This Week in Future #203 // 31.03.2024

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Digital Markets Act: EU-Kommission geht gegen Apple, Google, Meta vor

  • Kaum gelten die neuen Bestimmungen des Digital Market Act (DMA) der EU, geht die Europäische Kommission gegen die Big-Tech-Konzerne Apple, Meta und Googles Mutterfirma Alphabet vor. Der Grund für das Verfahren: Es solle geprüft werden, ob die Unternehmen sich an die neuen Regeln halten, berichtet etwa die Tagesschau. Der EU-Kommissar für den Binnenmarkt, Thierry Breton, sagte, man sei davon nicht überzeugt. Laut DMA müssen Plattformen bei Nutzerinnen und Nutzern die Zustimmung einholen, wenn sie deren Daten über verschiedene Dienste hinweg kombinieren wollen. Auch sollen Alternativen zu den App-Stores sowie den standardmäßig ausgewählten Browsern oder Suchmaschinen auf Geräten von Google und Apple besser zugänglich werden.

FTX-Gründer Sam Bankman-Fried muss ins Gefängnis

  • Am Donnerstag wurde in New York das Urteil für Sam Bankman-Fried, den Gründer der kollabierten Kryptobörse FTX, gesprochen: 25 Jahre Gefängnis lautet das vom zuständigen Richter Lewis Kaplan festgelegte Strafmaß. Die Staatsanwaltschaft hatte das Doppelte gefordert. Bereits im November war Bankman-Fried von einer Jury in sieben Anklagepunkten, darunter Veruntreuung von Kundengeldern und Betrug, für schuldig befunden worden. Immerhin sieht es so aus, als könnten viele der betroffenen Kunden Glück im Unglück haben. Dank der steigenden Kurse von Kryptowährungen könnten sie größtenteils oder sogar vollständig ausgezahlt werden. Auch der KI-Boom könnte für die Gläubiger zum Glücksfall werden. Denn über FTX hatte Bankman-Fried 500 Millionen US-Dollar ins KI-Start-up Anthropic investiert. Der Wert dieser Beteiligung wird derzeit auf rund 1,5 Milliarden US-Dollar beziffert.

Wird KI ungeahntes Wirtschaftswachstum ermöglichen?

  • Eine wachsende Zahl ökonomischer Studien prognostiziert, dass Künstliche Intelligenz zu superexponentiellem Wirtschaftswachstum führen könnte – also zu jährlichen Wachstumsraten von 20 Prozent und mehr. Das wären Werte, die selbst in der Hochphase der Industriellen Revolution oder während des Booms der chinesischen Volkswirtschaft unerreicht blieben. Ob die Annahmen, auf denen diese Prognosen beruhen, allerdings realistisch sind, wird kontrovers diskutiert, wie Vox.com in einer interessanten Analyse beleuchtet. Um derartiges Wachstum zu entfachen, müssten Künstliche Intelligenz und Roboter nahezu jede menschliche Arbeit übernehmen können – von körperlicher Arbeit, zum Beispiel im Gesundheitsbereich, bis zur Forschung und Entwicklung. Ob das in absehbarer Zeit gelingt, ist fraglich.

Die „Black Box“-KI wurde geöffnet – zumindest ein bisschen: Datenbank von LAION analysiert

  • Unternehmen wie OpenAI, Google oder Meta verraten nicht, mit welchen Datensätzen ihre KI-Modelle trainiert wurden oder wie genau sie funktionieren. Programme wie ChatGPT oder Gemini gleichen also durchaus einer „Black Box“. Doch nicht alle KI-Projekte sind derart intransparent. Populäre KI-Systeme wie Stable Diffusion oder Midjourney, zum Beispiel, wurden auch mit öffentlich einsehbaren Datensätzen trainiert, die der Hamburger Verein LAION – Large-Scale Artificial Intelligence Open Network – bereitstellte. Der größte Bilderdatensatz von LAION wurde nun von Knowing Machines, einer Forschungsgruppe aus New York, untersucht – mit durchaus interessanten Resultaten. So war die mit Abstand wichtigste Quelle für Bilder die E-Commerce-Plattform Shopify. Insgesamt stammten über 13 Prozent des Materials von Shopping-Plattformen, weil sie über besonders gut beschriftete Bilder verfügten. Bei der Analyse fiel allerdings auch auf, dass die Qualität der Daten „zumindest fragwürdig“ ist, wie Der Standard in einem ausführlichen Artikel schreibt.

