This Week in Future #218 // 14.07.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Ariane 6 startet erstmals in All – und transportiert auch Fracht für Space-Start-ups

  • Europas Trägerrakete Ariane 6 ist mit vier Jahren Verspätung in dieser Woche vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guyana erstmals ins All gestartet. Ein Jahr nach dem letzten Start des Vorgängermodells Ariane 5 verfügt der Kontinent damit wieder über einen eigenen Zugang in den Weltraum. Technisch und preislich gilt die Ariane 6, verschärft durch die jahrelange Verspätung, allerdings als abgehängt, wie der MDR schreibt. Die Kosten von rund 90 Millionen Euro pro Start der Ariane 6 lägen demnach dreimal so hoch wie für einen Start der Falcon 9 von SpaceX. Dennoch sollen bereits 30 Ariane-6-Flüge geplant sein.

  • Beim ersten Start an Bord befand sich auch Ladung von Start-ups an Bord, die 1E9-Mitgliedern bekannt sein könnten: Der Satellit Curium One von Planetary Transportation Systems aus Kleinmachnow, dessen Gründer dieses Jahr bei unserem Festival der Zukunft mit dem Deutschen Museum war, wurde erfolgreich in den Erdorbit gebracht. Auch die kleine Raumkapsel Nyx Bikini von The Exploration Company – ein Modell davon war im vergangenen Jahr beim Festival zu sehen – gehörte zur Ladung der Ariane 6. Und tut dies immer noch. Denn wegen eines technischen Problems am Ende des Flugs konnte Nyx Bikini nicht auf seinen eigenen Flug zurück zur Erde gebracht werden, sondern verblieb in der Oberstufe der Rakete im All. Das Start-up aus Planegg bei München sieht seine künftigen Pläne durch diesen Rückschlag aber nicht gefährdet.

Elon Musk rechnet mit einer Besiedelung des Mars in 20 Jahren

  • Seit Jahren verkündet Elon Musk, die Menschheit zum Mars bringen zu wollen – in 40 bis 100 Jahren, wie er früher sagte. Doch die New York Times will nach Gesprächen mit SpaceX-Angestellten herausgefunden haben, dass er inzwischen einen ambitionierteren Zeitplan verfolgt: Teams des von Musk geleiteten Raumfahrtunternehmens sollen im vergangenen Jahr damit beauftragt worden sein, erste Pläne für Marssiedlungen zu entwickeln. Denn Musk gehe davon aus, dass in 20 Jahren bereits eine Million Menschen auf dem Mars leben werden. Der Multimilliardär lasse dem Bericht zufolge auch erforschen, ob es möglich sei, auf dem Mars Kinder zu kriegen. Für den Aufbau der dortigen Kolonie habe er bereits… gespendet.

Deutschlands prominentestes KI-Start-up: Der Ärger für Aleph Alpha geht weiter

  • Aleph Alpha gilt als die Hoffnung der deutschen KI-Industrie. Denn das Unternehmen verspricht sichere KI-Modelle, die vor allem in der deutschen Verwaltung und Wirtschaft eingesetzt werden sollen. Doch zuletzt gab es Kritik und skeptische Stimmen, wie wir hier schon vergangene Woche vermeldeten. Laut einem Bericht des Manager Magazins sei das Modell Luminous deutlich schlechter die Konkurrenzprodukte von OpenAI, Mistral oder sogar offene Sprachmodelle wie LLaMA – und würde daher kaum eingesetzt. Nun kommen weitere Meldungen dazu: Weniger als eine Million Euro soll das Start-up 2023 umgesetzt haben. Zudem wird an der angeblich 500 Millionen Euro starken Finanzierungsrunde des Unternehmens gezweifelt, die im November 2023 verkündet wurde. Tatsächlich habe, wie Capital berichtet, Aleph Alpha nur rund 100 Millionen Euro des Geldes direkt erhalten. Das Start-up erklärt die Diskrepanz mit einer Berechnung, bei der auch Auftragszusagen, Forschungsfinanzierung und andere Förderungen berücksichtigt wurden. Das neueste Problem: Einige Manager haben das Unternehmen offenbar verlassen, worüber unter anderem Gründerszene berichtet.

Von Level 5 noch weit entfernt? Wo wir auf dem Weg zur Allgemeinen Künstlichen Intelligenz stehen.

  • Wo stehen wir eigentlich auf dem Weg zu einer Super-KI, an der inzwischen zahlreiche Firmen arbeiten? Zumindest OpenAI hat jetzt eine eigene Skala entwickelt, die den Fortschritt hin zu einer Allgemeinen Künstlichen Intelligenz nachvollziehbar machen soll, berichtet Bloomberg. Diese beginnt mit aktuellen KI-Chatbots, die auf dieser Skala auf Level 1 landen. Auf Level 2 sollen KI-Systeme stehen, die einem Menschen mit Professorentitel gleichkommen. Auf Level 3 sollen es KIs schaffen, die als KI-Agenten komplexe Aufgaben im Auftrag von Nutzerinnen und Nutzern erledigen können. Auf Level 4 soll eine KI dann in der Lage sein, neue Innovationen hervorzubringen. Erst Level 5 wäre eine Allgemeine Künstliche Intelligenz.

