This Week in Future #219 // 21.07.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

KI-Pionierin gründet Start-up, um Maschinen das Sehen beizubringen

  • Die Stanford-Forscherin Fei-Fei Li gilt als eine der weltweit renommiertesten KI-Wissenschaftlerinnen – und insbesondere als Pionierin des maschinellen Sehens. Wie die Financial Times berichtet, hat die Informatikerin nun ein KI-Start-up namens World Labs gegründet. Das Unternehmen soll aber nicht in den Wettlauf um immer größere und fähigere Sprachmodelle einsteigen, sondern KIs räumliches Verständnis beibringen. Dazu soll ein Modell entwickelt werden, das die Beziehung zwischen Objekten im dreidimensionalen Raum und dem Raum selbst verstehen kann. Damit soll die Künstliche Intelligenz ableiten können, was beispielsweise passiert, wenn eine Katze ein Wasserglas an den Rand eines Tisches schiebt oder ein Roboter ein Paket in ein Schwimmbecken fallen lässt. Gelingt das, könnte dies insbesondere die Entwicklung und den Einsatz von autonomen Robotern und Drohnen erleichtern.

Meta will multimodale KI nicht in der EU herausbringen

  • Der Facebook-Konzern Meta arbeitet an einer multimodalen Version seines LLaMA-Modells, einem Sprachmodell also, das beispielsweise auch Bild-, Video- und Audioinhalte verarbeiten kann. Doch wie Meta nun gegenüber dem Magazin Axios mitteilte, soll das Modell nicht für Kundinnen und Kunden in der EU zur Verfügung stehen. Die Begründung? Das „europäische regulatorische Umfeld sei nicht vorhersehbar“, so Meta. Erst kürzlich hatte das US-Unternehmen nach Einwänden von Regulierungsbehörden und NGOs seine Pläne aufgegeben, Daten von Facebook- und Instagram-Nutzern aus der EU für KI-Trainings zu verwenden. Ob und wie Meta die künftigen Einschränkung bei multimodaler KI durchsetzen will, ist fraglich. Denn zuletzt wurden die LLaMA-Modelle unter weitestgehend offenen Lizenzen veröffentlicht, die keine geografische oder nationale Beschränkung der Nutzerkreise vorsehen.

OpenAI führt Gespräche über die Produktion eigener KI-Chips

  • Medienberichten zufolge führt das ChatGPT-Unternehmen OpenAI Gespräche mit Chip-Designern, um die Entwicklung und Produktion eines eigenen KI-Chips voranzutreiben. Damit wolle die Firma die Lieferengpässe bei den für das Training von Künstlicher Intelligenz nötigen Grafikprozessoren, wie sie insbesondere Nvidia herstellt, überwinden. Schon zuvor war berichtet worden, dass OpenAI-Chef Sam Altman mehrere Milliarden Dollar einsammeln wolle, um mit Partnerunternehmen ein Netzwerk an Halbleiter-Fabriken zu bauen. Mehr dazu könnt ihr bei Yahoo Finance nachlesen.

Nvidia könnte seinen Wert in den nächsten Jahren noch vervielfachen

  • Der Tech-Investor James Anderson glaubt, dass Nvidia in zehn Jahren eine Marktkapitalisierung von fast 50 Billionen US-Dollar erreichen könnte, berichtet t3n. Anderson hebt die Schlüsselrolle des Chip-Herstellers im Bereich der generativen KI hervor – für deren Entwicklung Nvidia die entscheidende Hardware liefert. Seit Jahresbeginn stieg der Kurs der Nvidia-Aktie um 162 Prozent, wodurch das Unternehmen über drei Billionen Dollar wert ist.

KI-Firmen bekommen immer weniger Daten für das Training ihrer Modelle

  • Bahnt sich eine „Content-Krise“ für die Entwickler von Künstlicher Intelligenz an? Davon spricht zumindest eine Untersuchung der Data Provenance Initiative des renommierten MIT. Sie hat 14.000 Webseiten analysiert, deren Inhalte bisher in wichtigen Datensätzen zum Training von KI-Modellen enthalten waren, und dabei festgestellt, dass der Zugang für KI-Unternehmen immer weiter beschränkt wird. Insgesamt betreffe das fünf Prozent der Daten, bei „hochqualitativen Quellen“ sogar 25 Prozent. Nachdem ihre Inhalte zunächst ohne Genehmigung und ohne Gegenleistung für die Entwicklung von KI-Sprachmodellen genutzt wurden, verlangen Anbieter wie Reddit, StackOverflow, aber Verlage inzwischen Geld von KI-Unternehmen. In Zukunft könnte das vor allem für kleinere KI-Entwickler oder Forschungsgruppen, die auf öffentliche Datensätze angewiesen sind, die Arbeit erschweren. Mehr dazu könnt ihr bei der New York Times nachlesen.

