This Week in Future #217 // 07.07.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Kommt die Singularität immer näher?

  • Der Moment, in dem wir mächtige Künstliche Intelligenz mit unseren menschlichen Gehirnen koppeln können, um zu Supermenschen zu werden, kommt immer näher, sagt der US-amerikanische Autor, Erfinder und Futurist Ray Kurzweil in seinem neuen Buch The Singularity is Nearerund in einem ausführlichen Interview mit WIRED. Kurzweil, der sich mit scheinbar überoptimistischen Prognosen zur Entwicklung von Technologie einen Namen machte, die sich erstaunlich oft als zutreffend erwiesen, spricht darin nicht nur über KI, die aus seiner Sicht bald der menschlichen Intelligenz ebenbürtig sein wird und deren Gefahren er für beherrschbar hält. Er spricht auch über das ewige Leben, das er – inzwischen 76 – selbst noch erreichen will. Dafür schlucke er täglich 80 Pillen.

Wegen Künstlicher Intelligenz: Google vermeldet stark gestiegenen CO2-Ausstoß

  • Die Einführung stromfressender KI-Produkte macht sich in Googles Klimabilanz bemerkbar: Wie der Internetkonzern mitteilte, sei der eigene CO2-Fußabdruck in den vergangenen fünf Jahren um 48 Prozent angewachsen. Allein 2023 sollen die CO2-Emissionen um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt haben. Das selbstgesteckte Ziel, bis 2023 klimaneutral zu sein, werde „nicht einfach“ zu erreichen sein. Die Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz sorge für „Ungewissheit“. Weltweit werden Datencenter gebaut, um die Rechenpower bereitzustellen, die für die Entwicklung, aber auch den Einsatz von KI gebraucht wird. Die ganze Geschichte gibt’s beim Guardian.

Bei YouTube kann man jetzt die Löschung von unerlaubten Deepfakes beantragen

  • Mit Künstlicher Intelligenz lässt sich viel Schindluder treiben. Insbesondere ist es inzwischen sehr einfach, Menschen Sätze in den Mund zu legen, die sie nie gesagt haben, oder sie in Situationen zu zeigen, in denen sie nie waren. YouTube hat deshalb jetzt die Möglichkeit geschaffen, explizit „synthetische Inhalte“, die die eigene Person betreffen, entfernen zu lassen. YouTube will allerdings nicht garantieren, dass die Inhalte entfernt werden, da bestimmte Kriterien erfüllt sein müssen, wie zum Beispiel ein bestimmter Grad an Realismus oder die gute Erkennbarkeit der Person, wie es in den Guidelines von YouTube heißt.

Der „ethische“ KI-Musikgenerator Jen enttäuscht im Praxistest

  • Der US-Branchenverband der großen Plattenlabels strebt aktuell eine Klage gegen die populären KI-Songgeneratoren Udio und Suno an. Der Vorwurf: Ihre KI-Modelle sollen unerlaubt mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert worden sein. Seit ein paar Wochen gibt es eine „ethische“ Alternative zu den Tools – den Musikgenerator Jen, dessen Künstliche Intelligenz nur mit offiziell lizensierten Liedern entwickelt worden sein soll. Das mag ehrenwert sein, wie WIRED in einem Praxistest mit fünf Musikprofis allerdings feststellen musste, generiert Jen keine guten Songs. Die Bedienung sei simpel, die Ergebnisse uninspirierend. Schade.

KI-Sprachmodelle haben offenbar eine Vorliebe für bestimmte Wörter

Ukraine-Krieg treibt die Entwicklung autonomer Waffen voran

  • Seit Jahren wird über autonome Waffen, die sogar ohne menschliche Entscheidung Menschen erfassen und töten können, diskutiert – immer wieder wird ein weltweites Verbot derartiger Systeme gefordert. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine treiben ukrainische Unternehmen nun die Entwicklung autonomer Drohnen und anderer Waffensysteme voran, wie die New York Times berichtet. Zum Einsatz kommen dafür Technologien und Bauteile, die inzwischen überall und günstig verfügbar sind und lediglich neu kombiniert werden. Da auch Russland KI-Waffensysteme entwickelt und einsetzt, zeigt sich die Ukraine von internationalen Bedenken – etwa der Vereinten Nationen – unbeeindruckt: „Wir brauchen maximale Automatisierung“, hieß es von einem Minister.

