This Week in Future #186 // 26.11.2023

Hi,

in diesem wöchentlichen Newsletter wollen wir euch Lesens-, Sehens- und Hörenswertes aus anderen Medien und Veröffentlichungen vorstellen. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wollen aber Geschichten und Informationen mit euch teilen, die uns in der 1E9-Redaktion bemerkenswert erschienen.

Sicherheit versus Nützlichkeit: Auf welche Fragen sollten KI-Chatbots antworten dürfen?

  • Haben KI-Chatbots ein Problem mit „gefährlich scharfer“ Mayonnaise? Vielleicht. Zumindest bekam ein Entwickler namens „Teknium“ von der Meta-KI Llama 2 anstelle eines Rezeptvorschlags nur die Antwort, dass der Chatbot die Anfrage nicht bearbeiten könnte, da ein derartiges Rezept „Individuen Schaden zufügen könnte“. Klingt trivial, doch hinter dem Spicy-Mayo-Problem, mit dem sich der Atlantic in einem Artikel beschäftigt, steckt eine ernsthafte Debatte in der KI-Welt: Wie stark sollten die Antworten von KI-Chatbots wie ChatGPT, Bard oder eben Llama 2 eingeschränkt werden, um ihren Missbrauch und die Verbreitung von Falschinformationen zu verhindern? Schließlich bedeutet jede Zensur, dass auch einige legitime, relevante Aufgabenstellungen nicht bearbeitet werden können. Gerade in der Open-Source-Community entstehen daher KI-Modelle, die mehr Spielraum bieten als die Chatbots der großen Anbieter.

LAION: Ein Hamburger Verein setzt sich für offene KI ein

  • Der in Hamburg ansässige Verein LAION e.V. wurde vom Wirtschaftsmagazin Fortune in die Liste der 50 wichtigsten KI-Pioniere der Welt aufgenommen. Spektrum der Wissenschaft hat nun ein ausführliches Interview mit den LAION-Gründern geführt. Der Verein stellt Datensätze zusammen, mit denen KI-Modelle trainiert werden können, und entwickelt auch eigene KIs. Der Grundsatz dabei: Offenheit. KI dürfe „nicht hinter verschlossenen Türen entstehen“, sondern solle demokratisch im Open-Source-Prinzip von einer Fachcommunity entwickelt werden. Die LAION-Gründer sehen aktuell – obwohl, zum Beispiel, OpenAI keinerlei Einblicke in seine Top-KIs wie GPT-4 gibt – die Chance, dass Open-Source-KIs den großen Tech-Konzernen durchaus Konkurrenz machen könnten. Der Wettbewerb zwischen Open- und Closed-Source-Modellen fördere außerdem die Innovation.

Die Öko-Suchmaschine Ecosia startet bald einen eigenen KI-Chatbot

  • Der Marktanteil der Berliner Suchmaschine Ecosia liegt zwar unter einem Prozent, dennoch konnte das grüne Unternehmen mit seinen Werbegewinnen das Pflanzen von 187 Millionen Bäumen finanzieren. Technologisch baut Ecosia vor allem auf der Microsoft-Suchmaschine Bing, aber auch auf Input von Google auf. Wie der Ecosia-Gründer Christian Kroll nun dem STANDARD in einem Interview verriet, will die Firma mit einem eigenen KI-Chatbot für Wachstum sorgen. Er soll auf den Schnittstellen der ChatGPT-Firma OpenAI sowie anderer Anbieter aufbauen und mit eigenen Daten ergänzt werden. Die Benutzung des Ecosia-Bots soll kostenlos sein, auch auf Werbung wird vorerst verzichtet. Den Strombedarf der KI sieht Kroll nicht allzu kritisch. Der Großteil der Energie sei bereits für das Training der KIs verwendet worden – also bereits verbraucht.

Grüne Schifffahrt bis 2050: Ambitioniert, aber möglich

  • Das Knowable Magazine berichtet über Fortschritte in der Schifffahrtsindustrie, die bis 2050 klimaneutral werden soll. Darauf haben sich 175 Mitgliedstaaten der International Maritime Organization kürzlich verständigt. Insgesamt ist die Schifffahrt für drei Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich – und repräsentiert über 80 Prozent des Welthandels. Kurzfristig sollen der Einsatz von Segeln zur Gewinnung von Windkraft, die Beimischung alternativer Kraftstoffe sowie eine Verlangsamung der Schiffe die Emissionen senken. Um klimaneutral zu werden, müsse die Industrie danach jedoch komplett auf neue Antriebe oder Treibstoffe wie grünes Methanol umsteigen. Noch seien diese aber nicht in ausreichenden Mengen verfügbar.

Erfolgreicher Testlauf: Ariane 6 könnte im kommenden Jahr erstmals fliegen

  • Seit fast zehn Jahren wird an der Ariane 6 gearbeitet, der neuen europäischen Trägerrakete der ESA. Bis zu 11,5 Tonnen soll sie in den Weltraum hieven können. Eigentlich hätte sie bereits vor vier Jahren das erste Mal abheben sollen. Nun ist zumindest der erste sogenannte Heißlauftest geglückt, bei dem ein Flug über acht Minuten hinweg mit gezündetem Triebwerk simuliert wurde, wie Aero berichtet. Offensichtliche Fehler oder Probleme gab es dabei nicht. Daher könnte der erste echte Flug bereits im kommenden Jahr stattfinden. Die Ariane 6 soll die europäische Raumfahrt langfristig unabhängiger von Anbietern wie SpaceX machen.