US-Kryptobranche spendet für Donald Trump – und hofft auf weniger Regulierung

  • Die US-Kryptoindustrie mischt auch im Präsidentschafts-Wahlkampf mit – und unterstützt Donald Trump und seinen Vizepräsidentschaftskandidaten JD Vance. Im Gegenzug hofft sie auf weniger Regulierung. Tatsächlich hat sich Vance wiederholt als Befürworter von Bitcoin und gegen die aktuelle Politik der Regulierungsbehörden ausgesprochen, wie etwa Politico berichtet. Wie nun die Website Follow The Crypto nachvollziehen macht, hat die Kryptobranche bislang mindestens 187 Millionen US-Dollar für Wahlkampfunterstützungen bereitgestellt. Der Krypto-Super-PAC Fairshake alleine verbucht 177,9 Millionen US-Dollar, fast so viel wie MAGA Inc., Donald Trumps offizieller Super-PAC, der rund 178,6 Millionen US-Dollar eingesammelt hat.

Bestellung von 100 Lufttaxis: Großauftrag für Lilium aus Saudi Arabien

  • Das deutsche Lufttaxi-Start-up Lilium hat einen Liefervertrag mit dem Konzern hinter Saudi Arabian Airlines geschlossen. Demnach wird das Start-up aus Weßling bei München bis zu 100 seiner Lilium Jets an das vom saudischen Königshaus kontrollierte Luftfahrtunternehmen Saudia Group liefern. Der Auftragswert wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Der Lilium Jet soll mit 36 elektrischen Mantelpropellern auf vier schwenkbaren Tragflächen senkrecht starten und landen und bis zu sieben Passagiere befördern können. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Zweifel am Lilium-Konzept, gerade was die Reichweite der Jets angeht. Der erste bemannte Flug wurde auf Anfang 2025 verschoben – und dem Unternehmen drohte das Geld auszugehen. Der Großauftrag aus Saudi Arabien ist also von strategischer Bedeutung für Lilium.

Neues Medikament ließ Mäuse in einem Experiment 25 Prozent länger leben

  • Ein Forschungsteam aus London und Singapur hat an Mäusen einen Wirkstoff getestet, der deren Lebensdauer um fast 25 Prozent verlängerte. Das Medikament griff dabei gezielt das Protein Interleukin-11 an, das offenbar eine Rolle beim Alterungsprozess spielt. Die so behandelten Mäuse waren gesünder, kräftiger und erkrankten seltener an Krebs als die nicht behandelten Artgenossen. Ob bei Menschen dieselbe Wirkung erzielt werden kann, gilt es noch herauszufinden. Die BBC berichtet ausführlicher über das Experiment und die begleitende Studie.

Gelähmter Patient kommuniziert dank Brain-Computer-Interface

  • Forscherinnen und Forscher der Universität Tel Aviv und des Tel Aviv Sourasky Medical Center haben eine Technologie entwickelt, die es gelähmten Patienten ermöglicht, durch Gedanken zu sprechen, erklärt ein Artikel von Interesting Engineering. Mithilfe einer implantierten Gehirn-Computer-Schnittstelle konnten Silben, an die ein an Epilepsie leidender Patient dachte, ausgelesen und von einem Computer in Sprache umgewandelt werden. Dahinter steckt maschinelles Lernen, um die elektrischen Signale des Gehirns zu interpretieren und zu „übersetzen“. Dies könnte zukünftig gelähmten Menschen helfen, wieder zu kommunizieren.

Dieser vierbeinige Roboter sammelt autonom Zigarettenstummel

  • Milliarden von Zigarettenkippen werden jedes Jahr auf den Boden geworfen – und eine grundsätzliche Verhaltensänderung der Menschen ist nicht absehbar. Daher hat das Italian Institute of Technology einen vierbeinigen Roboter namens VERO entwickelt, der mit Staubsaugern an den Füßen ausgestattet ist und autonom Zigarettenstummel aufsammeln kann. Bei Tests, zum Beispiel am Strand, erwischte er fast 90 Prozent der Kippen. Mehr dazu erfahrt ihr bei IEEE Spectrum.

Ein halbiertes Smartphone, das es nie auf den Markt schaffte, ist aufgetaucht

  • In diesen Tagen tauchte ein faszinierendes Relikt aus der Start-up-Geschichte der 2010er Jahre auf. Andy Rubin, bekannt als Gründer von Android, hatte 2015 das Unternehmen Essential gegründet, um Smartphones und andere Technologien zu entwickeln. Mit Project Gem arbeitete er an einem Telefon, das wie ein der Länge nach halbiertes Smartphone aussieht. 2019 wurde es vorgestellt, kurz darauf musste Essential Insolvenz anmelden. Der Softwareentwickler Rob Wainwright hat nun ein Video des obskuren Prototypen geteilt, den er nach eigenen Angaben einfach auf eBay entdeckt und gekauft hat. Das Gerät sei nahezu voll funktionsfähig, abgesehen von einigen Macken, da das verwendete Android-System noch nicht hundertprozentig an den Formfaktor angepasst sei.

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