Neues Verfahren soll Recycling von Kleidung ohne Sortieren ermöglichen

  • Nur ein Prozent der weltweit weggeworfenen Kleidung wird aktuell recycelt – der Großteil landet auf Müllkippen. An der University of Delaware wurde nun ein Verfahren entwickelt, das zur Lösung des Problems beitragen könnte. Damit soll Mischfaserkleidung ohne vorherige Sortierung in Einzelteile zerlegt werden, die wiederverwertet werden können. Konkret werden die Polyester-Bestandteile durch den Einsatz von Lösungsmittel, Mikrowellenenergie und einem Zinkoxidkatalysator innerhalb von 15 Minuten zu einem Vorprodukt für neuen Kunststoff abgebaut. Baumwolle und Nylon bleiben dagegen intakt. Das Team plant basierend auf seiner Entdeckung ein Start-up zu gründen, um die Technologie zu kommerzialisieren. Mehr dazu könnt ihr bei MIT Technology Review lesen.

Das erste E-NASCAR-Rennauto wurde vorgestellt – kommt vorerst aber nicht zum Einsatz

  • NASCAR gehört zu den populärsten Motorsportveranstaltungen in den USA. Vor allem wegen der oft harten Kopf-an-Kopf-Situationen und der spektakulären Unfälle. Die Autos sind mit leistungsstarken V8-Motoren ausgestattet. Doch nun hat der Rennveranstalter NASCAR den Prototypen einer elektrischen Alternative zu einem der klassischen Wagen vorgestellt, der von der schwedischen Firma ABB entwickelt wurde und über 1.300 PS leisten soll. Bei Testfahrten erreichte der Wagen ähnliche Spitzenzeiten wie seine Verbrenner-Pendants. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass das Elektroauto die klassischen V8-Boliden schnell ablösen wird. Stattdessen wird eine alternative Rennserie ähnlich der Formula E angedeutet.

US-Regierung investiert in mRNA-Impfstoff gegen Vogelgrippe

  • In den USA breitet sich der Vogelgrippe-Erreger H5N1 in Milchviehbeständen aus. Für ihre bisherigen Maßnahmen dagegen wurde die US-Regierung kritisiert – die Reaktion sei ineffizient. Nun gibt der Staat 176 Millionen Dollar an das Pharmaunternehmen Moderna, um einen mRNA-Impfstoff gegen Vogelgrippe zu entwickeln, 2025 soll die Phase-3-Studie beginnen. Details hat Ars Technica für euch.

Threads hat inzwischen 175 Millionen User

  • Der Twitter- beziehungsweise X-Herausforderer von Meta wächst langsam, aber stetig: Wie The Verge berichtet, verzeichnete Threads am 1. Juli rund 175 Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Im April dieses Jahres waren es noch 150 Millionen. Das ist umso bemerkenswerter, als Threads auf dem ActivityPub-Protokoll basiert, das von zahlreichen Fediverse-Diensten wie Mastodon verwendet wird – und auf Wunsch auch geöffnet werden soll. Dadurch könnte Threads der größte Social-Media-Dienst im dezentralen Netz werden. Auch BlueSky, die einst von Twitter-Chef Jack Dorsey ins Leben gerufene Twitter-Alternative, wächst – wenn auch langsamer. Anfang Juli zählte der Dienst 5,99 Millionen Mitglieder.

Nutzerdaten für KI-Training? Meta bekommt auch in Brasilien Gegenwind.

Wero: Europäische Konkurrenz für PayPal

  • Ein neues Zahlungssystem soll PayPal, Visa und MasterCard Konkurrenz machen. Diese Woche startete Wero, entwickelt von der European Payments Initiative, der unter anderem die Deutsche Bank, die Sparkassen, Unicredit und ING angehören. Ähnlich wie PayPal ermöglicht Wero Echtzeitüberweisungen ohne IBAN oder Kontonummer, sondern mit E-Mail-Adresse oder Telefonnummer. Zumindest dann, wenn die eigene Bank – wie aktuell die Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken – die App unterstützt. Derzeit sind mit Wero Zahlungen von Smartphone zu Smartphone möglich. Ab 2025 soll damit auch bei Onlinehändlern und 2026 im Einzelhandel bezahlt werden können.

Verne: Robotaxis von Rimac sollen 2026 in Zagreb starten

  • Das kroatische Elektroauto-Start-up Rimac, bekannt für seine elektrischen Supersportwagen, will künftig einen eigenen Robotaxi-Dienst betreiben. Dieser wurde unter dem Namen Verne – wie Jules Verne – angekündigt und soll 2026 in Zagreb starten, wie Forbes berichtet. Zum Einsatz kommen sollen speziell gestaltete Kleinwagen mit steiler Front, großen Fenstern und Schiebetüren. Tatsächlich forscht Rimac bereits seit 2017 an Technologie fürs autonome Fahren und tüftelt unter dem Codenamen Project 3 Mobility an Robotaxis, unterstützt von etablierten Autoherstellern wie Kia und Hyundai. Nach dem Start in Zagreb soll Verne unter anderem nach Deutschland und Großbritannien kommen.

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