Studie: ChatGPT und andere KI-Tools werden viel gehypt, aber nur wenige interessieren sich dafür

In einer Studie mit mehreren tausend Teilnehmern wurde untersucht, wie generative Künstliche Intelligenz wahrgenommen und genutzt wird. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Menschen noch nie von ChatGPT und ähnlichen Tools gehört haben und nur wenige sie regelmäßig nutzen.

Von Michael Förtsch

Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über eine große Neuigkeit im Bereich der Künstlichen Intelligenz berichtet wird. Vor allem OpenAI und Microsoft, Google, Meta und einzelne Start-ups wie Mistral und Anthropic befinden sich hier in einem Wettbewerb, der mit Milliardenbeträgen geführt wird. Die Technologie soll das Lernen und Arbeiten, die Gestaltung unseres Alltags, unser Verständnis von Intelligenz und auch die geopolitische Machtverteilung auf unserem Planeten grundlegend verändern. Doch kommen diese Prognosen und die Technologie auch bei den Menschen an, die sich nicht tagtäglich aktiv darüber informieren? Eine aktuelle Studie zeigt, dass Künstliche Intelligenz für viele Menschen derzeit kein großes Thema ist.

Die Umfrage der Universität Oxford und des Reuters Institute wurde über die Plattform YouGov in sechs Ländern durchgeführt. In Argentinien, Dänemark, Frankreich, Japan, Großbritannien und den USA wurden jeweils 2.000 Personen zu ihrem Wissen über, ihrer Nutzung von und ihren Erwartungen an generative Künstliche Intelligenz befragt. Die Ergebnisse sind teilweise überraschend, wie die Autoren der Studie betonen. Zwar sei sich die Mehrheit der Befragten bewusst, dass es Künstliche Intelligenz und bestimmte KI-Werkzeuge gibt. Es gebe aber „eine durchaus beachtliche Minderheit in der Bevölkerung“, die vom Hype um Künstliche Intelligenz eher unberührt ist.

Rund 50 Prozent der Umfrageteilnehmer würden beispielsweise ChatGPT kennen. Je nach Land hätten aber auch zwischen 20 und 30 Prozent noch nie etwas von populären Diensten wie eben ChatGPT, Microsoft CoPilot oder Gemini gehört. Hinzu komme, dass von denjenigen, die den OpenAI-Chatbot und vergleichbare Dienste kennen, nur wenige sie wirklich regelmäßig nutzen. „In Japan nutzen ihn nur 1 Prozent täglich, in Frankreich und Großbritannien sind es 2 Prozent und in den USA 7 Prozent”, so die Autoren der Studie. „Viele derjenigen, die angeben, generative KI genutzt zu haben, haben dies nur ein- oder zweimal getan.“

Eher pessimistische Aussichten

Trotz der bescheidenen regelmäßigen Nutzung hätten 24 Prozent aller Befragten angegeben, generative KI beispielsweise für die Informationsbeschaffung und Recherche genutzt zu haben. Und 28 Prozent hätten sie zur Erstellung von Code, Bildern, Audio- oder Videoinhalten verwendet. Nur 5 Prozent sagten, dass sie KI-Tools wie Perplexity, CoPilot oder Ähnliches nutzen, um Nachrichten zu erhalten. Wie die Autoren der Studie anmerken, gibt es natürlich eine Kluft zwischen den Generationen. Im Durchschnitt aller Länder hätten rund 56 Prozent der 18- bis 24-Jährigen angegeben, ChatGPT mindestens einmal genutzt zu haben. Bei den 55-Jährigen und Älteren seien es nur 16 Prozent gewesen.

„Große Teile der Öffentlichkeit interessieren sich nicht sonderlich für generative KI“, schlussfolgert Richard Fletcher, einer der Autoren der Studie. Die Studie deute also auf eine Diskrepanz zwischen dem vermuteten und dem messbaren Interesse an der Technologie hin. Unternehmen wie Google, OpenAI, Meta, Microsoft und andere könnten demnach die Nachfrage der Kunden nach KI-Tools massiv überschätzen. Zudem haben nur vergleichsweise wenige Menschen eine klare Meinung zu den strittigen Punkten der Künstlichen Intelligenz. Über alle Altersgruppen hinweg gibt die überwiegende Mehrheit an, nicht genügend Erfahrung mit Künstlicher Intelligenz zu haben, um beurteilen zu können, ob sie KI-Werkzeugen vertrauen kann.

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Dennoch gab mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie nachhaltige Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz erwarten. Rund 66 Prozent glauben, dass KI-Werkzeuge die Welt der Medien und der Wissenschaft verändern werden. Rund 53 Prozent gehen davon aus, dass Künstliche Intelligenz Einfluss auf nationale Regierungen haben wird. Dagegen glauben nur rund 48 Prozent, dass Künstliche Intelligenz „einen großen Einfluss auf das Leben normaler Menschen“ haben wird.

Unsicher sind sich die Befragten über die Art der Auswirkungen Künstlicher Intelligenz nun gut oder schlechter sein könnte. Die Mehrheit in vier der sechs befragten Länder gab an, dass sich das Leben durch Künstliche Intelligenz wahrscheinlich verbessern wird. Gleichzeitig hatten aber viele Menschen keine klare Meinung dazu. Eine Minderheit glaubt, dass sich ihr Leben durch KI verschlechtern wird. Insgesamt beurteilen die Autoren der Studie die Sicht der Befragten auf die Auswirkungen der Technologie eher pessimistisch.

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