn: eines wegen des Verdachts, er habe seinen jüngsten Sohn misshandelt, ein anderes wegen der Geschäftspraktiken seines Messenger-Dienstes. Konkret geht es in Sachen Telegram um zwölf Punkte, von Geldwäsche, der Bildung einer kriminellen Vereinigung und der Weigerung zur Freigabe von Informationen über Kinderpornographie, Drogenhandel und Betrug bis zur unerlaubten Bereitstellung von Verschlüsselungssoftware. Details könnt ihr bei heise nachlesen.

Kalifornisches KI-Gesetz regelt den Einsatz von digitalen Klonen von Schauspielern

  • Immer häufiger lassen Hollywood-Studios verstorbene Schauspielerinnen und Schauspieler als 3D-Modelle und mit Hilfe von KI-Technologie wieder auferstehen. Zuletzt trat der 2020 verstorbene Ian Holm auf diese Weise als Androide in Alien: Romulus auf – eine Rolle, die er erstmals 1979 in Alien übernommen hatte. Der US-Bundesstaat Kalifornien will diese Praxis nun erstmals gesetzlich regeln. Die sogenannte Bill 2602, die auch andere Regelungen zur KI-Technologie umfasst, soll Studios dazu verpflichten, für den Einsatz von „digital replicas“ explizit die Zustimmung der Familie oder eines eingesetzten Nachlassverwalters der verstorbenen Person einzuholen. Dabei geht es nicht nur um die optische Nachbildung, sondern auch die Nutzung der Stimme verstorbener Personen. Dem Gesetz muss noch von Gavin Newsom, dem Gouverneur von Kalifornien, zugestimmt werden.

Midjourney arbeitet offenbar an eigener KI-Hardware

  • Das kalifornische KI-Unternehmen Midjourney ist vor allem für seinen gleichnamigen KI-Bildgenerator bekannt. Nun will es in die Entwicklung von Hardware einsteigen – und sucht nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die neue Abteilung. Geleitet werden soll diese von einem Manager, der zuvor bei Apple an der Entwicklung des XR-Headsets Vision Pro mitgearbeitet hat. Viel mehr ist zu den Plänen noch nicht bekannt. Ein paar Hintergründe findet ihr, zum Beispiel, bei Ars Technica.

Norwegisches Start-up präsentiert mit NEO einen humanoiden Roboter

  • Das norwegische Start-up 1X Technologies verspricht, dass bald möglich sein soll, was lange Zeit Science Fiction war: ein Roboter, der aufräumen, Wäsche waschen und sogar Kaffee kochen kann. Das alles soll jedenfalls der humanoide Roboter NEO von 1X Technologies können. Das zeigt das Unternehmen auf seiner Website und in einem viralen Werbevideo. Unter dem Video auf X – ehemals Twitter – zeigen sich Internetnutzer beeindruckt, aber auch irritiert. Einige finden den gesichtslosen Roboter und seine riesigen Hände verstörend, andere kritisieren die choreographierte Natur des Videos oder vermuten gar, dass hier nur ein Mensch in einem Kostüm agiert.

Nach Panne: Stellt Boeing den Starliner ein?

  • Der Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing befindet sich in einer peinlichen Situation. Eigentlich sollte die Crew, die im Juni mit der von Boeing entwickelten Raumkapsel Starliner zu einem bemannten Testflug zur ISS gestartet war, nur acht Tage dort bleiben. Dann traten mögliche Defekte an den Triebwerken und ein Heliumleck auf. Ein Rückflug wäre zu riskant. Deshalb müssen die beiden Astronauten wohl ganze acht Monate ausharren, bis sie mit einer Crew-Dragon-Kapsel von SpaceX zurückkehren können. Schon zuvor war die Boeing-Kapsel ein schwieriges Projekt. Erst mit mehrjähriger Verspätung konnte sie fertiggestellt werden. Immer wieder wurden aufgrund von technischen Problemen die Testflüge verschoben. Das hat dem Konzern bereits Verluste von mehr als einer Milliarde US-Dollar beschert. Spekulationen zufolge könnte Boeing den Starliner deshalb einstellen, berichtet Futurism.

Internationale Vereinbarung gegen „Biopiraterie“: Wer verdient am Gen-Schatz der Natur?

  • Multinationale Unternehmen, aber auch Forschungseinrichtungen untersuchen weltweit seltene natürliche Organismen mit besonderen Eigenschaften – denn deren genetische Informationen können, zum Beispiel, zur Entwicklung neuer Medikamente beitragen. Doch wem „gehören“ diese genetischen Informationen? Besonders in Ländern des globalen Südens regt sich Widerstand, da sie oft nicht an den Gewinnen beteiligt werden, die auf Entdeckungen auf ihrem Staatsgebiet zurückgehen. Sie sprechen von „Biopiraterie“. Bei der anstehenden globalen Biodiversitätskonferenz Cop16 in Kolumbien, soll daher eine erste internationale Vereinbarung über den Austausch genetischer Informationen geschlossen werden. Ein Ziel: Erlöse sollen auch in Naturschutz fließen. Mehr erfahrt ihr beim Guardian.