Die Verschrottung der ISS könnte teuer werden

  • Die Internationale Raumstation nähert sich ihrem Lebensende. Ihre Technologie ist weitestgehend veraltet, die Module zeigen mittlerweile Risse und Lecks. Wollte man sie weiter nutzen, müsste sie runderneuert werden – und das ist kaum zu finanzieren. Frühestens im Januar 2031 soll die Station daher endgültig außer Betrieb gestellt und gezielt zerstört werden. Aber auch das wird eine teure Angelegenheit, wie Scientific American jetzt berichtet. Denn die Station einfach in die Erdatmosphäre sinken zu lassen, wäre riskant. Bruchstücke könnten sich lösen und unkontrolliert auf die Erde stürzen. Sicherer wäre es, die ISS mit einem speziellen Modul gezielt in die Erdatmosphäre zu ziehen und so ihre Auflösung und Sturzrichtung kontrollieren zu können. Eine solche Mission könnte die NASA bis zu einer Milliarde US-Dollar kosten.

Gerichtsverfahren um den „Autopilot“: Schlappe für Tesla

  • Ein Richter im US-Bundesstaat Florida sieht „hinreichende Beweise“ dafür, dass der E-Autobauer Tesla und sein Chef Elon Musk über Schwächen des „Autopilot“-Systems Bescheid wussten, diese aber nicht beseitigten bzw. den Einsatz des Autopilots nicht unterbanden. Im Zentrum des Gerichtsverfahrens stand die Schwierigkeit des Assistenzsystems, das selbstständig lenken, Gas geben und bremsen kann, Querverkehr zuverlässig zu erkennen. Mit dem Urteil bekommt die Klägerin – eine Frau, deren Mann 2019 beim Unfall eines Tesla Model 3 mit Autopilot verstorben war – die Möglichkeit, wegen des Todesfalls vor Gericht zu ziehen, um Schadenersatz von Tesla zu fordern. Mehr dazu könnt ihr bei Capital nachlesen.

Open Source: Tesla veröffentlicht Baupläne des 16 Jahre alten Roadsters

  • Vor fast 16 Jahren erschien der Tesla Roadster, das erste Auto des inzwischen wertvollsten Autofabrikanten Tesla. Der auf Basis des vom kleinen Forschungsunternehmen AC Propulsion entwickelten Konzeptfahrzeugs Tzero aufgebaute E-Sportwagen war mit über 2.400 verkauften Exemplaren zwar kein Verkaufshit, aber der Beweis, dass ein in Serie gefertigtes Elektroauto umsetzbar ist und überhaupt Käufer findet. Nun hat Tesla die Pläne für den Roadster als Open-Source-Dokumentation freigegeben – darunter Informationen zur Verkabelung, Steuerung, dem Batterieüberwachungs- und Diagnostiksystem. Wer mag, könnte sich damit also seinen eigenen Roadster bauen.

Alte iPhone-Hüllen verwandeln sich in Blumen und Kräuter

  • Kommt bald ein neues iPhone? Falls ja, bedeutet das nicht nur neue Funktionen und eine noch bessere Kamera, sondern auch, dass alte iPhone-Hüllen nicht mehr passen und im Müll landen. Bisher jedenfalls. Doch das Unternehmen iGreen Gadgets hat eine andere Idee, wie DesignBoom berichtet. Es hat eine Hülle für iPhones vorgestellt, die in Erde eingepflanzt werden kann, wenn sie nicht mehr gebraucht wird. Denn sie besteht aus einem kompostierbaren Material, in das Samen von Gänseblümchen, Basilikum und anderen Pflanzen eingebettet sind.

Elektronische Nasen für mehr Lebenssicherheit

  • Die menschliche Nase soll etwa eine Billion unterschiedliche Gerüche erkennen können. Ganz so weit sind maschinelle Nasen noch nicht. Doch durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz haben Geruchssensoren deutliche Fortschritte gemacht und könnten jetzt, zum Beispiel, in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommen, wie die BBC berichtet. So soll die E-Nase Sensifi eines israelischen Startups potentiell tödliche Bakterien am Geruch erkennen können. Bisher müssen dafür Proben ins Labor geschickt werden.

Italien verbietet Laborfleisch

  • Noch ist Fleisch, das nicht von Tieren stammt, sondern im Labor wächst, in keinem Land der Europäischen Union zugelassen, sondern nur in den USA und Singapur. Das italienische Parlament stimmte dennoch für ein Verbot von Laborfleisch – es darf daher weder produziert, noch verkauft oder importiert werden. Italiens rechtsgerichtete Regierung will das Land nach eigenen Angaben „vor den sozialen und ökonomischen Risiken synthetischer Lebensmittel“ schützen. Mehr dazu könnt ihr bei Quartz nachlesen.

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