„Eno“: Ein generativer Dokumentarfilm, der ohne die üblichen KI-Urheberrechtsdebatten auskommt

  • Er basiert auf 30 Stunden Interviews und 500 Stunden Filmaufnahmen, die alle ganz offiziell für seine Produktion verwendet werden durften: Der Dokumentarfilm Eno, der sich mit dem kreativen Werk des legendären Musikers Brian Eno beschäftigt, ist der erste generative Film in Spielfilmlänge, der von einer eigens entwickelten Software namens Brian One bei jeder Aufführung neu zusammengestellt wird. Zentrale Szenen und Aussagen sind in jeder Version enthalten, deren Reihenfolgen und das darüber hinaus gezeigte Material verändert sich. Wie das funktioniert und was für ein spezielles Erlebnis dadurch möglich wird, darüber hat The Verge mit dem Regisseur Gary Hustwit gesprochen.

Senken die Abnehmspritzen etwa das Demenzrisiko?

  • Die Diabetesmedikamente Ozempic und Wegovy, die auch als Abnehmspritzen bekannt wurden, erleben einen weltweiten Hype. Zusätzlich angefacht wird dieser, weil in letzter Zeit immer mehr mögliche Nebenwirkungen bekannt werden, die positiv sein könnten. Dazu soll eine erhöhte Fruchtbarkeit bei Frauen gehören, die zuvor erfolglos versucht hatten, schwanger zu werden. Wie eine neue Studie zeigt, könnten die Medikamente auch das Demenzrisiko deutlich senken. Das Forschungsteam untersuchte die Krankheitsgeschichte von 100.000 US-Patienten und stellte fest, dass Patienten, die Spritzen mit dem Wirkstoff Semaglutid erhalten hatten, ein um 48 Prozent geringeres Demenzrisiko aufwiesen.

Kalifornien bekommt einen Flugtaxi-Service

  • Die Fluglinie Southwest Airlines und das Flugtaxi-Start-up Archer haben eine Partnerschaft geschlossen, deren Ziel es ist, ein Netzwerk für elektrische Flugtaxis aufzubauen. Dieses soll zunächst Kalifornien abdecken. Kundinnen und Kunden sollen spontan On-Demand-Flüge mit den vertikal startenden und landenden Drohnenflugzeugen von Archer buchen können. Diese sollen Strecken, die mit dem Auto 60 bis 90 Minuten dauern, in 10 bis 20 Minuten abdecken können. Southwest Airlines will an 14 Flughäfen in Kalifornien mehrere Positionen sowie Wartungspersonal für die Lufttaxis zur Verfügung stellen.

Der Freistaat Sachsen verärgert mit Bitcoin-Verkäufen die Kryptowelt

  • Anfang des Jahres beschlagnahmte das Landeskriminalamt Sachsen fast 50.000 Bitcoin, als es wegen Geldwäsche und anderer illegaler Aktivitäten gegen die Betreiber der Webseite Movie2k.to ermittelte. Der damalige Gegenwert: fast drei Milliarden US-Dollar. Inzwischen hat die Sicherheitsbehörde damit begonnen, ihre Bitcoin-Bestände zu verkaufen und sorgt damit für Kursschwankungen. Wie CoinDesk schreibt, sorgt das in der Kryptowährungs-Community für Kritik, Häme und Beschimpfungen.

Die Bitcoin-Minen in Texas machen Lärm – offenbar zu viel Lärm

  • Macht Bitcoin krank? Nein, natürlich nicht. Doch das Schürfen der digitalen Kryptomünzen möglicherweise schon. Das berichtet jedenfalls das Time Magazine in einer Reportage aus Granbury, Texas, wo auf einem eingezäunten Schotterfeld Dutzende gut belüftete Container mit Hunderten Computern rund um die Uhr arbeiten. Sie bestätigen Bitcoin-Transaktionen und schürfen neue Bitcoins. Vor allem seien sie laut. Sehr laut. Anwohnerinnen und Anwohner berichten, dass der Dauerlärm bei ihnen Migräne, Schlaflosigkeit, Tinnitus-ähnliche Ohrgeräusche, Schwindel, Herzrasen, Panikattacken und sogar Hörverlust verursacht. Nach texanischem Recht sind die Betroffenen derzeit allerdings praktisch machtlos, da die Lärmschutzbestimmungen des US-Bundesstaates großzügig formuliert sind. Die örtliche Polizei konnte bisher nur einige Bußgelder verhängen.

Können wir wirklich alle 100 Jahre und älter werden? Nicht alle Experten sehen das so.

  • Weltweit wird an renommierten Forschungsinstituten, aber auch von gut finanzierten Start-ups unter der Überschrift Longevity an Möglichkeiten geforscht, das Altern zu bekämpfen, zu stoppen oder gar umzukehren. Immer wieder wird prognostiziert, dass es zukünftig normal sein werde, 100 Jahre und älter zu werden – bei bester Gesundheit. Doch in der Fachwelt herrscht darüber längst keine Einigkeit. Das Wall Street Journal zitiert mehrere Expertinnen und Experten, die sich intensiv mit dem menschlichen Altern beschäftigt haben, und derzeit nicht von einer deutlich steigenden Lebenserwartung ausgehen.

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