  • Übrigens: Mit Robert Kaczmarczyk wird einer der Gründer von LAION bei unserem Festival der Zukunft im Juni in München dabei sein. Natürlich geht’s mit ihm um Open-Source-KI.

Neues von OpenAI: GPT-5, Sprachgenerator, KI-Rechenzentrum

  • Wann kommt GPT-5, die neue Fassung des OpenAI-Sprachmodells? Laut Business Insider soll es im Sommer so weit sein. Das sollen zumindest Insider dem Magazin verraten haben, die bereits eine Fassung des LLMs testen dürfen – und offenbar ziemlich begeistert sind. Es sei „wirklich gut, spürbar besser“. Final sei das Modell allerdings noch nicht. Es werde weiter trainiert und müsse eine Sicherheitsprüfung durchlaufen, um auszuschließen, dass es potentiell gefährliche oder anstößige Inhalte liefert. Ob das Modell letztlich „GPT-5“ heißen wird, ist unsicher. OpenAI-Chef Sam Altman selbst hatte angemerkt, dass „wir dieses Jahr ein fantastisches neues Modell veröffentlichen werden“. Er wisse aber „noch nicht, wie wir es nennen“.

  • OpenAI hat ein neues KI-Modell vorgestellt: Mit Voice Engine lassen sich Stimmen klonen, ähnlich wie beispielsweise mit den Diensten von ElevenLabs oder Resemble AI. Um eine Stimme zu duplizieren, genügt Voice Engine ein kurzes Sprachbeispiel von 15 Sekunden. Laut den Entwicklern soll die Künstliche Intelligenz vor allem das Übertragen von Inhalten in andere Sprachen vereinfachen – etwa bei YouTube-Videos oder Podcasts, die dadurch in der Stimme der Originalsprecher übersetzt werden können. Laut OpenAI sei man sich jedoch auch des Missbrauchspotenzials bewusst. Denn mit solchen Audio-Deepfakes könnten auch Fake News verbreitet werden. Daher arbeite man mit „Regierung, Medien, Unterhaltung, Bildung und Zivilgesellschaft zusammen“.

  • Dass OpenAI große Ambitionen hat, dürfte spätestens seit der Ankündigung von Sam Altman klar sein, sieben Billionen (!) Dollar für die Entwicklung von KI und KI-Infrastruktur einsammeln zu wollen. Wie The Information nun enthüllt hat, arbeitet das KI-Unternehmen mit Microsoft derzeit an einem geheimen Projekt: Gemeinsam wollen die beiden Firmen ein 100 Milliarden Dollar teures Rechenzentrum speziell für Künstliche Intelligenz aufbauen. Der Projektname lautet Stargate, das entsprechende Datacenter soll 2028 eröffnet werden. Microsoft hat das Projekt weder bestätigt noch dementiert. Ein Sprecher sagte lediglich: „Wir planen immer die nächste Generation von Infrastrukturinnovationen, die wir brauchen, um die Grenzen der KI-Fähigkeiten weiter zu verschieben.“

Die NASA plant ein Gewächshaus auf dem Mond

  • Wenn die NASA mit Artemis zum Mond zurückkehrt, soll auch ein kleines Gewächshaus mit im Gepäck sein. Das hat die US-Raumfahrtbehörde jetzt angekündigt. Das sogenannte Lunar Effects on Agricultural Flora Projekt soll herauszufinden, wie „Photosynthese, Wachstum und systemische Stressreaktionen von Pflanzen unter Weltraumstrahlung und partieller Schwerkraft“ funktionieren. Sprich: Wie einfach oder schwer es sein wird, Pflanzen auf dem Mond wachsen zu lassen – beispielsweise, um Nahrung oder atembare Luft mittels Pflanzen zu produzieren. Derzeit ist das Experiment mit der Mission Artemis 3 für 2026 geplant. Es ist jedoch unklar, ob die Raumfahrtbehörde diesen Termin einhalten kann.