Der NFT-Marktplatz OpenSea ist in Schwierigkeiten

  • NFTs sind noch nicht wirklich tot, aber der Hype ist definitiv vorbei. Vor allem im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2022 hat sich der Wert vieler NFTs mehr als halbiert, viele sind praktisch nichts mehr wert. Das trifft auch OpenSea, den größten NFT-Marktplatz, der einst allein durch Gebühren von NFT-Erstellern eine Milliarde US-Dollar umsetzte. Wie The Verge nun in einer ausführlichen Reportage berichtet, befindet sich das Start-up in unruhigen Gewässern. Es gebe Streit über die Zukunft des Unternehmens, über Prioritäten und auch über die Unternehmenskultur. Einer der ehemaligen Gründer distanziert sich inzwischen von OpenSea und spricht lieber über Künstliche Intelligenz als NFTs.

X in Brasilien vom Obersten Gericht gesperrt

  • Brasiliens Oberster Gerichtshof hat den Zugang zum sozialen Netzwerk X, ehemals Twitter, gesperrt. Firmen und Personen, die die Sperre mit technischen Tricks umgehen, müssen Strafe zahlen. Der konkrete Anlass für die harte Maßnahme: X hatte eine Frist verstreichen lassen, einen Rechtsvertreter in Brasilien zu benennen. Doch eigentlich wirft das Gericht dem Unternehmen vor, nicht gegen Hassrede und Fake News vorzugehen. So war X einer Aufforderung nicht nachgekommen, Accounts rechtsgerichteter Aktivisten zu sperren, die nach Ansicht der Justiz Verschwörungstheorien und Falschinformationen verbreiteten. Der Spiegel beantwortet die wichtigsten Fragen zum Fall.

Tesla entfernt 20 Jahre altes Manifest von Elon Musk von seiner Website

  • Es war ein historisches Manifest, das den Ruf und den Erfolg von Tesla mitbegründete: Vor fast 20 Jahren veröffentlichte Elon Musk auf der Tesla-Website seinen Secret Master Plan, in dem er die Mission des Elektroautoherstellers beschrieb, den Klimawandel zu bekämpfen und die Mobilität zu elektrifizieren. Musk erläuterte darin auch seine Logik, wie aus einem kleinen Sportwagen wie dem Roadster letztlich ein erschwingliches Auto für jedermann werden könnte. Klammheimlich wurde das Manifest nun von der Website gelöscht, wie Forbes bemerkte. Wie das Magazin schreibt, könnte der Grund dafür in Musks aktueller politischer Einstellung liegen. Erst kürzlich hatte er erklärt, er wolle „die Öl- und Gasindustrie nicht verteufeln“. In seinem Manifest hatte er einst eine ganz andere Position vertreten.

Was passiert mit den „Smartphones auf Rädern“, wenn chinesische E-Auto-Start-ups in Schwierigkeiten geraten?

  • Im Oktober 2023 musste das populäre chinesische E-Auto-Start-up WM Motor Insolvenz anmelden. Für Kundinnen und Kunden wurde das zum Problem. Nach der Pleite konnten sie sich vorübergehend nicht mehr in der App des Herstellers einloggen – und damit nicht mehr auf wichtige Funktionen des Autos zugreifen, zum Beispiel die Fernsteuerung der Fahrzeugverriegelung oder der Klimaanlage. Auch das Dashboard zum Ladestatus der Batterie funktionierte nicht mehr. Und WM Motor ist kein Einzelfall: Seit 2020 haben mehr als 20 chinesische E-Auto-Hersteller dichtgemacht. Während es gesetzliche Regeln für die langfristige Bereitstellung von Ersatzteilen gibt, fehlen diese für die oft genauso wichtige Software. Rest of World hat zur Problematik in China recherchiert.

Spiegel im Weltall sollen Sonnenlicht auf die Erde werfen – nachts

  • Das kalifornische Start-up Reflect Orbital will Sonnenlicht auch nach Einbruch der Dunkelheit auf die Erde reflektieren – mithilfe von Orbitalspiegeln im Weltall. 2025 soll ein erster Spiegel testweise in Betrieb gehen und für vier Minuten eine Fläche von fünf Kilometern Durchmesser „beleuchten“, schreibt Golem. Warum? Solarfarmen zur Energiegewinnung könnten damit auch vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergangen Strom erzeugen.

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