Hi,
in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.
Wegen KI: Schlechte Stimmung bei Google?
- Verrennt sich Google im KI-Hype und verliert dadurch an Innovationskraft und sogar seine Identität? Zumindest hält das die Entwicklerin Diane Theriault dem Unternehmen in einem mittlerweile vielfach geteilten LinkedIn-Post vor. Die Manager bei Google hätten „keine echte Vision“, sondern würden in die „vage Richtung“ von Künstlicher Intelligenz rennen – und den wertvollen Kern des Unternehmens zerstören: die Mitarbeiter. Tausende von Entwicklerinnen, Designern und anderen Google-Angestellten seien in den letzten Monaten gefeuert worden, die nun eigentlich „gebraucht würden, um mit coolem Kram anzukommen“ und das zentrale Business, die Werbung, voranzutreiben. Diese Politik vergifte auch die Moral bei Google. Für viele Mitarbeiter war es normal, in der Freizeit weiter an Projekten zu arbeiten oder Überstunden zu machen. „Das ist vorbei“, so Theriault. Die Stimmung bei Google sei am Boden, wie auch eine Untersuchung bestätigt, über die zum Beispiel Business Insider berichtet hatte.
Lumiere: Neue Video-KI von Google
- Google hat seinen neuen KI-Videogenerator Lumiere vorgestellt. Aus Texteingaben, also Prompts, oder aus statischen Bildern als Input generiert das Tool Videoclips mit einer Dauer von fünf Sekunden. Außerdem kann es fehlende Bildausschnitte in Videos ergänzen oder einzelne Bereiche in vorhandenen Videos in anderen Stilen darstellen. Besonders gut scheint es zu funktionieren, um Videos von niedlichen Tieren in skurrilen Situationen zu kreieren, schreibt jedenfalls Ars Technica. Technologisch soll Lumiere bisherigen KI-Videogeneratoren – vereinfach ausgedrückt – deswegen überlegen sein, weil es Videos nicht aus vielen kleinen Einzelteilen oder Frames zusammensetzt, sondern in einem Prozess von Anfang bis Ende erstellt. Ausprobieren kann man Lumiere nicht – und es ist noch unklar, ob Google das Tool öffentlich zugänglich macht.
Student entwickelt Tool zur Erkennung von deutschsprachigen KI-Texten
- Für seine Master-Arbeit entwickelte der Student Tom Tlok der Fachhoschule Wedel ein Tool, das mit hoher Zuverlässigkeit erkennen soll, ob deutschsprachige Texte von einer Künstlichen Intelligenz oder von einem Menschen verfasst wurden. Für das Training und die Evaluierung des Detektors wurde ein Datensatz aus insgesamt 140.000 Texten geschaffen. Nach Angaben der Hochschule soll die Zuverlässigkeit des Programms bei beachtlichen 97,89 Prozent liegen. Hier könnt ihr mehr über das Projekt nachlesen. Und hier kommt ihr direkt zum KI-Detektor. Bei den Stichproben der 1E9-Redaktion schlug sich das Tool bisher nicht perfekt, aber ganz gut.
Lassen sich die Risiken von KI durch Hardware bändigen?
- KI-Kritiker warnen seit Monaten vor den Gefahren der Technologie. WIRED stellt nun eine bisher seltene diskutierte Möglichkeit vor, KI zu kontrollieren: Die Regeln für das Training und die Anwendung von KI könnten direkt in die Computer-Chips, also in die Hardware, integriert werden. Zum Beispiel könnten KI-Projekte ohne eine entsprechende Lizenz daran gehindert werden, die volle Rechenpower eines Chips zu nutzen – was das Entwickeln mächtiger KI-Modelle verhindern würde. Die nötigen Lizenzen könnten von Regierungen oder internationalen Regulierern vergeben werden. Auch könnten kryptografische Verfahren genutzt werden, um die nicht-autorisierte Nutzung von KI zu unterbinden.
Das Auswärtige Amt berichtet von russischer Desinformation auf X
- Dass Social-Media-Plattformen für Desinformation missbraucht werden, ist nicht neu. Nun will das deutsche Außenministerium eine gigantische Kampagne auf X, ehemals Twitter, aufgedeckt haben, berichtet Der Spiegel. Über 50.000 Konten sollen gezielt eingesetzt werden, um Regierungen zu schwächen, die die Ukraine unterstützen. Hierfür sollen unter anderem Falschinformationen gestreut und Bewegungen unterstützt werden, die Unmut gegen Regierungen wie jene von Deutschland schüren. Zeitweise sollen pro Tag 200.000 entsprechende Tweets in deutscher Sprache abgesetzt worden sein – darunter auch Tweets, die beispielsweise falsche Zitate von Annalena Baerbock verbreiteten oder der Regierung vorwarfen, das eigene Volk zu vernachlässigen.