Florida will Social-Media-Zugang für Jugendliche einschränken

  • Auch in den USA bekommen es die großen Social-Media-Unternehmen mit immer stärkerem Gegenwind zu tun. Ein neues Gesetz im Bundesstaat Florida verbietet es Apps wie TikTok und Snapchat, Accounts an Jugendliche unter 14 Jahren zu geben. Bei 14- und 15-Jährigen muss dafür nun die Zustimmung der Eltern vorliegen. Ob das Gesetz vor Gericht Bestand hat, ist alles andere als sicher, erklärt die New York Times. Ähnliche Gesetze in anderen Bundesstaaten wurden bereits gekippt – mit dem Verweis auf das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie das Recht, sich selbst Informationen zu beschaffen.

In den Niederlanden wurde Europas längste Hyperloop-Teststrecke eröffnet

  • Obwohl einigen bekannten Hyperloop-Projekte das Geld ausgegangen ist, schreitet die Entwicklung der schnellen Vakuumröhrenzügen voran – auch in Europa. In Veendam, im Norden der Niederlande, wurde nun eine 420 Meter lange Teststrecke am European Hyperloop Center in Betrieb genommen. Eine Besonderheit: Sie verfügt über eine Weiche, damit auch der Spurwechsel der Transportkapseln erprobt werden kann. Das niederländische Unternehmen Hardt Hyperloop will dort in den nächsten Wochen erste Testfahrten durchführen, wie das Start-up mitteilte.

AMD, Intel und Microsoft fliegen aus Chinas Regierungscomputern

  • China will westliche Bauteile und Software aus Regierungscomputern verbannen. Unter anderem sollen CPUs von AMD und Intel sowie Betriebssysteme und Programme von Microsoft zukünftig nicht mehr eingesetzt werden, berichtet Heise. Die Vorgabe der Regierung soll sowohl für klassische Arbeitsrechner und Laptops als auch für Server gelten. Bereits seit mehreren Jahren arbeitet China daran, die Entwicklung eigener CPU- und GPU-Architekturen mit Firmen wie Zhaoxin, Loongson, HiSilicon und Moore Threads voranzutreiben und ist damit durchaus erfolgreich.

Wie Drohnen von Naturschutzaktivisten genutzt werden

  • Drohnen sind inzwischen vergleichsweise günstig und einfach zu bedienen – kein Wunder, dass sie vielfältig eingesetzt werden. Auch für Aktivisten, die sich für den Schutz der Natur einsetzen, gehören Drohnen mittlerweile zur Standardausrüstung, wie der Guardian schreibt. Sie kommen zum Einsatz, um illegalen Fischfang, Wilderei, die Abholzung geschützter Wälder oder Umweltverschmutzung zu dokumentieren. Auch die Haltungsbedingungen in Zoos können aus der Luft überwacht werden. Rechtlich sind die Drohneneinsätze der Aktivisten allerdings oft in einer Grauzone angesiedelt.

Besseres Bier – mit Künstlicher Intelligenz.

  • Es war nur eine Frage der Zeit, bis es diese Meldung in den Newsletter schafft: Mithilfe einer speziell trainierten Künstlichen Intelligenz ist es einem Forschungsteam der belgischen Universität KU Leuven gelungen, besseres Bier zu brauen. Für den Datensatz zu 250 belgischen Biersorten wurden Bewertungen eines professionellen Verkostungsgremiums sowie 180.000 Bewertungen einer Online-Bewertungsplattform herangezogen. Wer es noch genauer wissen will, wird bei Golem.de fündig.

Du willst diesen Newsletter auch? Kein Problem.

Alle Mitglieder des Zirkels This_Week_in_Future erhalten diesen Newsletter direkt in ihr Postfach. Das willst du auch? Kein Problem. Hier kannst du dem Zirkel beitreten. Auf der 1E9-Plattform ist dieser Newsletter exklusiv für angemeldete Mitglieder sichtbar.

Du hast ebenfalls noch Fundstücke der Woche? Dann ruf diesen Newsletter auf unserer Plattform auf und teil sie mit uns in den Kommentaren dazu. Gerne mit ein, zwei Sätzen, warum diese Veröffentlichung bemerkenswert ist.