KI-generierte Porno-Bilder von Taylor Swift fluten X
- Bei X gingen vergangene Woche mit KI-gefälschte pornografische Bilder von Taylor Swift viral. Bis die Plattform reagierte, wurden sie millionenfach angezeigt, tausendfach geteilt. X blockierte daraufhin zeitweise die Suche nach „Taylor Swift AI“. Druck hatten vorher die Fans des Popstars gemacht, die durch die Verbreitung echter Aufnahmen mit den entsprechenden Hashtags dafür sorgten, dass die KI-Deepfakes weniger Sichtbarkeit bekamen, und die Fakes außerdem meldeten. Wie 404 Media recherchierte, tauchten die Bilder zunächst in einem Telegram-Channel auf und seien vor allem mit dem Text-zu-Bild-Generator Microsoft Designer erstellt worden. X hat inzwischen angekündigt, in Austin, Texas ein Büro mit 100 Vollzeitangestellten einzurichten, die gegen Falschmeldungen und Verstöße gegen die Nutzungsrichtlinien vorgehen sollen.
Wegen Druck und digitaler Überwachung: Frankreich verhängt Millionenstrafe gegen Amazon
- Beschwerden über die Behandlung der Belegschaft bei Amazon sind nicht neu. Nun hat die französische Datenschutzbehörde Nationale Kommission für Informatik und Freiheiten – kurz CNIL – dem Onlinehändler eine Geldbuße von 32 Millionen Euro auferlegt. Denn die Überwachung der Mitarbeitenden in den Versandzentren verstoße gegen die Datenschutzgrundverordnung der EU, berichtet die Deutsche Welle. Die Mitarbeiter seien ständigem Druck ausgesetzt und ihre Aktivitäten würden „bis auf die Sekunde“ mitgezeichnet. Amazon bestreitet das und will rechtliche Schritte gegen die Strafe einlegen.
BMW bestellt humanoide Roboter für seine Fabriken
- Industrieroboter sind bei BMW seit Jahrzehnten im Einsatz. Nun sollen erste humanoide Roboter in den Autofabriken des Konzerns arbeiten, um „schwierige, unsichere und mühsame“ Aufgaben zu erledigen. Welche das genau sein sollen, werde noch identifiziert, schreibt Der Standard. Geliefert werden die menschenähnlichen Maschinen vom US-Hersteller FigureAI. Dessen Roboter Figure 01 ist etwa 1,70 Meter groß, wiegt rund 70 Kilogramm und erinnert ein bisschen an C3PO auf wackligen Beinen.
Nicht vor 2028: Das Apple Car verzögert sich wieder einmal
- Das Apple Car kommt – aber verspätet sich weiter. Das berichtet zumindest Bloomberg. Frühestens 2028 soll Apple ein eigenes E-Auto auf den Markt bringen. Zuletzt waren Beobachter des Konzerns davon ausgegangen, dass der Wagen 2024 vorgestellt werden könnte. Völlig überraschend kommt der geänderte Zeitplan dennoch nicht, denn das seit rund einem Jahrzehnt laufende Project Titan erlebte immer wieder Richtungswechsel. Einst soll ein Auto ohne Lenkrad geplant gewesen sein. Später wurde angeblich entschieden, lediglich ein System für autonome Mobilität zu entwickeln, das an Autobauer lizenziert werden könnte. Auch ein autonomer Shuttle Service soll zeitweise geplant gewesen sein. Erst seit 2018 soll wieder ein vollwertiges Auto angestrebt werden.
FDP will Lokführer mit KI ersetzen
- Als Reaktion auf den Streik der Lokführergewerkschaft GDL kam aus der FDP-Bundestagsfraktion die Forderung, Lokführer in Zukunft verstärkt durch Künstliche Intelligenz zu ersetzen. Konkret war von einer Automatisierungsquote von 20 Prozent für Züge der Deutschen Bahn in den nächsten 15 Jahren die Rede, wie die BILD berichtete. Ein von der Zeitung zitierter Experte geht sogar davon aus, dass autonome Züge menschliche Lokführer in 30 bis 40 Jahren ganz ersetzen werden. Der Spiegel widmet sich ausführlicher der Frage, wie realistisch das ist: Technisch sei mehr Automatisierung machbar, doch das erfordere erhebliche Investitionen. Heutige Lokführer müssten sich außerdem keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen: Schon jetzt sind Tausende Stellen unbesetzt, KI könnte zunächst also diese Lücken füllen.
Wie lässt sich der Wert der Natur in ökonomische Modelle integrieren?
- Wie viel ist eine Honigbiene wert? Oder ein Baum? Und lohnt es sich, natürliche Ökosysteme zu schützen oder wiederherzustellen? Seit Jahrzehnten wird darüber diskutiert, wie man den Wert der Natur in ökonomische Modelle und damit in die Entscheidungen von Politik und Unternehmen integrieren kann. Auch die Forscherin Gretchen Daily vom Stanford Natural Capital Project widmet sich diesem Thema, wofür sie vom MIT Technology Review mit einem ausführlichen Artikel gewürdigt wird. Das von ihr mitgegründete Projekt hat unter anderem die Open-Source-Software InVEST entwickelt, um den Wert der Natur zu quantifizieren und zu kartieren.
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